Salonmusik mit Stammesgesängen: Die Münchner Formation Extraton präsentiert das etwas andere A Capella

Salonmusik mit Stammesgesängen: Die Münchner Formation Extraton präsentiert das etwas andere A Capella


Ein blutiges „X“ schwebt unheilvoll über den Köpfen der Zuschauer, gemächlich schreiten die Interpreten in ihren schwarz-roten Outfits auf die Bühne. Die sechs Stimmakrobaten der jungen Formation Extraton waren bis von München angereist, um im Stadtberger Bürgersaal die etwas andere Art der A capella-Musik zu präsentieren, welche nicht wirklich viel mit dem derzeitig so populären Mix aus Convenience und Klamauk gemeinsam hat. In einer unkonventionellen Melange aus Coverversionen und Eigenproduktionen reicherten die Interpreten anspruchsvolle Beatmusik mit folkloristischen Nuancen an und stellten insgesamt ein Programm auf die Beine, das sich überraschend von anderen Vokalensembles abzuheben vermochte: So etwa trafen hypnotisierende Stammesgesänge in afrikanischen Sprachen ungeniert auf die Melancholie schummriger Barklänge, deren klagende Klanglinien irgendwo zwischen den 20er Jahren und heute ihr Zuhause fanden – wie beispielsweise beim originellen Eigenarrangement „Poison Rain“. Einige Beiträge entführten ins verklärte Westernambiente und im hitzigen Charme präsentierte das Ensemble ein experimentelles Wüstendrama, welches von den sechs Vokalkünstlern gekonnt in einen harmonischen Sprechgesang verwandelt wurde. Als ein ganz besonderes Phänomen offenbarte sich schließlich Beatboxer Steffen Knütter, der als menschliche Rhythmusmaschine Dutzende Perkussion-Instrumente gleichzeitig zu bedienen schien und minutenlange Sololeistungen auf die Bühne schmetterte. Innovativ, charmant, multikulturell – vokale Instrumentalkunst einmal völlig anders.  Text/Bild: Thomas Hack