„In der Musik gibt es nur eine Sprache“: Roberto Seidel dirigiert ab sofort das Stadtberger Orchester

„In der Musik gibt es nur eine Sprache“: Roberto Seidel dirigiert ab sofort das Stadtberger Orchester


Das Stadtberger Orchester hat einen neuen Dirigenten: Roberto Seidel heißt er. Der 47-jährige Profimusiker gibt nun den Ton an und hat dabei einiges mit den rund 40 Mitgliedern des 1995 gegründeten Laienorchesters vor. Was das ist, hat er in einer Konferenz im Stadtberger Rathaus dem Bürgermeister Dr. Ludwig Fink, dem Kulturreferenten Horst Brunner sowie zahlreichen Pressevertretern verraten. Anwesend war auch Alois Wunder, der Vorsitzende des Orchestervereins. Wie die Repräsentanten der Stadt ist er der Meinung, dass Seidel, der sich auf die ausgeschriebene Stelle beworben hatte, gut zum Orchester passe.Symphonien, Opern, Operetten, Musicals und auch Konzerte für Kinder – dies alles (und noch viel mehr) will der neue „Zeremonienmeister“ aufführen. Dabei reicht sein Repertoire „von Monteverdi bis hin zu zeitgenössischer Musik.“ Darüber hinaus denkt der gebürtige Kronacher schon jetzt daran, Kompositionen eigens für das Orchester in Auftrag zu geben. Doch so motiviert er auch ist, einen negativen Druck auf die Orchestermitglieder will er nicht ausüben. Bis auf ein zusätzliches Proben-Wochenende zur Intensivierung wird sich für die Spieler kaum etwas ändern. „Mir ist bewusst, dass bei den meisten Familie und Beruf noch vor der Musik kommen. Das soll auch so bleiben. Musik soll einfach nur Freude machen“, sagt Seidel. Sein Wirken möchte der Pianist, Cembalist und Organist aber nicht auf das Stadtberger Orchester beschränkt lassen. Er ist an einer Zusammenarbeit mit anderen Musikgruppen vor Ort, aber auch mit Lehrern und Hochschulabsolventen interessiert. Ebenso will er die Städtischen Bühnen in Augsburg und Stadtbergens Partnerstädte einbeziehen. Seidel wörtlich: „Mein Anliegen ist es, Menschen zusammenzubringen, egal woher sie kommen, welcher Generation sie angehören oder welche Konfession sie haben. In der Musik gibt es sowieso nur eine Sprache.“ Mit Seidel am Taktstock hat das Orchester einen Mann gewonnen, dessen Biografie sich wie ein „Who‘s Who der Musik“ liest. Er absolvierte das Studium der Evangelischen Kirchenmusik mit dem staatlichen B-Examen am Richard-Strauss-Konservatorium in München, studierte Chorleitung bei Professor Walter Hagen-Groll und Komposition bei Professor Gerhard Wimberger an der Hochschule Mozarteum in Salzburg. Als Gastdirigent übernahm er Einstudierungen beim Münchener Bachchor, beim Münchener Oratorienchor und beim Chor des NDR. Die Nürnberger Symphoniker engagierten ihn für mehrere Gastkonzerte ebenso wie die Metropolitan Opera (Met) in New York. Als Assistent des Chordirektors Professor Norbert Balatsch war er verantwortlich für die Einstudierung von Richard Wagners „Parsifal“, „Der fliegende Holländer“, „Lohengrin“, „Tristan und Isolde“ bei den Bayreuther Festspielen 1994. Als Chordirektor wurde Roberto Seidel an das Metropoltheater in Berlin engagiert. Danach an das Theater der Landeshauptstadt Magdeburg und an die Städtischen Bühnen Augsburg Sein Debüt als Operndirigent gab Roberto Seidel am Stadttheater Luzern mit W.A. Mozarts „Die Zauberflöte“. Im Jahr 2000 übernahm er hauptamtlich das Kantorat der Stadtpfarrei Maria vom Guten Rat an seinem Wohnort München und gründete die Chorgemeinschaft Maria vom Guten Rat, mit der er auf Konzertreisen auch ins Ausland geht. Was aber bringt einen so hochkarätigen Musiker dazu, ein Laienorchester dirigieren zu wollen? Dafür hat Seidel schnell eine Antwort parat: „Erstens ist mir jegliches Karrieredenken fremd, zweitens kann man Amateurmusiker ganz anders motivieren und drittens hat man mit einem Laienorchester viele Möglichkeiten. Es eröffnet sich ein anderer Zugang. Gemeinsam werden Bezüge geschaffen, aus denen ein Ganzes entsteht. Dafür hat der Dirigent viele Monate Zeit.“ Wie in der Konferenz bekannt wurde, sucht das Orchester weitere Mitglieder. Wer mitwirken möchte, soll sich beim Orchesterverein unter Telefon (0821) 793485 melden.Das erste Konzert mit dem neuen Dirigenten findet übrigens am Samstag, 12. April, im Stadtberger Bürgersaal statt. Gespielt werden Werke von Mozart und Schumann. Nähere Informationen unter www.stadtberger-orchester.de Bilder/Text Daniela Ziegler