„Es geht uns gut – aber …“

Von links: Christian Toth (Kreisvorsi. Au.-Land), Katrin Michaelis (Kreisvorsi. Au.-Stadt), Albert Duin (ehem. Landesvors. BY), Stephan Thomae MdB (Bez.-vors. Schwaben), Minister Prof. Dr. Pinkwart, Daniel Föst MdB (Landesvorsi. BY), Guido Immler (stelv. Kreisvorsi. Au.-Stadt) Foto: Gunnar Olms

„Seite an Seite“ sang Stefanie Lenk zu Beginn der Veranstaltung. Symbolisch vielleicht für eine gewisse Geschlossenheit, die Augsburgs FDP-Mitglieder beim Neujahrstreffen beseelt haben mag Über die Stadtgrenzen hinaus und sogar bis Nordrhein-Westfalen, woher der Festredner angereist war.
„Unserem Land geht es gut – die Haushalte schwimmen im Geld. Aber ist der Wohlstand, in dem wir jetzt leben, so gefestigt, dass es uns auch in Zukunft gut geht?“ – mit dieser rhetorischen Frage als Einstieg malte FDP-Landesvorsitzender Daniel Föst ein nicht gerade rosiges Bild des Ist-Zustandes der deutschen Wirtschaft. Deutschland sei – zum ersten Mal seit dem Krieg – aus den Top Ten der weltweit stärksten Volkswirtschaften herausgefallen und unter den Top 20 innovativsten Unternehmen der Welt gebe es kein einziges deutsches Unternehmen mehr, gab er zu bedenken und forderte den raschen Ausbau der digitalen Infrastruktur und Investitionen in die Bildung.
In seinem Grußwort stellte Wolfgang Hehl, Geschäftsführer der Augsburg Innovationspark GmbH., der Hausherr des Technologiezentrums, dessen Aufgabe und die des Innovationsparks vor: Es geht darum, den Gästen im Raum den Innovationspark vor und erläuterte dessen Funktion und Aufgabe, Wissensquellen zusammenzuführen mit Anwendern um Innovationsprozesse zu erleichtern und zu beschleunigen und kleine und mittelständischen Unternehmen zu animieren, Forschung und Entwicklung zu betreiben. Vor allem wegen der rasanten technischen Entwicklung seien viele Unternehmen dazu selbst nicht mehr in der Lage, stellte Hehl fest: „Bedenken Sie, das erste industriell hergestelle Auto wurde 19 Jahre lang unverändert gebaut und 68 Jahre lang war weltweit die Wählscheibe des Telefons im Einsatz!“
Die technische Entwicklung und entsprechende Defizite in Deutschland waren auch das zentrale Thema des Festredners, Prof. Dr. Pinkwart, Wirtschaftsminister in Nordrhein-Westfalen. Dass es Deutschland allgemein gut gehe, stellte auch er fest, räumte jedoch ein, dass NRW – nach 7 Jahren Rot-Grün – noch etwas aufholen müsse, und er fand es bezeichnend, dass dort jetzt zum ersten Mal seit 1974 ein schuldenfreier Landeshaushalt aufgestellt worden sei. In diesem Kontext verteidigte er auch das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen: „Wenn wir das alles unterschrieben hätten, was die Grünen von uns gefordert haben, dann hätten sich die Wachstumsbedingungen nicht nur für NRW, sondern auch für Bayern verschlechtert!“
Unerlässlich sei es, die Digitalisierung voranzutreiben und als Beispiel nannte er, dass in seinem Ministerium seit 2005 daran bearbeitet werde, elektronische Gewerbeanmeldungen zu ermöglichen, bereits seit 10 Jahren die dafür nötige Software vorhanden sei, aber die kommunalen Gewerbeämter sich dagegen aussprechen. Höchst innovativ transparent dagegen sei Estland, wo jeder Bürger sehen könne, welche Daten, der Staat von ihm besitze und sogar ein Verlaufsprotokoll anzeigt, wann z. B. welche Behörde auf diese Daten zugreift oder zugegriffen hat. „Das ist Datenschutz! Sie wissen, wer welche Daten von Ihnen hat und können sich damit auseinandersetzen.“
Digitalisierung verändere unser Leben, biete aber auch die Chance, vieles besser zu machen, stellte Professor Pinkwart fest und forderte entsprechenden technischen Ausbau, auch im ländlichen Raum: „Ein Handwerksbetrieb, ein Architekt braucht nicht nur 100 MBit im Download, sondern auch im Upload!“
Nach einer weiteren Gesangseinlage erfolgte zum Abschluss des Neujahrsempfanges noch eine kurze Vorstellung der anwesenden FDP-Kandidaten für die anstehende Landtagswahl.
Für den Besuch und den Festvortrag des Ministers bedankte sich der Augsburger Landtagskandidat der FDP, Guido Immler, mit einem Gastgeschenk, dem Buch über Augsburgs historische Wasserwirtschaft, das Autor Martin Kluger an Ort und Stelle mit einer Widmung versah.