Geschichten aus der Geschichte: Vor 200 Jahren: Durch eine hochherzige Schenkung entsteht der Bremhof Der Herr Domdekan hat die Spendierhosen an (von Dr. Heinz Münzenrieder)

In der Bildmitte zwischen St. Georg und dem längst verschwundenen Schloss ist ein Teil des domdekan´schen Ökonomieanwesens zusehen, aus dem der heutige Bremhof wurde. Bild: Stadtarchiv / Sammlung Walter Settele

Arm war er nicht gerade: Der Augsburger Domdekan Friedrich Baron von Sturmfeder, der 1808 das vis a´vis der Haunstetter St. Georgskirche schön gelegene Schlösschen erwarb. Dieses hatten sich die Baiern im Rahmen der Säkularisation 1802/03 unter die weiß-blauen Nägel gerissen. Damals ging auch die jahrhundertelange Herrschaft des Reichsklosters St. Ulrich und Afra über Haunstetten zu Ende. Es wird aufgelöst und das Schlösschen stand zur Disposition, was den Herrn Domdekan auf den Plan rief. Offenbar hatte er auf solche Anwesen eine besondere Lust. Er erwarb nämlich auch in Göggingen ein recht ansehnliches Gartengut. Nämlich das heutige Graf Seyssel´sche Schlösschen am Klausenberg, das heute noch den Singoldort ziert.
Doch ganz offensichtlich hatte der hohe geistliche Herr auch ein gütiges Herz: Am 9. August 1820 – vor etwas über 200 Jahren – schenkte er das Ökonomiegebäude des Schlossgutes samt Wurz- und Krautgarten sowie Erdäpfelanteil und einem Gemeindeteil im Anschlag zu 1.000 Gulden der ledigen und rechtgläubigen sowie keinen bösen Ruf habenden Catarina Wagner aus Radolfszell. Es war seine Haushälterin. Und diese unterschrieb – Ordnung musste sein – noch am gleichen Tag einen Ehevertrag mit dem unbescholtenen römisch-katholischen Hausknecht Klemens Kapfer, der aus der damaligen Ruralgemeinde Lechhausen stammte. So ist es: Manchmal – nicht allzu oft – bekamen auch die Kleinen etwas Butter auf das Brot.
Der gestrenge Gemeindeausschuss
Der Hintergrund der hochherzigen Schenkung war der: Arg wenig Kleingeld hatte nämlich der Lechhauser Bräutigam schon. Und der honorige Haunstetter Gemeindeausschuss war recht streng. Arme Schlucker wollte man im Ort schon gar nicht haben. Die Gemeindeoberen beurteilten die „Causa Klemens Kapfer“ so: Er werde als Gemeindemitglied erst anerkannt, wenn ihm bzw. seiner frisch Anvermählten das Sturmfeder´sche Ökonomiegebäude „zugeschrieben“ wird, was dann der hohe geistliche Herr hochherzig so verfügte. Mit dieser Schenkung trat damit vor 200 Jahren der heutige Bremhof ins Licht der Haunstetter Historie. 1873 ersteigerte Kaspar Settele die Liegenschaft. Seine Nachfahren tätigten erhebliche Zukäufe beim Grundbesitz.
1907 übernahm dann der aus Hirblingen zugezogene Ökonom Anton Brem durch Einheirat den Haunstetter Traditionshof. Seine Nachfolger bewirtschaften heute noch erfolgreich das Anwesen. An dessen reiche Vergangenheit erinnert eine über dem Eingangsportal des Ökonomiegebäudes 1715 angebrachte Steintafel. Die eingemeißelten Buchstaben W. A. S. V. – Willibaldus Abbas Sancti Udalrici – weisen auf den ulrikanischen Abt Willibald Popp hin, der sich verdienstvoll auch um Haunstetten kümmerte. Vom Schlösschen übriggeblieben ist – neben dem heutigen Brem´schen Hof – gerade noch die teilweise vorhandene Umgrenzungsmauer. Und die dort in den 1900er Jahren entstandene Eichendorffschule ist zwischenzeitlich schon wieder zu einem ortsgeschichtlichen Denkmal nachgewachsen.