Ein bayerischer Rebell singt für Afrikas Schulen: Liedermacher Sepp Raith begeistert mit frechen Songs im Bürgersaal Stadtbergen
„Mit Bayerntümmeleien hab I nix am Hut“ – dies sagt kein anderer als Liedermacher Sepp Raith, der mit kauziger Frisur und einer Klampfe in die Hand die Bühne betrat. Der selbsternannte Don Quichotte der Bajuwaren hat im Bürgersaal Stadtbergen ein Sammelsurium aus aufmümpfigen Liedern und frechen Spaßgedichten zum Besten gegeben und sich dabei ganz einem guten Zweck verschrieben: Das Benefizkonzert unterstützte das Projekt „Schulen für Afrika“ und war eine Gemeinschaftsveranstaltung vom Togoverein Augsburg e.V., dem Forum interkulturelles Leben und Lernen e.V., dem Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. und dem Kulturamt Stadtbergen. Sepp Raith distanzierte sich bewusst von der bäuerlichen Verklärtheit und beschönigenden Volksmusiktraditionen, zog aber dennoch mit seiner „g’scherten“ Mundart in einen heimatlichen Rosenkrieg, der Niemanden in der Bayern-„Demokratur“ unverschont ließ: Die „Gschlamperten“ und „Gwamperten“ bekamen in den bissigen Texten ebenso eines über den Gamsbarthut gezogen wie Politverschwörer, Klosterschüler, Steckerlfischesser und Bauernlackel. Mal im anarchistischen Stile von Fredl Fesl, dann wieder im blökenden Alpenrock kamen die Hasstiraden und Weltschmerzallegorien daher und schwankten dabei zwischen bitterböser Realsatire und sinnfreier Nonchalance. Herrlich, mit welchem (quasi nicht vorhandenen) Enthusiasmus der Weißwurst-Rebell dem (quasi nicht vorhandenen) Augsburger Faschingswahnsinn huldigte oder die stupiden Festzeltgröler musikalisch über den Biertisch zog. Auch seine Lyrik war von hintersinniger Heiterkeit geprägt und bewegte sich irgendwo zwischen den fabelhaften Wortspielereien Wilhelm Buschs („Die verliebte Schildkröte“) und den akrobatischen Zungenbrechern von Heinz Erhardt („Mit einem Orang Utan fang ich nie wieder Disput an“). Und wohl nur ein Sepp Raith bekommt es in den Griff, im brachialen Dialekt über radelnde Dromedare zu berichten, die nach dem dritten Dattelschnaps den Sinn des Lebens begriffen, oder vegetarische Gedichte mit romantischen Sujets anzureichern („Verzeihe, ich lieb dich mehr als Weizenkleie“). Rebellische Kampfansagen und rockige Balladen, übelste Blasphemie und urige Bauernschläue – all dies bescherte den Zuhörern einen herzerfrischenden Abend, der die Gemüter der Gäste in Wallung versetzte. Oder wie es das klampfende Urviech aus Nassenhausen so charmant in Worte fasste: „Schädelweh liegt in der Luft!“
Text: Thomas Hack /
Bild: Daniela Ziegler