„Mehr das nutzen, was auf der Erde wächst …“: Staatsminister Josef Miller sprach zum Thema Nachwachsende Rohstoffe

„Mehr das nutzen, was auf der Erde wächst …“Staatsminister Josef Miller sprach zum Thema Nachwachsende Rohstoffe


Über 50 Mitglieder und Gäste konnte die Stadtbergener CSU-Vorsitzende, Carolina Trautner, im Bürgersaal begrüßen, die der Einladung zu einer Informationsveranstaltung mit dem Bayerischen Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten zum Thema Nachwachsende Rohstoffe gefolgt waren. Zusammen mit der CSU Stadtbergen eingeladen hatten dazu die CSU Augsburg Land (Martin Sailer MdL) und die Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft (AGL) der CSU im Landkreis Augsburg. Für den Straßenverkehr sind ja weder er noch sein Ministerium zuständig – dass Staatsminister Josef Miller wegen Verkehrsstaus auf der A 8 mit deutlicher Verspätung in Stadtbergen eintraf, haben ihm die CSU Stadtbergen als Gastgeber und das Publikum im Bürgersaal gern verziehen. Und als der Minister für Landwirtschaft und Forsten gleich zu Beginn seines Vortrags seine persönliche Verbindung zu Stadtbergen offenbarte – „Hier hab’ ich meine ersten Berufsschuljahre absolviert; da hammer immer zum Fenster naus den Panzern zug’schaut …“ – konnte er sich der ungeteilten Sympathie im Saal fast gewiss sein. Und als er aus den Augenwinkeln bemerkte, dass man ihm ein Bier zum Rednerpult brachte bemerkte er: „Man merkt dass man in der Heimat ist, woanders krieg i a Wasser, hier a Bier – vielleicht sogar a Riegele …“ „Bedeutung und Perspektiven der Nutzung Nachwachsender Rohstoffe für unsere Energieversorgung“: dass der CSU-Ortsverband Stadtbergen sich gerade diesem Thema widme, darüber habe er sich riesig gefreut, betonte Miller. „Hier geht es doch um die Verantwortung für die nächsten Generationen; wir müssen langfristig planen und denken und künftig wieder mehr das nutzen, was auf der Erde wächst, nicht das, was in der Erde lagert.“ Holz macht drei Mal warm … … einmal beim Schlagen, dann beim Spalten und schließlich beim Heizen – an diese alte Weisheit erinnerte der Minister und auch daran, dass Bayern mit seinen ausgedehnten Wäldern schon immer ein Holzland war. „Wir haben aus der Vergangenheit 30 Mio. Festmeter Zuwachs, davon sind nur 20 Mio. geerntet worden. Daher stehen in unseren Wäldern so viele dicke Bäume. Dem gegenüber hatten wir 1950 einen Energieimport von 6 Prozent, heute importieren wir 75 Prozent unseres Energiebedarfs! Zum Problem der Importabhängigkeit kommt noch die konjunkturbremsende Wirkung steigender Rohstoffpreise. 1970 kostete ein Barrel Rohöl weniger als 2 US-Dollar, heute müssen wir uns mit einem dauerhaften Preisniveau von 60 US-Dollar pro Barrel auseinandersetzten!“ Angesichts so hoher Energiepreise seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Nutzung von Biomasse als Energieträger so gut wie schon lange nicht mehr, stellte der Minister fest. Mit derzeit 3,7 Mio t pro Jahr ersetzte allein der Berennstoff Holz in Bayern rd. 1.8 Mrd. Liter Heizöl und erspare der Erdatmosphäre damit 4.5 Mio t des Treibhausgases Kohlendioyxyd, da beim Verbrennen von Holz nur soviel davon freigesetzt werden, wie der Umwelt vorher beim Wachsen der Bäume entzogen wurde. Als besonders zukunftsträchtig bezeichnete der Minister für Landwirtschaft und Forsten Pellet-Anlagen zu Heizzwecken: „In Straubing wird nach Abschluss des Endausbaus die größte Pellet-Fertigungsanlage Europas stehen!“ Durch Verwendung von Holz als Brennstoff, stehe mehr Heizöl als Dieselkraftstoff zur Verfügung, so Miller. Bestrebungen, aus Holz Kraftstoffe zu machen, sehe er wegen des ungünstigen Wirkungsgrades kritisch. „Wir müssen mit Holz heizen und mit Öl fahren, nicht umgekehrt!“ Bei Öl denkt er dabei auch an Pflanzenöl und als Landwirtschaftsminister freut er sich einerseits über die Steuerbefreiung von reinem Pflanzenöl und reinem Biodiesel in der Land- und Forstwirtschaft, ist aber nicht glücklich über die neue Besteuerung von Biokraftstoffen in Reinform. Als eine ausgesprochen hoffnungsvolle Technologie bezeichnete Miller Biogasanlagen, von denen in Bayern rd.1300 bereit in Betrieb sind. (Damit steht fast jede zweite Biogasanlage in Bayern!) „Der Einsatz von Kleinstlebewesen zur Erzeugung von Biogas ist übrigens eine der beiden einzigen Formen von Massentierhaltungen, die ich befürworte. Die zweite ist die Imkerei …“ Das Erzeugungspotenzial für Biogas sei in Deutschland beträchtlich, machte er klar; aktuelle Studien zeigten, das unter günstigen Voraussetzungen bis zum Jahr 2030 ein Biogasanteil von 10 % des heutigen Erdgasabsatzes denkbar seien. Nach Abschluss seiner detaillierten Ausführungen erklärte sich Minister Miller noch zu später Stunde zu einer Diskussionsrunde bereit, die dann von Johann Mayer geleitet wurde. Zur Sprache kamen dabei vor allem die mögliche Verwendung von Getreide zu Heizzwecken. Hier verwies Miller auf die ethische Diskussion wegen der Verwendung von Nahrungsmitteln zur Energieerzeugung. „Natürlich stehen wir vor dem Problem, dass derzeit nur 11 Prozent der Erdoberfläche landwirtschaftlich nutzbar sind und die Weltbevölkerung pro Tag um 250.000 (!) Menschen zunimmt. Aber früher hat auch das Pferd, dessen Energie man nutzte, Hafer gefressen. Für die Heizung mit Getreide haben wir erst jetzt Anlagen, die mit den Abgaswerten und dem Ascheanfall zurechtkommen.“ Der Befürchtung, es könne bald nur noch Mais- und Rapsfelder geben zur Energiegewinnung, trat Miller entgegen „Wir wissen, dass solche ständigen Monokulturen nur Nachteile mit sich brächten und setzen auf Fruchtfolge.“ Das Thema Solarenergie schließlich brachte ein Heizungsbauer ins Spiel, der das Bärenkeller-Bad mit einer derartigen umweltfreundlichen Heizung ausgestattet hat und bedauerte, dass eine solche Anlage nicht staatlich gefördert werde. „Übrigens wäre das doch auch was für das Hallenbad in Stadtbergen“, merkte er an.