Bayern hat wieder einmal sehr kurzfristig eine neue Infektionsschutzmaßnahmenverordnung veröffentlicht und die Regeln für den Vereinssport indoor – und outdoor – deutlich verschärft: Die aktuelle Verordnung ist am 23. November erst nach 22 Uhr im Internet veröffentlicht worden. Leider waren auch tagsüber gemachte Ankündigungen, unter anderem der Bericht aus der Kabinettssitzung und die Verlautbarungen des Bürgerbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung widersprüchlich. Außerdem war etwa eine Woche lang unklar, ob beispielsweise Trainerinnen und Trainer ebenfalls unter die in Bädern gültige 2G+ Regel fallen, oder für sie nur 2G gilt. Zumindest dahingehend besteht nun Klarheit: Ehrenamtlich Beschäftigte benötigen keinen zusätzlichen Schnelltest, wenn sie abschließend geimpft oder genesen sind, also 2G erfüllen.
Aber nicht nur die Schwimmabteilung des Post SV Augsburg ist von den verschärften Schutzmaßnahmen betroffen, sondern auch viele andere Sportarten. Denn seitdem für den Eintritt und die Teilnahme an Sportkursen „2G+“ als verpflichtende Voraussetzung gilt, bleiben viele Hallen leer. Augsburgs Vereinsvertreter sprechen vom „Lockdown durch die Hintertür“, schreibt der Post SV Augsburg auf seiner Homepage: „Es ist Montagabend gegen 17.30 Uhr – Zeit für den Feierabendsport. Eigentlich sollte jetzt ein Power-Workout mit 15 bis 20 Teilnehmern stattfinden. Doch der Kurs ist abgesagt.“ Mit langem Gesicht erklärt Heinz Krötz, der Präsident des Post SV Augsburg, in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens: „Das ist für uns schon ein Lockdown light. Viele unserer Ehrenamtlichen bekommen den Ärger und die Frustration der Mitglieder ab, die emotional geladen sind und sagen: Ihr macht ein tolles Sportangebot! Aber wir können es aufgrund der Rahmenbedingungen nicht nutzen.“ Bei den anderen Kursen und Trainings in dem Verein, der rund 1.500 Mitglieder hat, sieht es nicht viel anders aus: Die Hallen sind größtenteils leer. Das Licht ist bereits abgeschaltet.“
Ein Grund dafür sei, dass es den meisten Sporttreibenden laut Krötz einfach zu aufwendig sei, sich vor dem Training noch in eine Test-Schlange zu stellen, wenn es denn überhaupt noch irgendwo Testkapazitäten gibt. Denn auch die seien mittlerweile ziemlich rar. Als Beispiel nennt er das Testzentrum gegenüber dem Post SV im Sheridan-Park, wo kaum noch Termine zu bekommen seien. Nicht anders sehe es beispielsweise im Testzentrum am Augsburger Hauptbahnhof aus: Termine für einen Corona-Schnelltest nach 17 Uhr muss man hier aktuell mit rund zwei Tagen Vorlauf buchen.
Lockdown durch die
Hintertür
Zunehmend leere Hallen und Sportstätten beobachtet auch Petra Keller, die Leiterin des Sport- und Bäderamtes der Stadt Augsburg. Sie ist in ständigem Austausch mit den Vereinen und bekommt die Sorgen hautnah mit: „Die Vereine sagen, es ist der „Lockdown durch die Hintertür“. Als Ausweg aus der Testklemme propagiert der Bayerische Landessportbund BLSV, Tests in Eigenregie durchzuführen. Die Tests würden dann unter Aufsicht eines Trainers oder Betreuers vor Ort durchgeführt. Heinz Krötz will das seinen vielen Ehrenamtlichen aber nicht auch noch aufbürden und hat zudem rechtliche Bedenken hinsichtlich der Haftungsfrage.
2G+ keine Lösung auf Dauer
„Die 2G+ Regeln sind in der Praxis nur sehr schwer umsetzbar“, sagt die Amtsleiterin und ist sich auch mit Bernd Zitzelsberger, Abteilungsleiter der Schwimmabteilung des Post SV Augsburg einig: „Die Testkapazitäten bei den Teststellen werden knapp und sind viele Tage vorher ausgebucht. Und wenn man spontan und ohne Termin kommt, steht man natürlich in der Schlange. Das wollen oder können sich viele aus Zeitgründen nicht antun. Deswegen musste man auch kurzfristig den Anfängerschwimmkurs ausfallen lassen, weil sich die meisten Trainer weder während der Arbeitszeit noch zwischen Arbeitsende und Kursbeginn noch testen lassen konnten. Erst als nach rund einer Woche klar war, dass die Trainer definitiv keinen zusätzlichen Test benötigen, habe man etwas aufgeatmet. Aber unsere erwachsenen Trainingsteilnehmer benötigen aktuell weiterhin einen Test. Und wenn man auf Selbsttest unter Aufsicht zurückgreife, die aktuell teils rund fünf Euro kosten, sei man bei 60 Euro Zusatzkosten im Monat bei drei Trainings pro Woche – ein Vielfaches des Mitgliedsbeitrages. Das kann es eigentlich nicht sein.“ Dennoch sei man bemüht, das zu ermöglichen, was verantwortbar und organisierbar sei, so Zitzelsberger: „Wir wollen nach rund zwei Wochen Unterbrechung jetzt mit deutlich strengeren Regeln fast alle unsere Trainings wieder anbieten. Dazu gehören auch lückenlose Kontrollen sowie durchgehende Maskenpflicht, außer beim Schwimmen selbst und beim Duschen. Denn bei Verstößen drohen dem Verein Bußgelder in vier- bis fünfstelliger Höhe.“ Völlig unverhältnismäßig, ärgert sich Zitzelsberger: „Natürlich wollen und werden wir uns an die Regeln halten. Aber diese Strafen für Fehler im ehrenamtlichen, unentgeltlichen Engagement, sind drakonisch und hängen wie ein Damoklesschwert über unserem Vereinstraining.“ Auf die Frage „Warum wir das uns antun?“ ist seine Antwort: „Weil wir ein Stück weit alle wirklich Idealisten sind, die das möglich machen wollen, was leistbar und verantwortbar ist, und gerne unsere Freizeit opfern, weil uns der Schwimmsport, vor allem auch die Anfängerschwimmkurse und die Kinder- und Jugendtrainings, sehr am Herzen liegen.“ Die traditionelle Vereinsmeisterschaft und die Weihnachtsfeier musste leider auch dieses Jahr wieder ausfallen. Trotz der aktuellen Widrigkeiten sind ist man im Post SV Augsburg noch optimistisch und hofft, dass „wir 2022 Corona bald hinter uns lassen können.“
Post SV