Aus der 42. ärztlichen Vortragsreihe: Das schöne Gesicht – Möglichkeiten der ästhetischen Chirurgie heute

Aus der 42. ärztlichen Vortragsreihe: Das schöne Gesicht – Möglichkeiten der ästhetischen Chirurgie heuteDass Schönheit relativ ist und im Auge des Betrachters entsteht, mag schon richtig sein, hilft aber bei Segelohren oder einem riesen „Zinken“ nicht weiter. Wirklich Abhilfe schafft erst die ästhetische Chirurgie, die sogar verjüngen kann.


„Der Schönheitswahn ist in aller Munde, das Thema boomt. Die ursprüngliche Dominanz der Frauen ist vorbei, längst klagen auch Männer ihr Recht ein“, berichtet Dr.med.Dr.med.dent. Erwin Stocker. Beim Schönheitsideal spielten neben subjektiven auch objektive Kriterien eine Rolle wie Proportionen, Ausgeglichenheit, Symmetrie und Harmonie. „Schönheit ist ein harmonisches Zusammenspiel zwischen allen beteiligten Strukturen“, weiß der Mediziner. Störend seien angeborene Abweichungen von der Norm wie etwa ein zurückliegendes oder vorstehendes Kinn. Ganz zu schweigen von den „Spuren des Lebens, die sich einzeichnen“, womit die Veränderungen im Alter gemeint sind, die uns alle in unterschiedlichem Maß ereilen: „Gesichtsweichteile sacken durch die Schwerkraft und abnehmende Muskelspannung ab, wodurch die ursprünglichen Konturen verloren gehen und sich Falten bilden, vor allem im Bereich Stirn, Auge und Mund. Altersbedingter Kieferschwund führt außerdem zur Reduktion des unteren Gesichtsdrittels“.Unter die ästhetische Chirurgie fallen die rekonstruktive und plastische Chirurgie mit Techniken wie Korrektur der Hart- und Weichgewebe, Einsetzen von Ersatzmaterial, Fettabsaugen oder Unterspritzung. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Schönheitschirurgie, „bei der es sich um keinen geschützten Begriff handelt, sondern ein Marketingwort, mit dem keinerlei Qualifikation nachgewiesen wird. Genauso verhält es sich mit den Bezeichnungen Schönheitsfarm oder Schönheitsklinik, die mit Vorsicht zu genießen sind“, warnt Arzt und Zahnarzt Erwin Stocker. In seiner Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im Pferseepark und Belegabteilung im Klinikum Augsburg trifft er täglich auf Menschen, die sich wegen ihrem äußeren Erscheinungsbild nicht wohl fühlen. Oder es spielen funktionale Gründe eine Rolle, zum Beispiel die Unzufriedenheit mit dem Biss wie beim Gummy smile, bekannt im Volksmund als Pferdelächeln. „Um eine optimale Funktionalität zu erreichen, muss hier der Unterkiefer nach vorne geholt und der Oberkiefer nach oben gesetzt werden. Dadurch wird das Gesichtsprofil automatisch harmonisiert, denn Funktion und Ästhetik bilden eine Einheit“, so Erwin Stocker. Bei der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte oder dem Blutschwamm werde dagegen das Weichgewebe korrigiert. „Die Ergebnisse sind fernab vom Ideal, bringen jedoch zum ursprünglichen Zustand eine wesentliche Verbesserung.“Bei den am häufigsten nachgefragten Operationen wird die Nase verkleinert, verschmälert oder begradigt. „Sie betreffen 80 Prozent der Rechtsstreitfälle. Die Divergenz zwischen Versprechen und Erwartungen ist einfach zu groß. Da es Grenzen des Machbaren und Sinnvollen gibt, sollten unrealistische Erwartungen eigentlich gleich im Vorfeld ausgeräumt werden“, betont Erwin Stocker. Zumal die Kosten für eine rein ästhetische Nasenkorrektur, die zwischen 1.500 und 3.500 ¤ liegen, aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Ein nicht-chirurgisches Verfahren als Ergänzung zum Skalpell ist die Unterspritzung der Lippen mit Kollagen, um mehr Volumen zu erzielen. Bei starker Faltenbildung im Stirnbereich empfehle sich die Injektion von Botulinumtoxin, ein Gift, das die Muskelaktivität außer Kraft setzt. Damit die Falten nicht wiederkommen, muss die Prozedur alle drei bis vier Monate wiederholt werden. „Bei richtigem Einsetzen sind keine Nebenwirkungen bekannt, lediglich die Mimik und Ausdrucksfähigkeit nimmt ab.“ Daniela Dusold