Es war einmal ein wohlbehütetes Mädchen in Mittelfranken, wo man alles Erstaunliche mit „Allmächt“ kommentiert, das nach der Schule die Zeit bis zur Ausbildung zur Sportlehrerin an der Sportschule München-Grünwald mit „Jobben“ beim Fernmeldeamt in Nürnberg bei der Deutschen Bundesbahn überbrückte. Dann gab es noch einen in Magdeburg geborenen, anfangs in Hannover und nach der Ausbombung im Oktober 1943 in Celle die Schule besuchenden Knaben, der im Anschluss an das Maschinenbau-Studium in Hannover nach kurzer Tätigkeit bei der MAN in Nürnberg dort die Ausbildung zum Höheren Dienst bei der Deutschen Bundesbahn antrat.Beider Unabhängigkeit endete schlagartig Ende Mai 1964 als der junge Referendar Wilhelm Behrens seine spätere Gattin Brigitte, geborene Spieß, in der Mittagsschlange der Kantine kennenlernte. „Sie versuchte mit kessen Sprüchen die Wartezeit zu verkürzen“, schmunzelt der 79-jährige Wilhelm Behrens noch heute. Er lud sie galant zum Essen ein und faszinierte sie mit täglichen Geschenken, so willigte sie – nur 80 Tage nach der Ausgehpremiere – in die Heirat ein. Eine „Not-Heirat“?„Abgesehen von sonst nie gekannter Sprachlosigkeit der der verdutzten Mutter und der momentanen, durch ein paar Stamperl Obstler bekämpften Blutleere des Vaters bei der Verkündung der bevorstehenden Hochzeit verlief die Zeit unbeschwert, aber hektisch“, freut sich Wilhelm Behrens noch heute. Das Brautkleid lieh die junge Braut bei einer Bekannten und auch die Suche nach einem Restaurant für die Hochzeitsfeier schien nahezu aussichtslos, weil damals auf Grund gewisser Steuervorteile viele Paare sich Ende August vermählten. Das Gerücht wegen des ungewohnten Tempos, es handle sich fraglos um eine „Not-Heirat“, erheiterte in der fränkischen Kleinstadt alle, die von der strengen Erziehung des Vaters wussten. „Doch um so länger wurden die Gesichter, als sich selbst nach neun Monaten noch immer keine körperlichen Veränderungen ankündigten“, amüsiert sich Brigitte Behrens, die heuer ihren 70. Geburtstag feierte.Einmalig war wohl die Hochzeitreise nach Berlin. Nun stand das junge Paar vor einer schweren Entscheidung: Kauf eines Eigenheimes am Nürnberger Stadtpark oder Besuche fremder Länder. Wegen der drohenden beruflichen Versetzungen gewann das Fernweh. Fünf Exkursionen führten nach Südeuropa, Ost- und Nordafrika, von der Türkei bis Kambodscha und Hongkong. Diese so nicht mehr zu wiederholenden Abenteuer endeten im Spätsommer 1970 durch die sich ankündigende Tochter Silke. Nach drei Jahren beruflichen Wirkens in Essen wurde Wilhelm Behrens 1972 nach Bayern versetzt und die junge Familie zog nach Stadtbergen in den Schlossanger.Stadtbergens „Häufelkönigin“1977 begann das politische Wirken der Ehefrau in der einstigen Gemeinde. Die durch den Kommunalpolitiker Alois Strohmayr (SPD) entflammte Begeisterung trug erste Früchte und Brigitte Behrens zog trotz ihrer Platzierung auf einem „hoffnungslosen“ Listenplatz auf Anhieb in den Marktgemeinderat ein. Neben unzähligen Aktivitäten gelang – ausgehend von einer ersten von ihr arrangierten Unterschriftenaktion – sogar das vor allem für unmöglich gehaltene Kippen eines schon abgeschlossenen Planfeststellungsverfahrens für die B17, wodurch eine weitere Belastung des Orts durch die geplante Ausfahrt am Finkenweg noch verhindert wurde. Die politische Ehe mit der SPD hielt, – bis vor den Wahlen 1990 die Ansichten über eine erfolgreiche Arbeit unversöhnbar aufeinander prallten. „Als dann die sogenannte „Häufelkönigin“ auch noch trotz Abschiebens auf einen zur Wiederwahl ungeeigneten Listenplatz das beste SPD-Ergebnis einbrachte, waren die geschockten Genossen nicht mehr zu genießen“, weiß Wilhelm Behrens. Nach Verlassen der Partei nach 18 Jahren endete das politische Intermezzo, was viele Bürger bedauerten. Das größte Glück des Ehepaares ist heute die neunjährige Enkelin Sophie, die mit ihren Eltern Silke und Michael Schaumberg im Haus der Behrens leben. „ …kein allgemein gültiges Rezept“Nach dem Motto „kurz gefreit, lang gefreut“ hält ein spannendes und wundervolles Zusammenleben bereits 50 Jahre. Wilhelm Behrens: „Noch immer empfinde ich es als großes Wunder, dass das Schicksal mich die liebste aller Frauen finden ließ. Sicher gibt es kein allgemein gültiges Rezept, doch unbedingt dazu gehören: den Partner respektieren, ihm einen Freiraum lassen, niemals des anderen Vertrauen gefährden, sich gegenseitig helfen, sich nicht selbst bedauern, nicht zuviel über Probleme diskutieren, auf keinen Fall Psychologen konsultieren, wenn überhaupt, dann nicht über Nacht streiten, Humor behalten und viel lachen, getrennte Schlafzimmer wegen unterschiedlicher Schlafrhythmen und vor allem, nicht sich trennen oder sterben.“ Ingrid Strohmayr