Zunftzeichen schmückten bislang den Pferseer Maibaum (Bild rechtrs), den die Freiwillige Feuerwehr für die Arbeitsgemeinschaft Pferseer Vereine und Organisationen (AGP) jedes Jahr am Kirchplatz vor Herz-Jesu aufstellt. Diese Schilder sind im Lauf der Jahre ausgeblichen. Dazu Peter Monz, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft: „Eine Erneuerung war unumgänglich, da die Motive nur mehr sehr schwer erkennbar waren. Wir haben dazu eine kleine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich der Neugestaltung annahm. Zunächst stellte sich die Frage, ob der Maibaum wieder mit Zunftzeichen geschmückt werden soll. Zum einen gibt es keine Zünfte mehr, zum anderen ist und war der Stadtteil Pfersee nie durch spezielle Handwerksberufe sondern eher von der Textilindustrie geprägt. Außerdem waren die Zeichen, deren Entwürfe aus den dreißiger Jahren stammten z.T. so abstrakt, dass das darzustellenden Handwerk nur schwer oder gar nicht erkennbar war“.
14 Pferseer Motive ausgewählt
So beschloss die Arbeitsgruppe mit den neuen Maibaumschildern einen direkten Bezug zum Stadtteil herzustellen und auf den Schildern markante Gebäude zu zeigen, die für Pfersee stehen. Aus annähernd dreißig Vorschlägen wählte die Arbeitsgruppe schließlich 14 Motive aus, wobei nicht nur die Bedeutung des Gebäudes, sondern auch die Gestaltungsmöglichkeit des Schildes eine Rolle spielte. Dabei konnten die Gruppe, soweit es sich um ältere Gebäude handelte, auf die Sammlung alter Ansichten zurückgreifen, die Wolfgang Konrad, ein ausgewiesener Pfersee-Kenner, zur Verfügung stellte.
Ein Blick in die Zukunft und in die Vergangenheit …
Wenn nun am 28. April die Freiwilligen Feuerwehr unter der Leitung von Michael Böving wieder der Maibaum auf dem Kirchplatz aufstellt, werden außer der markanten Herz-Jesu-Kirche auch die alte Dorfkirche St. Michael, sowie die evangelische Kirche St. Paul und die altkatholische Apostelin-Junia-Kirche zu sehen sein. Bei letzterer können die Pferseer einen Blick in die Zukunft werfen, denn auf dem Schild ist bereits deren Kirchturm zu sehen, der erst demnächst errichtet und eingeweiht werden soll.
Die Vergangenheit hingegen repräsentiert die Goggelesbrücke, deren markantes Holzdach zwar heute im Zoo sein Dasein fristet, aber im Gedächtnis vieler Pferseer noch weiterlebt, genauso wie die Gebäude der Hans-Adlhoch-Schule und der Spicherer Schule. Die Erinnerung an diese beiden Bauten dürfte allerdings bei den ehemaligen Schülern höchst unterschiedlich ausfallen. Auch die Aussegnungshalle im Westfriedhof wird bei manchen Betrachter die Zeit der Trauer zurückrufen, dennoch gehört das markante Gebäude genauso zu Pfersee, wie die Halle 116, die zum einen an die dunklen Zeiten der jüngeren Vergangenheit Deutschlands mahnen soll, wie auch an die Periode, in denen erst deutsche, dann amerikanischen Soldaten das Bild von Pfersee prägten.
Verschwunden sind leider sind viele Bauten der Textilindustrie, die früher das Bild von Pfersee bestimmten, deshalb erinnert ein Steinschnitt an die Epoche der Industriealisierung, der am ehemaligen Pförtnerhaus der Spinnerei und Weberei Pfersee hoffentlich noch länger zu sehen sein wird und der eine Textilarbeiterin bei der Arbeit zeig., In dieser Zeit wurde auch das Verwaltungsgebäude der Federn- und Bandstahlfabrik Eberle errichtet. Fast alle diese Firmen versorgte seinerzeit die Augsburger Lokalbahn mit Roh- und Brennstoffen um die Produktion am Laufen zu halten. Auch wenn heute die Pferseer Betriebe ausnahmslos über die Straßenanbindung bedient werden, so erinnert eine Fachwerkbrücke an die Zeiten, als noch Loks durch Pfersee dampften.
Erinnerung an Pfersees Selbständigkeit
Neben den Schulen sind noch zwei weitere Pferseer Gebäude zu sehen. Zum einen ist es das ehemalige Dienst- und Wohngebäude der Deutschen Reichspost in der Franz-Kobinger-Straße, erbaut von dem Augsburger Architekten Thomas Wechs. Des weiteren erinnert das um 1600 erbaute und Anfang dieses Jahrtausends renovierte Schlössle daran, dass Pfersee ehemals selbständig war, bis die fortschreitende Industrialisierung mit dem Zuzug vieler Arbeitskräfte es notwendig machte, dass sich Pfersee im Jahr 1911 unter die Fittiche der benachbarten Stadt Augsburg begab.
Damit auch (noch) nicht Ortskundige Bescheid wissen, werden die auf den neuen Tafeln gezeigten Bauwerke unten am Maibaum mit den wichtigsten Daten vorgestellt und kurz erläutert.
Dank an Unterstützer
Wenn der Maibaum also am 28. April wieder auf dem Kirchplatz stehen wird, ist auch die Kassenverwalterin der AGP, Ariane X. Krause zufrieden: „Durch eigenes Engagement, aber auch durch finanzielle Unterstützung seitens der Wohnungsbaugesellschaft Augsburg ist es uns gelungen, am Maibaum einen Streifzug durch die Pferseer Geschichte zu zeigen. Besonders bedanke ich mich bei Anette Urban und Wolfgang Reisert von der designwerkgmbh, die uns bei Auswahl und Gestaltung der Motive beratend zur Seite standen und maßgeblichen Einfluss darauf hatten, dass die neuen Schilder noch rechtzeitig bereitgestellt werden konnten.“
Das Maifest 2018, am Samstag, 28. April …
… beginnt mit dem Festzug (und dadurch bedingten kleinen Verkehrsbehinderungen) um 9 Uhr, der vom Aufstellungsplatz über die Lutzstraße in die Augsburger Straße startet.
Musikalisch begleitet wird der Zug wieder von der Blaskapelle des Musikvereins Bergheim und – heuer erstmals –
vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Haunstetten. Über einen freundlichen Empfang durch zahlreiche Zuschauer am Straßenrand würden sich die Beteiligten freuen!
Der Festzug endet am Kirchplatz, wo dann der Maibaum aufgestellt wird und bei Speis und Trank, und vielfältiger Unterhaltung das Fest stattfindet.
Text: PM AGB / Fotos: Gunnar Olms