Wissen Sie noch, wo Sie waren, als Sie von dieser furchtbaren Katastrophe erfahren haben?
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, weil ich mit meiner Familie am 11. März 2011 auf dem Heimweg von Ulm nach Stadtbergen war und am nächsten Tag eine Vernissage im Exerzitienhaus in Leitershofen stattfand.
Als damals aus dem Autoradio die Nachricht ertönte, dass durch den Tsunami im pazifischen Ozean in unserer befreundeten Stadt Fukushima ein Reaktorunglück ausgelöst worden war, schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Was für ein schreckliches Unglück für all die Menschen! Wie können wir helfen? Am folgenden Tag traf ich auf der oben bereits erwähnten Kunstausstellung den damaligen Kulturreferenten Horst Brunner. Sofort schmiedeten wir Pläne, wie, wann und wo wir Hilfsprojekte für unsere japanische Partnerregion ins Leben rufen können. Gemeinsam mit der Stadtberger Bevölkerung und den Gewerbetreibenden entwickelten wir Projekte wie zum Beispiel „Pfand für Fukushima“. Es wurden Benefizkonzerte organisiert, diverse Firmen beteiligten sich mit Spenden und so kamen insgesamt über 100.000 € zusammen, die wir als Spende an die Präfektur in Fukushima übergeben durften. An dieser Stelle möchte ich noch ergänzen, dass auch Kindergärten und Schulen mit dem Projekt „1000 Kraniche für Japan“ und Künstler auch außerhalb Stadtbergens einen finanziellen Beitrag zu dieser Summe erbrachten. Mich persönlich beeindruckte damals besonders die spontane Bereitschaft von über 550 Gastfamilien, die im Evakuierungsfall japanische Bürger gerne aufgenommen hätten. Im Dezember 2011 besuchte uns dann eine 22-köpfige Delegation aus Fukushima in Stadtbergen. Die authentischen Berichte aus erster Hand waren sehr erschütternd: „Der Milchbauer der seinen kompletten Hof mit circa 100 Kühen zurücklassen musste und sich große Sorgen um die Zukunft seiner Familie und Enkel machte“ – um nur ein Schicksal von vielen zu nennen. Für die acht Frauen vom Frauenbund, die Studenten und die betroffenen Bürger der Reisedelegation aus Fukushima bedeuteten diese zwei Wochen ihres Besuches nur ein kurzes Abschalten von ihrer Situation in der Heimat. Noch über Jahre hinweg blieben große Sorgen, tägliche Strahlenmessungen, Dekontamination von Ortschaften sowie das Abtragen verseuchter Erde. Bilder, die sich mir und vielen damals sehr einprägten und unvergessen bleiben..
Ihr Bürgermeister
Paulus Metz