AWO und Geschichtskreis auf seinen Spuren im italienischen Trentino. Im St. Romedius-Bergkirchlein gibt es kunstvolle Jugendstilfenster „made in Göggingen“.
Göggingen – Dreißig Jahre lang, bis 1917, war Leo Eichleitner Bürgermeister von Göggingen und erlangte zudem als Glasermeister und Jugendstil-Glasmaler überregionale Bekanntheit. Seine Vorfahren stammten aus dem Fersental, einem Gebiet, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte und heute Teil der italienischen Provinz Trentino ist. Das Tal, in dem heute noch altbairisch und deutsch gesprochen wird, war einst so arm, dass viele Bewohner, darunter auch die Familie Eichleitner, nach Bayern auswanderten. In Göggingen ließ sich die Familie schließlich nieder und Leo Eichleitner behielt noch immer Verbindungen zu seiner Herkunftsregion.
Besonders bemerkenswert ist, dass Eichleitner 1912 der Diözese des Fersentals eine außergewöhnliche Spende machte: Er fertigte die kunstvollen Jugendstil-Glasfenster für die kleine St. Romedius-Bergkirche in Oachlait (heute Roveda) und schenkte sie der Diözese. Diese Glasfenster „made in Göggingen“ zieren bis heute das Bergkirchlein und gelten als besonderes kulturelles Erbe.
Grund genug für die Gögginger AWO und den Geschichtskreis, auf Spurensuche zu gehen. Nach mehreren pandemiebedingten Absagen unternahmen dreißig Gögginger und Göggingerinnen, begleitet von einigen Bergheimern und Inningern, eine Reise ins spätsommerliche Trentino. Auf ihrem Programm standen eine Stadtbesichtigung in Trient und ein Besuch im Kulturinstitut von Palu, dem Hauptort des Fersentals, das sich um den Erhalt der deutschsprachigen Tradition in der Region bemüht.
Höhepunkt der Reise war der Besuch des kleinen Weilers Oachlait/Roveda, dem Herkunftsort der Familie Eichleitner. Hier bewunderten die Reisenden die Jugendstilfenster in der St. Romedius-Kirche und ehrten den großzügigen Gögginger Bürgermeister, der durch sein künstlerisches Erbe auch über die Landesgrenzen hinaus wirkte.
Die Organisatoren der Reise, Franz Kießling und Heinz Münzenrieder, zeigten sich zufrieden: „Das sind wir doch dem Herrn Bürgermeister schuldig!“