Ein Casting der historischen Art: Mozart-Ensemble des Orchestra con brio führt im Stadtberger Bürgersaal Mozarts Bühnenwerk „Der Schauspieldirektor“ auf |
Casting-Shows erfreuen sich momentan im Fernsehen größter Beliebtheit. Dabei handelt es sich jedoch keinesfalls um eine neuzeitliche Erfindung. Bereits zu Mozarts Zeiten wetteiferten Schauspieler, Sänger und Musiker, wenn es darum ging, eine Rolle zu ergattern. Die Besucher des Stadtberger Bürgersaals, die Mozarts Singspiel „Der Schauspieldirektor“ (1786) – neu interpretiert vom Mozart-Ensemble des Orchestra con brio – erlebten, konnten sich selbst davon überzeugen, welche geradezu grotesken Eifersüchteleien unter den Diven herrschte – und kamen dabei gleichzeitig in den Genuss hoch virtuoser Arien.In der künstlerischen Auseinandersetzung um das Engagement als „erste Sängerin“ gehen Madame Herz (Dora Pavlíková) und Mademoiselle Silberklang (Michaela Gumpp) auch verbal nicht gerade zimperlich miteinander um: Selbst vor unfeinen Schimpfwörtern wie „einfältige Kropforgel“ und „aufgeblasene Walküre“ schrecken die Damen nicht zurück. Der Schauspieldirektor (Ralf Peters) hat alle Mühe, die beiden Furien zu beschwichtigen. „Pian, piano, pianissimo! Pianississimo! Kein Künstler muss den andern tadeln, er setzt die Kunst zu sehr herab“, singt schließlich Monsieur Herz (Gerhard Werlitz), woraufhin die beiden eitlen Damen, der nicht minder selbstbewusste Seniore Conti (Pianist Robert Jacob) und auch der Schauspieldirektor, der sich selbst als den besten Sänger beschreibt, zu der Einsicht gelangen: „Künstler müssen freilich streben, stets des Vorzugs wert zu sein, doch sich selbst den Vorzug geben, über andre sich erheben, macht den größten Künstler klein.“ Der Wettstreit hat sich jedoch für die „Casting-Teilnehmer“ gelohnt: Alle erhalten zu guter Letzt ein Engagement.Denselben Erfolg konnte im übertragenen Sinn das Mozart-Ensemble des Orchestra con brio für sich verbuchen. Für seine temporeiche und komödiantische Darbietung gab es einen großen Applaus, den Horst Brunner, Kulturreferent von Stadtbergen, mit den Worten kommentierte: „Wie ich sehe, hat das Stadtberger Publikum Sie engagiert.“ Text und Fotos: Daniele Ziegler