Aus den Tasten unserer Lesenden stammt so Manches, das wir Ihnen nicht vorenthalten möchten: Quietschende Türen von unserer Leserin Eddy Langer

Wenn ich etwas hasse, dann sind es quietschende Türen.
Egal, ob du die Tür schnell oder langsam öffnest oder schließt, man hört genau, in welchem Zimmer du dich gerade befindest, und man kann auch sofort erkennen, ob du in Eile bist, die Tür also schnell öffnest und der Laut dir nur kurz grausam in den Gehörgang schießt, oder ob sie einen lang gezogenen grässlichen Laut von sich gibt und du genervt einen Moment stehen bleibst, weil dir eine Gänsehaut über den Rücken läuft.
Ich habe ein wunderbares Mittel gefunden, womit man dieses entsetzliche Geräusch augenblicklich beseitigen kann. Man nehme eine Spritze, ziehe etwas Olivenöl darin auf und stecke eine Kanüle auf die Spritze. Die Kanüle ist so dünn, damit kommt man super überall in jede noch so winzige Ritze und das Quietschen und Knarren hat augenblicklich ein Ende.
Wir hatten das Haus in Florida von einem älteren kanadischen Ehepaar gekauft. Snowbirds, so werden Kanadier genannt, die zumeist nur in den Wintermonaten in Florida leben und in den Sommermonaten wieder nach Kanada zurückfahren. Sie hatten das Haus nach ihren Wünschen bauen lassen und dachten, dass sie wohl ganz im Sonnenstaat bleiben wollten. Aber nach einigen Jahren war es ihnen in den Sommermonaten doch zu warm und die Hurrikans, die meist gegen Ende August über das Land zogen, taten das Übrige. So wollten sie lieber wieder zurück in die Kälte Kanadas und verkauften das Haus. Aber da es nach ihren Wünschen und Vorstellungen gebaut worden war, hing ihr Herz mehr daran, als sie gedacht hatten.
»Wir bleiben noch etwa einen Monat hier in der Gegend, wollen uns von all unseren Freunden und Bekannten verabschieden, ehe es zurückgeht. Bis dahin habt ihr sicherlich die Malerarbeiten beendet und neue Möbel gekauft. Dürfen wir dann noch einmal bei euch klingeln und uns die Einrichtung anschauen?«, fragte mich die alte Dame.
»Ja, na klar und einen Kaffee trinkt ihr dann auch noch zum Abschied mit uns.”
»Oh, das ist wirklich lieb. Vielen Dank. Wissen Sie, man kann sich nämlich an dieses Haus sehr gewöhnen und irgendwie tut es mir leid, Florida zu verlassen … Aber wenn ich andere Möbel darin sehe, wird mir der Abschied sicher leichter fallen.«
Ein paar Wochen vergingen. Die Möbel waren inzwischen aufgestellt, die Umzugskartons eingetrudelt und wir waren eingezogen. Ich ging durch die Räume. Ja verflixt und zugenäht, es quietschten zwei verdammte Türen! Eine im Gästezimmer und eine im Schlafzimmer. In einem meiner Umzugskartons musste doch meine Spritze sein. Ordnung ist das halbe Leben … Die Spritze und die Kanüle fand ich sofort. In der Küche gab es Olivenöl, das ich schnell aufgezogen hatte.
Mit der Spritze in der Hand ging ich zurück ins Schlafzimmer, hob gerade die Tür etwas an, als es schellte! Tür wieder losgelassen, die Spritze mit der gelben Flüssigkeit schnell aufs Nachtschränkchen gelegt und geschaut, wer vor der Eingangstür stand.
Es war das ältere Ehepaar, das mich neugierig fragte, ob ich sie hereinlassen würde, sie seien ja so gespannt, wie es denn bei mir aussehen würde.
»Selbstverständlich! Ich werde auch gleich einen Kaffee aufsetzen.«
Sie schauten sich alle Räume genau an, schüttelten ab und an die Köpfe und meinten: »Das sieht ja jetzt ganz anders aus!« Und dann kamen sie ins Schlafzimmer …
Ihr Blick wanderte zunächst über die Betten und über die Nachtschränke …
Oh mein Gott … was lag denn da auf einem der Nachtkästchen? Eine Spritze, gefüllt mit einem gelben Zeug! Oh, oh! Ihre Augen wurden immer größer und kugelrund. Sie warfen sich einen entsetzten Blick zu. Ich bin mir sicher, dass sie verstohlen nach Einstichen an meinen Armen suchten. Es stand ihnen förmlich auf der Stirn geschrieben: Die nimmt Drogen!!! Ach du lieber Himmel, wahrscheinlich haben wir in dem Moment geschellt, als sie sich die Drogen spritzen wollte!!!
Ich habe so getan, als hätte ich ihr Entsetzen gar nicht bemerkt. Ich denke, sie hätten mir ohnehin nicht geglaubt, wenn ich mich dazu geäußert hätte. Andererseits, überlegte ich kurz, warum sollte ich mich überhaupt rechtfertigen?
Plötzlich wollten sie auch keinen Kaffee mehr, denn sie hätten es ja eigentlich furchtbar eilig, zudem hätten sie einen Nachbarn aus dieser Straße letztens nicht angetroffen, von dem sie sich aber noch unbedingt verabschieden müssten.
Und schon waren sie weg.
Es hatte sich sehr schnell in der Straße herumgesprochen, dass ich drogenabhängig war. Ja, ja. Man begegnete mir von da an mit äußerster Vorsicht, denn dem letzten Nachbarn wurde bestimmt schnell noch gesteckt, was sie auf meinem Nachtschrank gefunden hatten …
Aber auch ich bin schlauer geworden … oh ja!
Besagte Spritze existiert bis heute. Sie ist immer noch mit einer gelben Flüssigkeit gefüllt. Nur liegt sie hier in Deutschland in der Garage. Und wenn mich jemand besuchen kommt und sie dort findet, dann wird mein Partner Florian des Drogenkonsums verdächtigt und nicht mehr ich!