Es geht auch ohne Plastik

Gut besucht war die Infoveranstaltung des Inninger Frauentreffs

Bienenwachstücher zum Essen einpacken, Kastanien zum Wäsche waschen, Haare waschen mit Roggen mehl – diese und viele andere Tipps brachte die Gögginger Journalistin und Buchautorin Sylvia Schaab am 16. Januar zum Vortrag des Inninger Frauentreffs ins dortige Pfarrhaus.
Wenige Männer und viele Frauen informierten sich, wie sie im Alltag weniger Plastik verwenden können: Glas statt Tetrapack – im Supermarkt aber auch bei der Milchabfüllstation in Bergheim oder bei andern lokalen Milchbauern ist ein erster Schritt, Müll zu reduzieren. Einer von vielen, der das Leben eines jeden Menschen plastikfreier, nachhaltiger und auch ein Stück gesünder machen kann. Denn gegen die Unmengen von Plastikverpackungen sprechen auch die Schadstoffe in den Verpackungen, die durch Hitze oder Fett in die Lebensmittel gelangen können. „Daher ist ein plastikfreieres Leben eben auch gut für die Gesundheit“, so Schaab.
Sie empfiehlt im Supermarkt gezielt nach anders verpackten Lebensmitteln zu suchen, in Hof- oder Feinkostläden nach verpackungsfreier Ware zu fragen oder einfach mal auf etwas zu verzichten, was man gar nicht braucht. „Vieles was wir kaufen, tun wir aus Gewohnheit. Diese Gewohnheiten Stück für Stück zu ändern und durch neue zu ersetzen, das ist der Schlüssel für ein Leben mit weniger Plastik. Dabei muss man nicht nach Perfektion streben. Jeder kleine Schritt hilft!“, motiviert Sylvia Schaab ihre Zuhöreri*innen, „denn jede*r muss kann nur bei sich selbst anfangen. Und jede*r ist dabei wichtig! Auch wenn es für den Einzelnen nur eine einzige Shampoo-Flasche ist, auf alle Deutschen hochgerechnet wären es bereits 83 Millionen Flaschen, die man durch eine Alternative spart. Das ist Grund genug, etwas zu tun – auch wenn der Nachbar es nicht tut. Vielleicht stecken wir ihn auch an. Unser Verhalten schlägt Wellen und pflanzt sich fort. Wir gehen als Vorbild voran und andere kommen mit. So geht Veränderung!“
Große Mengen Plastikflaschen überrollen die Welt
Mit wenigen einfachen Mitteln kann man schon eine Menge erreichen. So ist Leitungswasser nicht nur günstiger, sondern spart auch eine Menge Ressourcen. 14-mal reicht die Menge an PET-Wasserflaschen, die in Deutschland jährlich verkauft werden von der Erde bis zum Mond. Dazu kommt, dass für jeden Liter Flaschenwasser zwei Liter Wasser zur Herstellung verbraucht wird. Dabei ist unser Augsburger Trinkwasser strengstens kontrolliert, gut bekömmlich und schier unendlich vorhanden. Zudem spart das eine Menge Geld! Sprudelwasser kann jeder einfach selbst mit einen Wassersprudler selbst herstellen – natürlich am besten in Glasflaschen.
Auch bei den Putzmitteln kann man nicht nur Plastik, sondern auch eine Menge Geld sparen. Mit Natron, Waschsoda, Zitronensäure und Kernseife kann man viele Wasch- und Putzmittel einfach selber mischen. Völlig kostenfrei sind Naturprodukte wie Kastanien und Efeu. Sie enthalten natürliche Saponinen – also Waschsubstanzen – die sauber machen. Auch gekaufte Waschpulver von Ökoherstellern sind umweltfreundlich, machen sauber und sind in Karton verpackt.
Ihr Gemüse bezieht die 48jährige völlig verpackungsfrei von der Solidarischen Landwirtschaft. Wöchentlich bekommt sie saisonales Gemüse von nachhaltigen Landwirten aus der Region. „Da sind oft Gemüse dabei, die ich vorher nicht kannte, erzählt die Mutter von 3 Kindern. „Da muss man eben kreativ werden. Und wenn die pubertierenden Kinder Dinge wir Rüben oder Grünkohl im Winter ablehnen, müssen die Erwachsenen sich ganz schön ranhalten, um alles aufzuessen.“
Das Leben sei dadurch einfacher geworden, sinniert die Journalistin, die für die GRÜNE Liste bei der kommenden Stadtratswahl im März kandidiert. „Ich muss mir vor langen Regalen nicht mehr aus 20 verschiedenen Sorten Nudeln die raussuchen, die ich heute gerade will. Ich wähle einfach die in Papier verpackt sind kaufe sie unverpackt im Augsburger Unverpackt Laden RutaNatur.“ Sie geht kaum noch einkaufen, weil sie viel bevorratet hat und durch die wöchentliche Gemüselieferung auch immer genügend zu Essen im Haus hat. So gibt es bei den Schaabs zuhause eben keine Wocheneinkäufe, sondern eher Monatseinkäufe. Konkret stehen möglicherweise mehrere Läden zum Einkaufen auf der Einkaufstour, aber eben nicht alle auf einmal.
„Wir haben in Göggingen aber auch Glück, dass wir sehr viel unverpackt kaufen können: von der Bäckerei Degle, über Mehl Mayr, dem Hollerhof bis zum Bios gibt es zahlreiche Quellen vor Ort. Sie alle sind dabei bei der Aktion „Brings mit“, die das Forum Plastikfreies Augsburg, das Schaab mitgegründet hat. Damit zeigen die Einzelhändler, dass man bei ihnen mit eigenen Behältnissen einkaufen kann und damit einen Beitrag für ein ressourcenschonenderes Leben leisten.
Sylvia Schaab meint, dass jeder* einfach einen Beitrag leisten kann – sei er auch noch so klein. Ihre Tipps kann man auf Ihrem Blog www.gruenerwirdsnimmer.de oder in ihrem Buch „Es geht auch ohne Plastik“ nachlesen. Wer Sylvia Schaab in Inningen verpasst hat, kann am 20. Februar nach Göggingen in die Bibliothek kommen und sich dort Tipps zum Leben ohne Plastik holen.