„Niemand darf seine Wurzeln vergessen … … denn sie sind Ursprung unseres Lebens“ 60 Jahre Patenschaft Göggingen/Augsburg – Neudek’/Nejdek

„Niemand darf seine Wurzeln vergessen … … denn sie sind Ursprung unseres Lebens“ 60 Jahre Patenschaft Göggingen/Augsburg – Neudek’/Nejdek

Höhepunkt der Festlichkeiten anlässlich des Jubiläums war die Gedenkfeier am Neudeker Mahnmal, für die OB Dr. Kurt Gribl die Schirmherrschaft übernommen hatte. 1. Vorsitzender Josef Grimm konnte die zahlreichen Besucher – unter ihnen Alt-OB Hans Breuer, MdB Dr. Volker Ullrich, MdL Harald Güller, zahlreiche Stadträte und Alt-Stadträte, sowie Vertreter aus der Wirtschaft und befreundeter Heimatorganisationen begrüssen. Kulturreferent Thomas Weitzel überbrachte die Grußworte der Stadt Augsburg in Vertretung von OB Dr. Gribl und mahnte: „Niemand darf seine Wurzeln vergessen. Denn sie sind Ursprung unseres Lebens“. Ein wichtiger Ort, an dem die Erinnerung wach gehalten wird, ist das Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek in der Franz-Schubert-Schule. Der Festredner, Stadtdirektor a.D. Dr. Heinz Münzenrieder wusste viel über die Anfänge der Heimatvertriebenen in Göggingen und über die am 1. August 1954 durch Bürgermeister Otto Miehle unterzeichnete Patenschaftsurkunde der damaligen Marktgemeinde Göggingen zu berichten. Er erinnerte an die „Geburtshelfer und Initiatoren“. Heute wünsche er sich, dass das kulturelle Erbe des sudetendeutschen Neudeks einen würdigen Platz in der deutsch-tschechischen Stadtgeschichte erhält. „Möge dies noch zarte Gewächs zu einem neuen Miteinander gedeihen.“
Jiri Bydzovsky, der ehemalige Bürgermeister (1990 – 1994) überbrachte das Grußwort der Stadt Nejdek/Neudek und freute sich, dass er zu der „politischen Garnitur“ gehöre, die die unterbrochenen Verbindungen zwischen Nejdek/Neudek und den früheren Bürgern von Neudek, die jetzt in Augsburg leben, herstellen konnte. „Ich wünsche uns allen, dass unsere neuen Beziehungen weiter bestehen“ waren seine Schlussworte.
Die gesamte Feierstunde wurde einfühlsam vom Kolping-Blasorchester – den „Gögginger Turmbläsern“ umrahmt.
Einige Tränen – nicht nur vom Himmel – gab es beim Totengedenken, welches
Herbert Götz und Anita Donderer im Wechsel sehr emotional vortrugen. Unter dem Klang der Glocke vom Neudeker Glockenturm gedachten sie nicht nur ihren Urgroß- Großeltern, Eltern und Verwandten, die sie bei dieser Feier sehr vermissen, sondern auch der Gründer und Gönner der Heimatgruppe, die dies alles aufgebaut haben – ohne sie diese heutige Feier nicht möglich wäre.
Zum Dank für 6 Jahrzehnte Patenschaft und gleichzeitig 6 Jahrzehnte leben in Frieden durften 6 weiße Friedenstauben ´gen Himmel fliegen. Dabei erklang zum Schluss das „Feierobnd – Lied“ von Heimatdichter und – Sänger Anton Günther, für den ebenfalls am Mahnmal ein Gedenkstein steht.
Patenschaft – ein Akt mit Symbolwirkung
Beim anschließenden Festempfang im Rathaus begrüßte der OB die Gäste und stellte gleich am Beginn seiner Rede fest: „ Jeder Mensch braucht eine Heimat“ Mit viel Einfühlungsvermögen versetzte er sich in die Lage der damaligen Heimatvertriebenen. Gribl erinnerte an 1946, als in Augsburg 6 Bahntransporte mit je 1.200 Personen an Bord ankamen. Umsomehr lobte er die Patenschaftsübernahme durch Göggingen, als einen Akt mit großer Symbolwirkung. Es war ein wichtiges Zeichen in schweren Zeiten. Es war aber auch für die Stadt Augsburg dann eine Selbstverständlichkeit, bei der Eingemeindung Göggingens im Jahr 1972 diese Patenschaft zu übernehmen.
Als Vertreter von Nejdek/Neudek stellt Pavel Andrs, der Vorsitzende der Bürgerorganisation „JoN“ fest, dass Nejdek im Jahre 1991 wohl die erste tschechische Stadt war, die ihre früheren Bewohner offiziell eingeladen hat. Das war auch der Beginn einer völkerverständigenden Verbindung – auf Initiative der „Kinder von damals“.
Anita Donderer und Herbert Götz nahmen die Festgäste am Schluß der Veranstaltung noch mit auf eine kleine Zeitreise in die zurückliegenden 23 Jahre. Im Wechsel berichteten sie, wie alles im Jahre 1991 begann, als sie – die Kinder von damals – nur ihren Geburtsort kennen lernen wollten und dabei aber auf eine unerwartete Gastfreundschaft durch den damaligen Bürgermeister Jiri Bydzovsky stießen.
Zum Abschluß des Jubiläumsjahres ist bereits ein Jubiläumstreffen für Samstag, 27.09.2014 um 14 Uhr in der alten Heimat, in der Neudeker Turnhalle terminiert.  H.Götz