Forstwirtschaft und Klimawandel – von Forstrat a. D. Hermann Stadler

Auch für die Stadt Augsburg als größten kommunalen Waldbesitzer Deutschlands mit über 7500 ha Waldfläche stellt sich die Frage, welche Bäume überhaupt noch Zukunft haben. Die Fichte gilt doch seit Jahrhunderten als „Brotbaum“, der schnell und sicher wächst und viel Geld für wenig Aufwand abwirft. Aber, die zunehmende Trockenheit und starke Hitze in den Sommermonaten der vergangenen Jahre macht unseren Bäumen stark zu schaffen.
Selbst vorsichtige Schätzungen gehen heute von einer durchschnittlichen Temperatursteigerung von 2 Grad Celsius bis 2080 aus. Vor allem die bereits geschwächten Fichten sind so eine ziemlich leichte Be ute für den Borkenkäfer. Hinzu kommen die starken Stürme, die fast jährlich über unser Land hinwegfegen und Schneisen der Verwüstung hinterlassen.
Gleich nach den Stürmen werden auf den von Schadholz freigeräumten Flächen hauptsächlich Laubbäume wie Traubeneiche, Wildkirsche, Wildapfel, Berg- und Spitzahorn, Sandbirke, Elsbeere oder die amerikanischen Roteiche gepflanzt. Aber auch die „eingebürgerte“ und sturmresistente Douglasie wird zunehmend nachgepflanzt, denn sie ist die stabilste Baumart, die wir derzeit kennen; auch kommt dieser aus Nordamerika stammende, sturmfeste Nadelbaum mit dem Klimawandel am besten zurecht. Die Douglasie hat hervorragende Holzeigenschaften, sie eignet sich wie die Fichte sehr gut als Bauholz, ihr Holz ist resistent gegen zerstörende Pilze und Insekten. In Mischbeständen bringen es Douglasie und Buche auf acht Prozent mehr Holzzuwachs als in Reinbeständen, auch ist die Bodenversauerung im Mischbestand von Buche und Douglasie schwächer und der Nährstoffhaushalt deutlich besser.
Das erklärte Ziel ist heute, einen Wald zu gestalten, der Extremsituationen standhält. Die Mischung sei dabei besonders wichtig, denn selbst wenn durch den Klimawandel eine Baumart ausfällt, wachse immer noch eine andere nach.
Diese Mischwälder allgemein sind nicht nur stabiler und widerstandsfähiger als Reinbestände; sie liefern auch mehr Holz.
Wissenschaftler der Lehrstühle für Waldwachstum- und Bodenkunde der TU München forschen zu diesem Thema u. a. auch im Exotenwald bei Diedorf, darunter etwa über Baumarten der Zukunft, wie die wenig bekannten Gehölze Libanonzeder, Baumhasel oder Schwarznuss.
All diese Themen werden auch bei Waldführungen der vhs Volkshochschule Augsburg behandelt.
Im Exotenwald sind nur Führungen mit der Forstverwaltung möglich.
Anmeldungen nimmt die vhs Volkshochschule Augsburg entgegen.
In dem Zusammenhang bedankt sich die vhs jetzt schon beim Auensee Verlag für die Veröffentlichung der im Frühjahr-/Sommer-Semester 2019 stattfindenden Führung im „Augsburger Südanzeiger: Dadurch wird zusätzlich zum vhs-Programmheft ein breiteres Publikum erreicht.
Zur Vormerkung für interessierte Waldbesucher: Exotenwald-Führung durch Forstrat a. D. Hermann Stadler am Samstag, 29.06.2019 von 10.00 bis 12.30 Uhr.
Interessant und lehrreich ist auch der zwischen Forstdienststelle Diedorf und dem eingezäunten Exotenwald gelegene, 2010 errichtete, von Stadtforstverwaltung und Naturparkverein mit staatlicher Förderung durch den Freistaat errichtete und frei zugängliche Klimalehrpfad. Wer auf diesem Waldinformationspfad wandelt, kann erkennen, wie das Ökosystem Wald funktioniert und welchen Beitrag heimische sowie fremdländische Baumarten vor dem Hintergrund des Klimawandels leisten.
Nicht nur bei den vielen treuen Exotenwaldbesuchern, sondern auch bei all den Naturliebhabern, die sich erfreuen an der Schönheit und Vielfalt unserer stadtnahen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern darf sich Herr Stadler bedanken und ihnen im alljährlichen hektischen Vorweihnachtstrubel „a stade Zeit“ wünschen.