Eine Wanderung zu einem Klosterdorf

Am Samstag, den 10. Oktober war es wieder so weit. Die Wandergruppe des Seniorenbeirats Stadtbergen und des TSV Leitershofen machte sich auf den Weg von Geltendorf nach St. Ottilien. Wenn es auch immer wieder zu regnen begann, so war die Stimmung doch gut und man freute sich, endlich wieder einmal wandern zu können.

Der Weg führte zunächst nach Eresing und von dort erreichte man die Einsiedelei St. Ulrich und die Ulrichsquelle, der heilsame Wirkung bei Augenleiden zugesprochen wird. Weiter ging es über Feldwege und durch Wald zum Klosterdorf St. Ottilien, das man gegen Mittag erreichte.

Der Pater Anselm Amrhein erwarb im Jahre 1887 den Ort mit Schloss Emming, in dem er sich mit der 3 Jahre zuvor gegründeten Gemeinschaft der Missions-Benediktiner mit ca. 40 Brüdern und 23 Schwestern ansiedelte. Nach der Patronin der Wallfahrtskapelle benannte der Klostergründer den Ort auf St. Ottilien um. Heute nach 120 Jahren ist ein mustergültiges Klosterdorf entstanden mit Klostergebäude, der im neugotischen Stil errichteten Herz-Jesu-Kirche, 1 Gymnasium, Exerzitien- und Gästehaus, zahlreichen Werkstätten, einer großen Landwirtschaft mit Gartenbau, Verlag und Druckerei. Selbstverständlich dürfen die Klostergaststätte und ein Kloster-Café nicht fehlen.

Nach dem Mittagessen besuchte man die Kirche (jetzt Erzabtei), und das Missions-Museum, in dem die Geschichte und Gegenwart der weltweiten Aktivitäten der Kongregation dargelegt werden mit vielen interessanten Exponaten, vorwiegend aus der Tierwelt und Kunst Afrikas, Koreas und Chinas. Ein besonderes Kleinod ist das Nähmaschinen-Museum mit 380 ausgewählten und restaurierten Maschinen aus aller Welt, angefangen von den ersten funktionstüchtigen Modellen von 1866 bis in die heutige Zeit mit elektrisch betriebenen Modellen.
Zum Abschluss besuchte man noch den KFZ-Friedhof. 1941 beschlagnahmte die Gestapo das Kloster und richtete dort ein Reservelazarett ein. Als die Amerikaner dieses Lazarett 1945 auflösten, konnten dort 450 aus Konzentrationslagern befreite Juden aufgenommen werden. Gleich nebenan und ebenfalls in Bahnhofsnähe befindet sich der Klosterfriedhof mit einem achteckigen Grundriss und drei Terrassenstufen, auf dem die Mönche, gelegentlich Wohltäter sowie die Angehörigen der Mönche ihre letzte Ruhe fanden.

Text: Raimund Strauch – Bild Franz Schmid