GÖGGINGEN: Seit 50 Jahren kein Mangel an Kunden

Konnte mit ihrem Heißmangelbetrieb auch schon viel Kundschaft aus dem Neubaugebiet Friedrich-Ebert-Straße gewinnen:Inhaberin Evelin Butz

Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es in Göggingen, aber auch in den meisten anderen Ortschaften praktisch alle paar Straßen weit eine so genannte Mangelstube, für viele Hausfrauen sogar fußläufig erreichbar. Hier bekamen sie ihre größeren, frisch gewaschenen Wäscheteile perfekt geglättet und schrankfertig zusammengelegt; in erster Linie Tisch- und Bettwäsche. Auch heute noch erfolgt dies über einer großen beheizten Walze, eben der Heißmangel. Das erfordert spezifische manuelle Vorbereitung der einzelnen Teile, große Sorgfalt beim Einlegen, Fachwissen betreffend die Eigenschaften der verschiedenen Stoffe und technisches Know-How, falls die Maschine mal eine Störung hat. Kein Wunder, dass all diese Kenntnisse einer Mangelstuben-Betreiberin an die nächste weitergegeben wurde, idealerweise innerhalb der Familie – wie im Fall des an der Merowingerstraße gelegenen Heißmangelbetriebs, der jetzt auf 50-jähriges Bestehen zurückblickt und in zweiter Generation ein inzwischen selten gewordenes Gewerbe betreibt, das aber nach wie vor stark gefragt ist.

„Auch viele unserer Kundinnen sind bereits die zweite Generation“, erzählt Evelin Butz, „und sie erinnern sich gern daran, dass sie schon als Kind ihre Mutter hierher begleitet haben, an die Faszination der riesigen Maschine und an das eine oder andere Bonbon, das sie hier geschenkt bekamen. Die Mangelstube war auch immer schon ein sozialer Treffpunkt, hier tauschte man Neuigkeiten aus, und für viele Frauen war meine Mutter Ansprechpartnerin bis hin zu ganz persönlichen Dingen.“ Auch heute noch seien ältere Kundinnen hocherfreut, wenn sie Gisela Kolberg, die ehemalige Inhaberin und Mutter von Evelin Butz im Laden antreffen. Inzwischen gibt es hier ja auch Zeitungen, Zeitschriften und Streifenkarten, ist die Mangelstube auch Lotto-Annahmestelle. „Da bin ich sehr froh, dass ich mich, wenn’s mal eng wird, auf die Hilfe meiner Mutter verlassen kann“, gibt Frau Butz gern zu, „sie springt auch ein, wenn ich Besorgungen machen oder irgendwas erledigen muss!“ Jetzt, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums, ist es ihr ein besonderes Anliegen, all ihren Kundinnen für ihre Treue zu danken und sie hofft, die Heißmangel noch viele Jahre betreiben zu können. Das hofft ihre Kundschaft bestimmt auch, denn Mangelstuben sind inzwischen Mangelware …

Text/Bild:
Gunnar
Olms