Festakt im Bahnpark Augsburg: Sanierte Drehscheibe dem Betrieb übergeben

Jürgen Reichert, Bezirkstagspräsident von Schwaben und Schirmherr des Projektes (rechts), übergab die sanierte Drehscheibe im Bahnpark Augsburg am 17. Mai 2015 feierlich dem Betrieb. Im Bild links Markus Hehl, Architekt und Geschäftsführer der gemeinnützigen Bahnpark Augsburg gGmbH.

Die Welt der Eisenbahn dreht sich wieder im Bahnpark Augsburg: Nach rund vierjährigen Sanierungsarbeiten wurde am 17. Mai 2015 die denkmalgeschützte Drehscheibe feierlich dem Betrieb übergeben. Jürgen Reichert, Bezirkstagspräsident von Schwaben und Schirmherr des Projektes, durchschnitt ein rotes Band und dirigierte anschließend die erste Dampflokomotive auf das restaurierte Bauwerk. Mit der „38 1301“ und der „Posen 2455“ hatten sich zwei historische Dampflokmotiven zum Festakt eingefunden und boten eine spektakuläre Kulisse für die rund 1600 Besucher, die am Wochenende in den Bahnpark gekommen waren.
Die Drehscheibe war im Jahr 1922 von der Firma Noell in Würzburg gebaut worden und diente im damaligen Bahnbetriebswerk Augsburg über viele Jahrzehnte zum „Drehen“ von Dampflokomotiven, die aufgrund ihrer Konstruktion meist nur „vorwärts“  ihre Höchstgeschwindigkeit ausfahren konnten. Zudem wurden die Lokomotiven über die Drehscheibe in den Ringlokschuppen zur Abstellung verteilt. Mit einer Tragkraft von 176 Tonnen und einem Durchmesser von 23 Metern konnten auch die schwersten Loks über diese „drehbare Brücke“ rollen. Doch Ende der 1990er-Jahre hatte die Drehscheibe ausgedient. Der moderne Eisenbahnbetrieb benötigt keine „gedrehten“ Lokomotiven mehr, denn Diesel- und Elektrolokomotiven fahren in beide Richtungen gleich schnell.
Mit dem Museumsprojekt Bahnpark Augsburg wurde die Drehscheibe nun als technisches Denkmal wieder zum Leben erweckt. Die aufwändigen und komplizierten Sanierungsarbeiten mit einem Volumen von rund 300 000 Euro wurden federführend von der Augsburger Stahlbaufirma Matza + Weidner ausgeführt. Da aus alter Zeit keinerlei Unterlagen mehr aufzufinden waren, mussten die Zeichnungen und die statischen Berechnungen neu erstellt werden. Statiker, Metallbauer, Schweißfachleute, Gleisbauer, Elektro-Ingenieure und Denkmalpfleger boten ihr Wissen auf. Materialprüfungen ergaben Aufschluss über den rund 95 Jahre alten Stahl und dessen Belastungsfähigkeit. Schließlich wurde auch der komplette Unterbau mit der „Ringschiene“, den Schwellen und dem Betonfundament erneuert.
Mit der Drehscheibe konnte der Bahnpark Augsburg das erste große Sanierungsprojekt erfolgreich abschließen. Nun konzentrieren sich die Museumsmacher auf die Arbeiten am ebenfalls denkmalgeschützten „Rundhaus Europa“, das zusammen mit der Drehscheibe Mitte April 2015 in die „Europäische Route der Industriekultur“ aufgenommen wurde.
Weitere Informationen im Netz: Einen Rückblick auf die Arbeiten an der Drehscheibe bietet die Homepage unter: www.bahnpark-augsburg.de/aktuell/baustelle-drehscheibe.html