Die Renten sind sicher … … aber reichen sie auch zum Leben?

MdB Klaus Barthel referiert im Haus der Familie am 23. Oktober 2016

Jeder dritte Deutsche ist über 60! Der geburtenstärkste Jahrgang der Bundesrepublik, der Jahrgang 1964, geht in ca. 10 Jahren mit 1,5 Millionen Menschen mit Rentenansprüchen in den Ruhestand. Gleichzeitig beginnen dann nur ungefähr 700.000 Menschen mit der Arbeit und damit mit der Einzahlung ins System.
Man braucht kein Rentenexperte zu sein, um das Dilemma erahnen:
Entweder begegnet man dem Problem dadurch, dass die zur Auszahlung anstehenden Renten drastisch gekürzt werden oder die im Verhältnis zu den Rentenempfängern wenigen Beitragszahler werden hoch belastet.
Gibt es einen gangbaren Mittelweg? Der SPD-Ortsverein Stadtbergen lud sich angesichts dieser schwierigen Ausgangslage mit dem Bundestagsabgeordneten Klaus Barthel einen Experten ein.
Dieser stellte seine Lösungsansätze in seinem 7-Punkte-Programm zur Diskussion:
1. Klaus Barthel fordert Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Als Beispiel nennt er den Mindestlohn. Dieser stellt sicher, dass das erforderliche Minimum in die Rentenversicherung einbezahlt werden kann. Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen, wie beispielsweise Zeitarbeit, können dies nicht im erforderlichen Umfang tun.
2. Das Rentenniveau muss gesichert werden. Es darf nicht unter 50 Prozent rutschen, da sonst der Großteil der Rentenempfänger auf einer Stufe mit der Grundsicherung steht. Dann wäre es egal, ob jemand 45 Jahre gearbeitet hat oder nicht.
3. Wir brauchen, so Barthel, eine weitere Verbesserung der Erwerbsminderungsrente, sonst fällt ein Großteil eben in diese Grundsicherung.
4. Schwierige Phasen in einer Arbeitsbiographie – wie Langzeitarbeitslosigkeit oder Arbeit mit Niedriglohn in einem prekären Arbeitsverhältnis – müssen finanziell aufgewertet werden, sonst droht Altersarmut. Das ist auf die Gesamtgesellschaft gesehen letztlich gerechter als eine Lebensleistungsrente.
5. Wir brauchen flexiblere Übergänge beim Eintritt ins Rentenalter. Mit dieser Feststellung erteilte Klaus Barthel der Rente mit 70 eine klare Absage.
6. Bei der Finanzierung brauchen wir die Bündelung aller Quellen, wie beispielsweise Riester-Rente oder Förderung von Direktversicherungen. Nur mit dieser Bündelung kann ein verlässlicher Wert herausgerechnet werden.
7. Abschließend fordert Klaus Barthel die Einführung der von der SPD schon lange geforderten Bürgerversicherung. Gleichzeitig wirbt er für die Abschaffung der Zweiklassengesellschaft in der medizinischen Versorgung in Form der spaltenden Zweiteilung in Pflichtversicherte und Privatversicherte.
Bei Kaffee und Kuchen, zu dem der Ortsverein die zahlreichen Gäste eingeladen hatte, wurden Klaus Barthels Thesen intensiv diskutiert. Das Fazit des aufschlussreichen Nachmittags: Das Thema „Rente“ stellt eine der drängendsten Herausforderungen für die Politik der nächsten Jahre und Jahrzehnte dar und verdächtig machen sie all jene Politiker, die zu diesem komplexen Thema eine vermeintliche Patentlösung glauben anbieten zu können.

Herbert Woerlein