Durch das Domviertel zu den Fuggern und Welsern

Seit Ende Februar finden wieder die monatlichen Spaziergänge des Seniorenbeirats Stadtbergen für die ältere Generation statt. Da es zu dieser Jahreszeit noch winterlich sein kann, werden für diesen Spaziergang immer gepflegte Wege gewählt. Auf dem Programm stand ein Stadtspaziergang durch das Domviertel und der Besuch des neu eröffneten Museums über die Geschichte der Fugger und Welser.
Bei strahlendem Wetter, dem schönsten Tag der Woche, machten sich ca. 30 Teilnehmer auf den Weg. Nach dem Start beim Ernst-Reuter-Parkhaus musste noch die belebte Karlstraße überquert werden, dann wurde es zunehmend ruhiger bis es schließlich gar keinen Verkehr mehr gab, der die erholsame Ruhe mitten im Stadtgebiet störte. Beim ehemaligen Nobelhotel Weißes Lamm legte man einen kurzen Stopp ein und bewunderte den schön verzierten und restaurierten Pavillon, an dem früher der Kreuztorturm stand, in den man 2 Jahre lang den Ritter Götz von Berlichingen eingesperrt hatte, der den meisten Teilnehmer/innen durch seinen derben Spruch bekannt war. Am Hofgarten vorbei und durch das Gebäude der Regierung von Schwaben  hindurch und schon stand man im Fronhof, der von den schönen Gebäuden im Rokokostil der ehemaligen Bischöflichen Residenz umgeben ist.
Bevor man den Hohen Dom betrat, warf man noch einen Blick auf die Exponate aus der Römerzeit und den freigelegten Grundriss der ehemaligen Johanneskirche. Kaum hatte sich das Auge an die dunkleren Lichtverhältnisse im Dom gewöhnt, stand man vor einem durch seine Größe beeindruckenden Fresko mit der Christophorusdarstellung. Dann ging es durch den ältesten Teil des Domes in die romanische Krypta. Dort legte man eine kleine Pause ein vor einer wunderschönen Madonnenfigur aus dem 13. Jahrhundert.  Eine weitere Station war die  Betrachtung der Prophetenfenster in der südlichen Hochwand des Mittelschiffes, die Mitte des 12. Jahrhunderts geschaffen wurden und zu den ältesten farbigen Glasfenstern der Welt zählen. Ein weiterer Höhepunkt der Dombesichtigung waren die wertvollen Altarbilder des berühmten Künstlers Hans Holbein des Älteren. Man traf sich wieder am südlichen, von gotischen Plastiken eingerahmten Portal.
Östlich des Domes ging es weiter durch stille kleine Straßen und Gassen, die früher von zahlreichen Geistlichen bewohnt waren und heute noch die Namen wie Inneres und Äußeres Pfaffengäßchen tragen. Bald stand man vor dem mit hohen Aufwand restaurierten Wieselhaus, das jetzt ein Museum über die Geschichte der Fugger und Welser beherbergt. Auf 4 Etagen erhält man einen gründlichen Einblick in das Leben der bedeutenden Kaufmannsfamilien Augsburgs. Es war faszinierend für die Besucher, wie sich plötzlich die Bilder zu bewegen oder gar zu sprechen begannen und Szenen aus der damaligen Zeit wiedergaben. Man kann miterleben, wie die Fugger zu den reichsten Persönlichkeiten wurden und die Welser ein ganzes Land unter dem heutigen Namen Venezuela als Besitztum erwarben. Vom obersten Stockwerk aus überblickte man überraschenderweise, was ebenerdig durch Mauern und Häusern dem Blick entzogen wird: ein enorm großes fast unbebautes Grundstück – Natur mitten in der Großstadt! Die Teilnehmergruppe war zu groß und die Zeit zu kurz, um alles genau betrachten zu können. Die meisten hegen den Wunsch, noch einmal allein wiederzukommen, um die spannende Geschichte der mächtigsten Kaufmannsdynastien der mittelalterlichen Zeit in Ruhe zu studieren.
An schönen, restaurierten Altstadthäusern und einem noch geschlossenen archäologischen Garten vorbei kehrten die Teilnehmer/innen dann noch im Kolpingrestaurant ein und ließen den erlebnisreichen Tag ausklingen.
Text /Bilder: Raimund Strauch