Lust auf mehr Vögel im Garten?

Lust auf mehr Vögel im Garten?

Sie scheinen so selbstverständlich präsent zu sein, dass sie im Alltag kaum konkrete Aufmerksamkeit von uns Menschen erhalten. Fragt man aber Gartenliebhaber ganz konkret: „Sag mal, wann hast Du zuletzt einen Dompfaff, einen Grünfinken, eine Rauchschwalbe, einen Mauersegler gar oder auch nur einen Haussperling in Deinem Garten gesehen, setzt Nachdenklichkeit und gedächtnisstöberndes Grübeln ein: „Ja, stimmt eigentlich – wann war das doch gleich wieder?“ Mit ein paar hilfreichen Handreichungen für jedermann, kommen Vögel häufiger in den Garten – und bleiben auch dort. Balkon und Terrasse mit eingeschlossen.
Badetag ist jeden Tag, …
„Zizzi-dä“! – Ruft am Morgen die Kohlmeise, schlägt am Mittag der Buchfink und bereichert uns bei einsetzender Dämmerung die Amsel mit ihrem Gesang, dann zeigt sich die Präsenz der Singvögel besonders eindrucksvoll. Doch meist führen sie ein eher heimliches und sogar scheues Dasein. Aber bereits mit einem einfachen Vogelbad locken Sie Vögel aus Versteck und Reserve – und damit in ihren Garten. Frostfreies Wetter vorausgesetzt, befüllen Sie eine solche flache Wasserstelle, die zugleich als Tränke dient, am besten bereits abends. Erfahrungsgemäß nutzen Vögel einen Badeplatz oft schon in den frühesten Morgenstunden. An heißen Sommertagen lohnt sich das Nachfüllen von Wasser um die Mittagszeit. Wenn er es hergibt, begeben sich Gartenvögel übrigens auch die Flachwasserzone Ihres Gartenteichs zu einem ausgiebigen Bad. Badeplatz kann ferner eine im Garten eingerichtete Stelle mit viel Sand sein. Speziell Haussperlinge und Amseln, aber auch die seltener gewordenen Feldsperlinge, putzen darin gerne ihr Gefieder. Ob nasses oder trockenes Vogelbad: Stellen Sie sicher, dass die Gartenvögel darin in jedem Fall nicht von einer Katze oder einem anderen Räuber überrascht werden können!
… Futtertag aber auch
Eher neu erscheint hierzulande demgegenüber der Gedanke, Gartenvögel nicht allein bei bitterkaltem Winterwetter zu füttern, sondern ganzjährig. In Ländern wie England oder Frankreich wird Ganzjahresfütterung von Gartenvögeln seit Jahren erfolgreich betrieben. Pro Kopf ausgaben der Bevölkerung dort: umgerechnet fünf Euro, in Deutschland ist es nur einer pro Jahr. Dafür tummeln sich dort in den Gärten weithin stabilere Vogelpopulationen.
Die Expertin für Ganzjahresfütterung von Wildvögeln, Christine Welzhofer aus dem bayerischen Schönebach, erläutert die Notwendigkeit der Idee umfassenderer Nahrungs-Beihilfe: „Man muss wissen, dass das natürliche Nahrungsangebot für Singvögel, zum Beispiel natürliche Insektenpopulationen, in freier Wildbahn und bis in unsere allzu ordentlichen Gärten hinein seit Jahren rückläufig ist.“ Und sie verweist darauf, das Ganzjahresfutter für Gartenvögel zu jeder Jahreszeit angepasst sein muss, weil sich mit dem Jahreslauf auch die Anforderungen der Singvögel an ihre Ernährung ändert. Dazu noch einmal Christine Welzhofer: „Winterstreufutter hat seine Saison von Oktober bis Februar, März. Für die Stärkung im Frühjahr aber und die Jungenaufzucht bis in den Sommer hinein, benötigen die Tiere ein spezielles Aufbaufutter, das mit Insekten angereichert ist. Im Sommer und bis in den Herbst ist beerenreiche Kost angesagt und nahrhaftes Fettfutter mit naturbelassenem Fett, damit die Vögel gestärkt in den Winter gehen.“ Sie räumt auf mit einem weit verbreiteten, aber zu voreilig gefälltem Urteil vieler Vogelfreunde: „Wenn die Vögel das angebotene Futter nicht komplett fressen liegt es sehr oft an der falschen Rezeptur. Dann sind Komponenten enthalten, welche die Vögel schlichtweg nicht verzehren, weil sie nicht art- oder schnabelgerecht sind.“ Welzhofer hat Ganzjahresvogelfutter entwickelt, das von den Gartenvögeln bis zum letzten Krümel begierig gefressen wird – wahre „Vogelmagneten“, für mehr Vögel im Garten und auf dem Balkon.
Engagierte Vogelfreunde können noch mehr tun
Gartenbesitzer können darüber hinaus auch durch ihre passende Pflanzenauswahl ein vogelfreundlicheres Gartenumfeld schaffen. Mit Blick auf die Verbesserung der natürlichen Nahrungsangebote für Singvögel in Siedlungsgebieten, raten Vogelschützer wie Christine Welzhofer zu folgender Strategie: „Vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein soll immer etwas im Garten blühen, je üppiger, desto besser. Blüten sind für Insekten attraktiv. Schneiden Sie trocken gewordene Samenstände und Halme von im Garten überwinternden Pflanzen möglichst spät, am besten erst im Frühjahr des Folgejahres ab. Zum einen bleiben so die Samen der Pflanzen den Gartenvögeln als Nahrungsquelle erhalten, zum andern nutzen Insekten diese Behausungen als Winterquartiere. Aus letzterem Grund können Sie sogar soweit gehen, im März abgeschnittene Pflanzenreste bis weit in den April hinein zunächst im Garten aufzuhäufeln, damit auch die „Spätaufsteher“ noch sicher aus dem Winterschlaf erwachen können. Erst danach das Schnittgut häckseln und kompostieren.“ Fruchtende Gartengehölze, so genannte Vogelnährgehölze, bereichern mit ihrer beerigen Tracht den Speisezettel der Singvögel zusätzlich. Und sogar unbeachtete, scheinbare Kleinigkeiten helfen echt weiter: „Bekämpfen Sie Blattläuse tunlichst erst, wenn ernsthaft eine nicht mehr zu tolerierende Schadschwelle überschritten ist. Zahlreiche Gartenvögel, so der Hausrotschwanz und der Gartenrotschwanz, füttern ihre Brut damit. Mit von ihnen verfütterten `gespritzten´ Blattläusen, sind schon ganze Bruten umgekommen! Sogar Körnerfresser, wie ganz konkret der Haussperling, füttern ihre Brut anfangs explizit mit nahrhaften Blattläusen!“, so Welzhofer.
Plattenbau oder Baumhaus?
„Nisthilfen gehören in jeden Garten“, rät Christine Welzhofer, „und zwar verschiedene Bauarten, für Höhlenbrüter wie Meisen und Stare ebenso, wie für Halbhöhlenbrüter, zum Beispiel Hausrotschwanz und Singdrossel.“ Fachhandel und Internet bieten dazu reiche Auswahl. „Entfernen Sie nach der Brut den Nistkasten sofort und gründlich, so bereiten Sie ihn für eine mögliche weitere Brut vor. Die Vögel nutzen das Nest kein zweites Mal“, rät Welzhofer.
Für natürlichen Brutraum sorgen vielseitige Gartengehölze, in denen die Nestbauer unter den Singvögeln sich ein Zuhause bauen. Alte Nester gilt es auch hier gründlich zu entfernen, um am frei gewordenen Platz neue Brutplätze anzubieten. Christine Welzhofer wartet mit einem zusätzlichen Tipp auf: „Schneiden Sie lange Triebe in einem Gartenstrauch oder Baum um ein Viertel seiner Länge zurück. Dann treibt dieser Ast oder Zweig in einem Quirl aus. So entsteht eine Art Trichter bzw. halbwegs geschützter kleiner Zweigeraum, in den hinein Vögel ihre Nester besonders gern bauen.“
Nadelgehölze sind gar nicht so spießig
In diesem Kontext der Vogelschutzgehölze spielen auch Nadelgehölze, ebenso gut Koniferen genannt, ihre ganz eigene Rolle. Allzu leicht als spießig verspottet, sind sie gleichwohl sehr vogelnützlich. Ihr dichter Wuchs kommt den Gefiederten im Garten besonders bei rauem Wetter mit seinem Wind zugute. Bei peitschendem Sommerregen, pfeifenden Herbststürmen und eiskaltem (Fr)Ostwind im Winter sind die Vögel froh, im dichten Zweigwerk von Koniferen wie Eibe, Lebensbaum oder Scheinzypresse Schutz zu finden. „Etwa ein Drittel der Gartengehölze sollten Nadelgehölze sein, die dem Garten obendrein eine bessere optische Struktur geben“, rät Christine Welzhofer.
 Mehr: www.welzhofer.eu