Man spürte formlich die knisternde Spannung im Turniersaal, 15 Mannschaften, 130 Spielerinnen. Ungeduldig schaut ein wartender Papa hinüber zu einem der Schachbretter bei der Deutschen Frauenländermannschaftsmeisterschaft. Er wippt von einem Fuß auf den anderen, die Anspannung steht ihm ins Gesicht geschrieben, fast kann ihn nichts halten. In diesem Moment holt Leonora Weber mit fokussiertem Blick zum entscheidenden Schlag aus. Zielgerichtet führt sie ihre Dame zum Mattangriff – ihre Gegnerin gab auf. Freudestrahlend verkündete sie den ersten Punkt für das bayerische Auswahlnachwuchsteam von Bayern 2. Die Augsburger und Schwäbische Meisterin gehört zu acht Nachwuchstalenten, die die Ehre hatten, Bayern zu vertreten und am Ende einen achtbaren 13 Platz erzielten. Noch war das Team zu jung, um den etablierten Teams die vorderen Plätze abzujagen, aber sie setzten Nadelstiche und verlangten ihren Gegnern alles ab.
Schon bei der Bayerischen Einzelmeisterschaft und Blitzschachmeisterschaft sorgte die 14 jährige Augsburger Vertreterin für Furore und belegte vorderer Plätze. Dabei fing alles ganz harmlos an. Ihr Trainer Thorsten Zehrfeld entdeckte die damals Drittklässlerin in einer Pferseer Schulschachgruppe. Ihre Konzentrationsfähigkeit, Hilfsbereitschaft, Interesse am Schach und vor allem Biss waren bemerkenswert. Inzwischen ist Leonora fester Bestandteil der Erwachsenenmannschaft, machte Ihren Jugendtrainerschein der Stadt Augsburg und trainiert die Anfängergruppe im Schachklub Rochade Augsburg im Bürgerhaus Pfersee. „Es macht einen schon mächtig stolz, wenn ein junger Mensch aufsteht und gesellschaftliche Verantwortung übernimmt.“ sagt Zehrfeld.
Text: Thorsten Zehrfeld / Foto: Dieter Weber