Noch vor 150 Jahren gab es südlich von Augsburg ein großes Areal zusammenhängender Trockenrasenflächen: die Lechheiden. Von diesen Schotterheiden sind heute nur noch Bruchstücke übrig geblieben: die Schießplatzheide bei Haunstetten und im Raum Königsbrunn die Hasenheide und als größtes Teilstück die Königsbrunner Heide. Hier haben sich noch viele seltene Pflanzen erhalten. Die beste Jahreszeit ist im Juni und Juli, denn dann ist die schönste Blüte. Bei den monatlichen Spaziergängen des Seniorenbeirats Stadtbergen stand am 25. Juni zum ersten Mal ein Ausflug in die Königsbrunner Heide auf dem Programm. Das Interesse war bei den Senioren/innen besonders groß und es nahmen weit mehr als 40 Personen an der Exkursion teil.
Im Bereich der Königsbrunner Heide kann man im Verlauf des Jahres rund 500 verschiedene Pflanzen antreffen. Es kam bei den Teilnehmern richtige Begeisterung über die bunte Pflanzenwelt auf, als es auf schmalen Pfaden durch die Heidefläche ging. Immer wieder blieb man stehen, um die vielfältigen Pflanzen näher zu betrachten. Besonders interessant waren die unterschiedlichen Knabenkräuter, die zu den Orchideen zählen, der leuchtend gelbe raue Alant und die äußerst seltene Hummelragwurz, die ebenfalls zur Gruppe der Orchideen gehört. Neben ein Vielzahl anderer Pflanzen, deren Namen nicht alle bestimmt werden konnten, beeindruckte der gegenwärtige Star der Heide, die rotviolett blühende Sumpfgladiole oder auch Sumpfsiegwurz genannt. Man kann sie auf der Königsbrunner Heide zu Hunderten sehen und es ist dort auch das größte Vorkommen europaweit. Sie kam aus den Mittelmehrländern über das Rhonetal und durch die Burgundische Pforte zu uns, der direkte Weg über die Alpen war ihr zu kalt. Die Siegwurz spielte im Mittelalter eine besondere Rolle und so erzählt man die Geschichte, dass die Knolle dieser Pflanze unter der Ritterrüstung getragen wurde, denn diese war mit einem Netz ähnlich einem Kettenhemd überzogen und verhalf so den Kämpfern zu einem Sieg.
Neben dieser einzigartigen Pflanzenwelt gibt es in der Königsbrunner Heide auch eine Vielzahl seltener Schmetterlinge, wie z. B. der Schwalbenschwanz, Aurorafalter, das Schachbrett, verschiedene Arten von Bläulingen.
Gleich neben der Heide führte der Weg noch zum Gehege der Przewalski-Pferde, der einzigen Wildpferderasse weltweit. Sie wird zur Pflege des lichten Kiefernwaldes eingesetzt. Im Jahre 1878 wurde sie sensationell von dem russischen Expeditionsreisenden Nikolai Michailowitsch Przewalski entdeckt. Nach dem 2. Weltkrieg wären sie beinahe ausgestorben; es gab nur noch etwa 40 Exemplare, heute sind es wieder ca. 2 000 Stück. Die scheuen Pferde zeigten sich allerdings nicht den Besuchern, aber man kann sie im Herbst und Winter sehr oft auf der dann eingezäunten Hasenheide beobachten.
Neben diesen schönen Naturerlebnissen gab es zum Abschluss des Spazierganges noch einen kulinarischen Höhepunkt. In der Chocolaterie Café Müller in Königsbrunn lief den meisten Teilnehmern das Wasser im Munde zusammen, als sie die vielen leckeren Torten und feinstes Schokoladenkonfekt sahen. Es war sehr entspannend, bei bester Verpflegung gemütlich zusammenzusitzen, und manch ein Teilnehmer/in kaufte zum Schluss noch ein süßes Mitbringsel für die Enkelkinder oder die Familie.
Raimund Strauch