Industriegeschichte: In Blaibach hatte die Gögginger Nähfadenfabrik eine werkseigene Zulieferfirma
Göggingen: Das idyllisch gelegene Blaibach im Naturpark Oberer Bayerischer Wald hat eine nicht unbedeutende Industriegeschichte vorzuweisen. Es besteht eine interessante Verbindung zu Göggingen. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand im kleinen Blaibacher Ortsteil Harras – energetisch vorteilhaft am Weißen Regen gelegen – der erste Hochofen im Bayerischen Wald. Das Erz musste zwar mühsam mit Pferdefuhrwerken aus Sulzbach-Rosenberg herangekarrt werden. Es entstanden jedoch ziemlich gefragte Wagenachsen, Wagenreifen und sogar Kurbelwellen. Vor allem schuf dies Arbeitsplätze für die zu dieser Zeit noch bettelarmen Menschen. Doch die Blaibacher „Eisenzeit“ dauerte nicht lange an. Das Firmenkarussell drehte sich weiter: Zündhölzer wurden hergestellt sowie Spunde für Bierfässer. Eine Wellpappenfertigung etablierte sich, ebenso eine Spielwarenproduktion, die deutschlandweit bekannt war. Ende der 1930er Jahre erwarb die Gögginger Zwirnerei und Nähfadenfabrik (ZNFG) das Unternehmen. Sogar Nachtschichten waren angesagt.
Der zu den Großen der europäischen Garnhersteller gehörende Betrieb hatte einen erheblichen Bedarf an Holzspulen, die sozusagen die tragenden Elemente seiner weltweit exportierten Qualitätsware darstellten. Die globale Textilkrise der 1970er/1980er Jahre hatte die ZNFG zunächst nicht erreicht. Daher florierte auch der werkseigene Blaibacher Zulieferer zunächst. Sogar Nachtschichten waren angesagt. Margot Micheler, eine Göggingerin, deren Vater als Geschäftsführer von der ZNFG nach Blaibach entsandt wurde, erinnert sich: „Alle vier Wochen setzte sich ein randvoll bis zur Planendecke beladener LKW mit Holzspulen nach Göggingen in Bewegung“. Die Spulen wurden aus maschinengesägten Baumscheiben – meist aus Birkenholz – gestanzt bzw. gedrechselt. Doch bereits 1953 war Schluss: Die jetzt aufkommenden Papphülsen konnten den Blaibacher Holzspulen – hergestellt aus dem „Grünen Gold“ des Bayerischen Waldes – nicht mehr konkurrieren, was vor allem für die dort Beschäftigten, aber auch für den gemeindlichen Steuersäckel, einen harten Schlag bedeutete. Nach dem Verkauf durch die ZNFG versuchte sich zwar noch eine Kleiderbügelfabrik, doch war dieser kein langes Leben beschieden.