Eine Plattform von Frauen für Frauen

Eine Messe von Frauen für Frauen fand im Rathaus Stadtbergen statt. Von links im Bild: Tanja Köhler (BFZ), Monika Tolle (Jobcenter), Simone Probst (Netzwerk frühe Kindheit KOKI), Ulrike Staudner (Perspektive Wiedereinstieg, Beratungsstelle für Kinderbetreuung), Siegrid Hunger (Sozialamt Stadt Stadtbergen) und Dr. Annette Rosch (Agentur für Arbeit).

Im Stadtberger Rathaus war ein Nachmittag für Frauen reserviert. Hier gab es jede Menge an Informationen zu den Themen Rückkehr in den Beruf oder den Beginn einer Ausbildung, aber auch zur Altersarmut.
Seit 1996 ist Siegrid Hunger im Sozialamt der Stadt Stadtbergen tätig und ist Ansprechpartnerin für Frauen- und Gleichstellungsfragen. „Frauen übernehmen in Bereichen des Alltags eine Doppelrolle, sind aber immer noch in dieser oft zu zaghaft und zögerlich. In meiner Berufstätigkeit spielt leider oft die Altersarmut eine Rolle, davon sind vor allem Frauen betroffen“, sagt Siegrid Hunger. Die Gründe dafür sind vielschichtig. „Auch heute „beugen“ sie sich ihren Rollen, kümmern sich oft zu wenig um die eigene Absicherung oder bringen schlicht kein Interesse dafür auf. Deshalb ist mir diese jährliche Frauenmesse ein großes Anliegen“, betont Hunger.
Angesprochen waren Frauen, die sich der Erziehung ihrer Kinder, der Betreuung von Angehörigen oder Pflegeaufgaben widmen, eine Rückkehr in den Beruf planen oder den Beginn einer Ausbildung anstreben. Aber auch Frauen, die nach Möglichkeiten einer Kinderbetreuung suchen oder schlichtweg überlastet sind. In ihrer Begrüßung erwähnte Hunger zwei besondere historische Ereignisse: Die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die in den Grundrechtekatalog 1949 aufgenommen wurde und das hart erkämpfte Frauenwahlrecht. Am 19. Januar 1919 konnten Frauen in Deutschland erstmals ihr neues Recht auf nationaler Ebene nutzen.
Doch zurück zur sehr gut frequentierten Frauenbörse: Die Stadtbergerin Silke Behrens, Bankkauffrau war unter den Besucherinnen. Sie stellte berufsbedingt fest, dass immer mehr Frauen aufgrund von Krankheit, Trennung oder Scheidung durch die veränderten Lebensbedingungen in die ungewollt in eine Schuldenfalle kommen. „Eine Spirale, die nicht sein müsste, oft scheuen Frauen den Weg zu den Ämtern, schämen sich, werden depressiv“. Sie ist privat gekommen, will sich informieren, was die Beratungsstellen alles anbieten, möchte Kontakte knüpfen, um ihren Kundinnen geeignete Hilfestellungen zukommen zu lassen. Bei Monika Tolle vom Jobcenter Augsburger Land bekommt sie für ihre – später wahrscheinlich von der Altersarmut betroffenen – Frauen wertvolle Tipps zu Leistungsfragen und zum beruflichen Wiedereinstieg, aber auch zu Ausbildungen, die in Teilzeit möglich sind und zu einer abgeschlossene Berufsausbildung führen, die wiederum den Zugang zu einer tariflichen Entlohnung bietet. Im Job-Center-Café, das bereits vor der Frauenbörse öffnete waren Leistungsbezieherinnen, zehn Frauen mit Kindern, eingeladen. Sie erhielten eine Infomappe, die alles von der Antragsstellung bis zum beruflichen Wiedereinstieg und dem Kennenlernen der Netzwerkpartner beinhaltete. „Dass eine adäquate Kinderbetreuung über den ganzen Nachmittag hinweg angeboten wird, ist einfach phantastisch, um sich in Ruhe austauschen zu können“, sagen zwei junge alleinerziehende Frauen, die aktuell auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind.
Dr. Annette Rosch und Susanne Feile von der Agentur für Arbeit freuten sich über den regen Besuch ihres Vortrags „In die Pötte kommen. Warum nicht?“. Hier fand ein Gespräch unter Frauen über den Wiedereinstieg statt mit dem Ziel eine konkrete Hilfestellung zu geben. Beide Damen motivierten die Teilnehmerinnen beruflich ihren Weg zu gehen. Das ist der Marokkanerin und dreifachen Mutter Nadja Lajouad, 41 Jahre, gelungen. Stolz zeigt sie ihr frisch erworbenes Diplom mit hervorragenden Noten einer Qualifizierten Betreuungsassistentin. Sie möchte wissen, wie sich weiterbilden kann und welche Einstiegsmaßnahmen infrage kommen. Mit ihr ist auch Mezila Juhar 21, gekommen, die aus Äthiopien stammt. Sie lebt seit fünf Jahren in Stadtbergen, spricht sehr gut Deutsch und hat die erste Hürde ihrer beruflichen Karriere geschafft, eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin. Sie ist glücklich, dass sie jetzt die Chance hat, im Christian-Dierig-Haus in Pfersee eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin absolvieren zu können. „Mein Traumberuf, mir macht es so viel Freude mit den Senioren zu arbeiten“, strahlt die junge Frau. Sabine Braun und Simone Sommer vom BIB Augsburg befassten sich mi dem Thema „smart im Beruf, mit neuen Medien zurück in den Beruf“. „Manage it, Chancen durch Ausbildung in Teilzeit“ darüber informierten Petra Schnitzler und Barbara Hassler vom bbz Augsburg. An weiteren Infoständen der Fachstelle für Kindertagespflege, dem Zentrum Bayern Familie und Soziales, das zum Eltern- und Familiengeld aufklärte, dem Coach In (Servicestelle für Frauen in beruflichen Fragen), der Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, dem Netzwerk KOKI dem Kontaktpunkt der AWO waren auch die Integrationslotsin Astrid Zimmermann Susanne Donn der Diakonie vor Ort, um sich den Anliegen der Besucherinnen zu kümmern. Auch die Stadtberger „Politikerinnen“ der Frauen-Union (FU) und der Grünen nahmen die Gelegenheit wahr, ihr vielfältiges Engagement für Frauen vorzustellen. Abgerundet wurde die Frauenbörse von einer ansprechenden digitalen Fotoausstellung mit dem passenden Titel „gleichgestellt“ der Augsburger Fotografin Annabell Fiebinger, die zudem zum Workshop „Lucky Lips – gesund durch den Winter“ einlud. Hier erfuhren die Damen, wie mit einem Teil Bienenwachs, einem Teil Olivenöl und zwei Teilen Kokosfett mit einigen Spritzern Orangenöl der perfekte Lippenschutz selbst hergestellt werden kann. Nur wenige Cents Herstellungskosten stecken in der auf 60 Grad erhitzten Flüssigkeit, die dann in eine leere Hülse gegossen, kurz abgekühlt schnell zu einem festen Stick wurde. „100 Prozent Nährstoffe für Lippen und Körper, Was sonst sollte auf die Lippen, die das Tor zur Seele öffnen, so lautet ein chinesisches Sprichwort“, erklärt Annabell Fiebinger lächelnd.

Text/Fotos: Ingrid Strohmayr