„Mit der Klara ab in die Sahara“: Ensemble „Melodissimo“ lässt im Bürgersaal Stadtbergen die 20er und 30er Jahre wiederaufleben

„Mit der Klara ab in die Sahara“Ensemble „Melodissimo“ lässt im Bürgersaal Stadtbergen die 20er und 30er Jahre wiederaufleben


Zu einer „Dependance der Babelsberger Filmstudios“, wie Akkordeonist Ralf Peters in seiner Begrüßung spaßeshalber anmerkte, wurde vor kurzem der Bürgersaal Stadtbergen. Dort entführte nämlich das Ensemble „Melodissimo“ in die Ufa-Zeit der 20er und 30er Jahre, in der Schlager und Chansons von frech-frivolen Texten geprägt waren und Frauen in schickem Hosenanzug oder atemberaubender Abendrobe für Furore sorgten. Das Ensemble inszenierte den Abend ganz im Sinne der Liebe, die bei einem Gläschen Champagner erst so richtig prickelt. Zu Gehör gebracht wurden unsterbliche Schlagerjuwelen wie „Kann denn Liebe Sünde sein“, „Was wissen Männer von Liebe“ oder „Ich bin die fesche Lola“. Hierbei zeigten die Künstler nicht nur ihr musikalisches, sondern auch ihr schauspielerisches Talent, das stets mit einer guten Prise Humor gewürzt ist. Große Heiterkeit erzeugten Michaela Gumpp-Peters (Koloratursopran) und Elisabeth Wörmann (lyrischer Sopran), als sie sich bei Friedrich Hollaenders Stück „Kinder, heut‘ Abend, da such ich mir was aus“ zwei Männer aus dem Publikum schnappten, um ihnen zusammen mit Gastsängerin Konstanze Hallstein (Mezzosopran) auf der Bühne zu zeigen, dass sie „von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ sind. Den beiden Herren war dies – ganz zur Freude des Publikums – nicht recht geheuer, jedoch machten sie den Spaß mit. Wie manhingegen einen unliebsamen Ehepartner los wird, führte Gasttenor Andreas Saal der amüsierten Zuhörerschaft lebhaft vor. „Ich fahr‘ mit meiner Klara in die Sahara zu den wilden Tieren, denn mir wird immer klarer, ich muss die Klara unbedingt verlieren. Vielleicht kommt ein Löwe, o Schreck, und schnappt meine Klara mir weg, und ich komm ohne Klara aus der Sahara ganz allein nach Hause zurück, welch Glück!“, sang er im Refrain zu Otto Stranskys Stück und bekam dafür großen Beifall. Der Abend im Bürgersaal Stadtbergen enthielt jedoch auch nachdenkliche Momente. So verstand es Elisabeth Wörmann mit ihrer ausdrucksvollen Gesangsstimme, den Marlene-Dietrich-Klassiker „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ gefühlvoll zu interpretieren, während Michaela Gumpp-Peters beim melodramatischen Zarah-Leander-Hit „Nur nicht aus Liebe weinen“ einen besonders stimmungsvollen Auftritt bot. Ein rasantes Tempo legte hingegen Konstanze Hallstein als „Kleptomanin“, so der Titel eines Schlagers von Friedrich Hollaender, während der Zugabe hin. Mühelos nahm ihr das Publikum die Rolle der Verrückten ab, die völlig ungeniert von sich behauptet: „Schon als Mädel war ich immer so erregt, lag was da, was einer achtlos hingelegt, immer gab‘s mir durch den Körper einen Riß, Und dann stahl ich einmal das und einmal dies; ach, ich stahl schon meinem Vater das Gebiß.“ Von „Deck“ gingen die Musiker schließlich mit dem Titel „Das ist die Liebe der Matrosen“ und ernteten dafür noch einmal tosenden Applaus. Die Begleitung zum Gesang lieferten in exzellenter Weise Margot Obeser (Querflöte), Ralf Peters (Akkordeon) und Bernhard Büsch (Violine) sowie die beiden Gastmusiker Ulla Röder (Piano) und Franz Mayer-Musiol (Kontrabass).Weitere Informationen und Konzerttermine sind im Internet unter www.melodissimo.de abrufbar. Text/Bilder: Daniela Ziegler