Göggingen: Feuerwehr wählt Nachfolger ihres Kommandanten mit „Traummaßen“

Göggingen: Feuerwehr wählt Nachfolger ihres Kommandanten mit „Traummaßen“

Er erreichte die Traummaße 60-40-10 eines Feuerwehrmannes: er wird heuer 60, nach 40 Dienstjahren, davon 10 als Kommandant – im Rahmen der Jahreshauptversammlung am Dreikönigstag trat ­Albert ­Heidelberger zurück. Zu seinem Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter ­Kai ­Faßnacht gewählt, neuer Vize ist Christian Laier; in den Vorstand nachgewählt wurde dessen Namensvetter Harald Laier, der Jugendwart der Gögginger Wehr.
Gewohnt routiniert führte der
Vorsitzende ­Berndt ­Siebeneichler die Versammlung und präsentierte ein erfolgreiches Vereinsjahr, das nur entfernt Mühe und Aufwand für eine glatte Vereinsführung erahnen ließ. Entsprechend unspektakulär verlief die Entlastung des Vorstandes. Kassier Alexander Degle konnte neuerlich einen ausgeglichenen Haushalt vermelden. Da der geplante Neubau des Gerätehauses auch das Vereinsbudget belasten wird hat der Vorstand bereits im vergangenen Jahr begonnen, Rückstellungen für die absehbaren Mehrausgaben zu bilden. Etwas emotionaler wurde die Atmosphäre als bei der Totenehrung an den einzigen Verstorbenen des vergangenen Jahres, den Ehrenvorsitzenden Hans Mayr erinnert wurde. Erfreulicher waren dann die Ehrungen langjähriger Mitglieder des Vereins. Geehrt wurden im
Einzelnen:
Für 50 Jahre Vereins-Mitgliedschaft Dieter Wildenauer: für 40 Jahre Claus Hereth; für 25 Jahre: Marcus Hurler, ­Andreas ­Gillich, Christof Degle, ­Andreas Reger und ­Matthias Weißenbach.
Die Jahresstreifen für 30 Jahre Aktiven Dienst erhielten ­Manuel Nieto, Thomas Heinle, Michael Schwinger, ­Joachim ­Wetzenbacher, Alexander Degle
und Martin Körner; die für 20-jährigen Dienst: Martin Krohne, Jörg Fischer, Michael Schmid, Florian Heidelberger und Jörg Kupke.
Die Freiwilligen Feuerwehren Göggingen und Haunstetten sind die einzigen der sechs Stadtteilfeuerwehren, die noch rund um die Uhr ausreichend Personal für Einsätze stellen können. Gestemmt wird der Dienst von derzeit 80 Aktiven, in Ausbildung befinden sich 18 Jugendliche, im Verein engagiert sind derzeit 206 Mitglieder. 2011 waren 109 Einsätze zu bewältigen, davon 49 Brände und 32 technische Hilfeleistungen. Damit hieß durchschnittlich zweimal pro Woche für die Feuerwehrleute alles stehen und liegen zu lassen und zum Gerätehaus zu eilen. Auch verstetigt sich der Trend, dass die Gögginger etwa in jedem dritten Fall in andere Stadtteile gerufen werden. Ihren Einsatzwert bewiesen die Gögginger im vergangenen Jahr u.a. beim Großbrand einer Lagerhalle in der Eichleitnerstraße, sowie dem Brand des Dachstuhls einer Wohnanlage im Univiertel. Als tragischstes Opfer in diesem Jahr gab es glücklicherweise lediglich einen ca. 40 Jahre alten VW Käfer zu verzeichnen, der bei Eintreffen der Rettungskräfte bereits im Vollbrand stand.
Albert Heidelberger hatte sein Amt in einer Zeit angetreten, als die Wehr noch in den Nachwehen des Pfingsthochwassers lag und vor dem Hintergrund eines damals gegen seinen Amtsvorgänger laufenden Ermittlungsverfahrens. „Als Kommandant einer Stadtteilfeuerwehr steht man im ständigen Spannungsfeld zwischen der Mannschaft und der Berufsfeuerwehr“, so ­Heidelberger. Es sei nicht immer leicht gewesen die berechtigten Interessen der jeweils anderen Seite zu vertreten und zu einem vernünftigen Ausgleich zu bringen. So musste er sich den Klagen über die zahlreichen Defekte des von der Berufsfeuerwehr übernommenen, zehn Jahre alten Löschfahrzeugs genau so stellen, wie deren Drängen auf eine ausreichend hohe Zahl Atemschutzgeräteträger. In seiner Abschiedsrede sprach ­Heidelberger das 140-jährige Vereinsjubiläums 2004 an, aber auch den unhaltbaren Zustand des Feuerwehrgerätehauses und er legte den Verantwortlichen der Stadt nochmals die Sorge für das Material und für die Unterbringung seiner Feuerwehrleute nahe. Die Mannschaft dankte Albert Heidelberger für seine Arbeit mit stehendem Applaus.
Feuerwehrchef Frank Habermaier dankte dem scheidenden Kommandanten für die stets angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit, er könne sich nur wünschen mit den Nachfolgern ein ähnlich gutes Verhältnis zu pflegen. Die Früchte der engen Zusammenarbeit zwischen Berufs- und freiwilliger Feuerwehr seien im vergangenen Jahr bei zahlreichen Veranstaltungen zu sehen gewesen. Die große Übung in der Fußball Arena im Vorfeld der Fußball Frauen WM sowie der Tag der offenen Tür der Berufsfeuerwehr und der Empfang der Partnerfeuerwehr aus Bourges zeigten, dass Freiwillige und „Berufer“ nicht nur im dienstlich, sondern auch organisatorisch und privat harmonieren.
Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage der Stadt bleibe man aber auch nicht von Sparvorgaben für einzelne Referate verschont. Die dringend nötige Neubeschaffung einer Drehleiter erschöpfe nahezu den Fahrzeug-Etat für die nächsten beiden Jahre. Dennoch werde im Februar ein neues Tanklöschfahrzeug an die Wehr übergeben. Habermaier nutzte die Gelegenheit bei den anwesenden Feuerwehrleuten nochmals nachdrücklich für eine Beteiligung am Austausch mit der Partnerfeuerwehr in Bourges zu werben, der heuer ins 30. Jahr geht: „Wenn man einmal die Herzlichkeit und die Atmosphäre auf diesem Austausch erlebt hat, versteht man, dass diese Freundschaft etwas ganz besonderes ist.“
Auch Ordnungsreferent Dr. ­Volker Ullrich dankte dem scheidenden Kommandanten für seinen Einsatz, den er als klugen und beredten Lobbyisten für die Belange der Feuerwehr kennengelernt habe. Er hoffe auf eine ähnlich fruchtbare Zusammenarbeit mit seinen Nachfolgern. Bei der Stadt wisse man um die Rolle der Feuerwehr in Göggingen als wichtiger Bestandteil des Brandschutzes in der Stadt. Ullrich stellte eine große Lücke zwischen dem fest, was die Feuerwehr leiste und dem, was ihr die Stadt anbiete. Technisch befinde sich das Gerätehaus auf dem Stand der 50er oder 60er Jahre. Ullrich nutzte die Gelegenheit sich bei all denjenigen Delegierten und insbesondere den beiden anwesenden Stadträten Michael Gierl und Wolfgang ­Kronthaler dafür zu danken, dass sie es geschafft hatten den Etat der Feuerwehr vor weiteren Kürzungen zu verschonen. „Im Gegensatz zu vielem anderen Wünschenswertem ist der Brandschutz eine kommunale Pflichtaufgabe und die dafür aufgewendeten Mittel kommen am Ende allen Bürgern zugute“, so Ullrich. Nachdrücklich äußerte er sich zur Standortfrage für das neue Gerätehaus: „die Feuerwehr gehört ins Zentrum, nicht zuletzt, weil sie als „Inoffizielle Werksfeuerwehr“ für das sensibelste Objekt im Stadtteil, die Hessingklinik fungiere. Man sei zuversichtlich die Standortfrage im laufenden Jahr klären zu können, ab 2013 mit den Planungen zu beginnen und 2014 zum Spatenstich zu schreiten.
 Text: FW Göggingen