„Faust“-Schläge auf die Lachmuskeln: Nicola Tiggeler und Timothy Peach präsentieren Kabarett der Extraklasse
Gretchen, Faust und Teufelspakt – Wer kennt nicht die wohl dramatischste Geschichte der klassischen Dichtkunst? Doch wenn die Schauspieler Nicola Tiggeler und Timothy Peach Goethes Meisterwerk in Szene setzen, bleibt kein Auge mehr trocken. In einer Comedyshow der Extraklasse haben die beiden Kabarettisten ihr neues Programm vorgestellt und dabei weder Weltliteratur noch Fernsehkultur verschont. Ein paar schäbige Koffer dienten als symbolische Kulisse für ihre aberwitzige Reise durch Seifenopern, Schauspielschulen und Beziehungskisten. Und auszupacken hatten die Beiden eine ganze Menge: Einen wahren Augenschmaus an skurrilen Verkleidungen, urkomische Dialoge und ein grandioses „Gretchen“ in zahllosen Charaktervarianten. Doch den Verwandlungskünstlern war Goethe noch nicht genug, so musste prompt auch noch Loriot als Gaststar einspringen – herrlich der Sketch vom streitenden Ehepaar, das sich unendlich viel und doch rein gar nichts zu sagen hat. Nach der Pause kam es dann zu einem faustdicken Rollenspiel im wahrsten Sinnes des Wortes: Die beiden Darsteller präsentierten auf freche Weise Ihre authentischen Vorsprech-Erlebnisse bei verschiedenen Regisseuren. So konfrontierten sie das begeisterte Publikum etwa mit dem halbstarken „Freudianer“, der die Schauspielschüler nach Strich und Faden auseinander nimmt, oder dem „Streicher“, welcher Fausts berühmte Kästchenszene auf immer weniger Worte zusammenkürzt, um sie letztendlich ganz aus dem Stück zu entfernen. Die ungewöhnliche Kabarettshow bot insgesamt eine herzerfrischende Gratwanderung zwischen Sprachakrobatik und Selbstironie, geistreichem Anspruch und herrlicher Alltagskomik. Um es frei nach Goethe auszudrücken: Nicola Tiggeler und Timothy Peach haben erkannt, was die Welt des Humors im Innersten zusammenhält. Und für die Gäste waren die eigenwilligen „Faust“-Interpretationen einfach nur das, was sie sein sollten: Ein teuflisch gutes Vergnügen.
Text: Thomas Hack,
Bild: Daniela Ziegler