Eine enge Verbindung: Der lange Weg der Mozarts führt über Pfersee – Warum aus der Mozartstraße die Lutzstraße wurde. Ein Vorfahre des Amadé prägte den Ort
Bei Eingemeindungen ist dies notwendig: Gleichnamige Straßenbezeichnungen darf es nicht geben. Ordnung muss schließlich sein. So auch bei der „Einverleibung“ Pfersees nach Augsburg zum 1. Januar 1911. Die Augsburger bestanden auf der Beibehaltung „ihrer“ Mozartstraße und die Pferseer Straße gleichen Namens sollte eliminiert werden. Doch die Pferseer gaben nicht gleich klein bei. Letzthin – nachdem der Ober den Unter sticht – einigte man sich. Damit es keinen zu großen Ärger gibt, griffen die Augsburger in die Trickkiste und ließen großzügig zu, dass aus der Pferseer Mozartstraße die Lutzstraße wurde. Dies passte den Pferseern einigermaßen, war doch Johann Lutz ihr verdienter letzter Bürgermeister vor der Eingliederung ins geliebte Augsburg. Doch was lag dieser „Umwidmung“ eigentlich zu Grunde? Immerhin über ein Vierteljahrhundert – 1608 bis 1635 – lebte ein direkter Vorfahre des großen Amadé – David Mozart – in Pfersee und übte das ehrbare Maurerhandwerk aus. Er zog dann schließlich nach Augsburg weiter, wo er sich beruflich mehr erhoffte. Er wanderte von Leitershofen – seit 1978 zu Stadtbergen gehörend – kommend, in Pfersee zu. Beide Gemeinden – Pfersee und Stadtbergen – waren übrigens bis 1746 pfarrsprengelmäßig liiert. Die Pferseer Barockkirche St. Michael hatte sich deshalb auch um die Gemeindeschäfchen aus Stadtbergen zu kümmern. Doch auch Leitershofen war nur eine Station auf dem langen schwäbischen Mozartweg nach Augsburg. Die Mozart haben ihre Wurzeln im kleinen Flecken Heimberg, heute ein Ortsteil von Fischach. Und einen dieser Heimberger – Hans Mozart – zog es 1504 nach Leitershofen. Unterlagen über diese „Vor-Leitershofen-Zeit gibt es leider nicht. Aber Gott sei Dank war der Leitershofer Pfarrer recht sorgfältig. Er dokumentierte den Zuzug des Hans Mozart mit dem Zusatz „ein Heimberger“. Damit ist der Amade´sche Stammbaum wenigstens ab 1504 exakt zu rekonstruieren. 1965 fand diese von Leitershofen über Pfersee verlaufende Mozart-Story ihren endgültigen Abschluss.
Hans Georg Mozart erhält ein warmes Beamtenplätzchen
Dies durch den Tod von Caroline Jakobine Grau, einer geborenen Mozart, die kinderlos verstarb. Damit ist nach über 450 Jahren die Wanderung der Mozart zu ihrem Ende gekommen. Doch sie treten in Pfersee nicht nur durch die immerhin über ein Vierteljahrhundert währende Anwesenheit von David Mozart in Erscheinung. Pfersee hat noch einen weiteren nicht unbedeutenden Bezug zu den Mozart. Einer von ihnen prägte das Ortsbild Pfersees. Es ist der Barockbaumeister Hans Georg Mozart, ein direkter Nachfahre des Pferseer Bauhandwerkers David Mozart und Urgroßonkel des Wolfgang Amade´. Dieser blieb sozusagen den beruflichen Leisten des David treu, wenngleich er es zu einem warmen Beamtenplätzchen brachte. Er avancierte nämlich zum „Vorsteher“ der domkapitel‘schen Bauadministration und gestaltete so die barocke Bauwelt in der ganzen Region. Etwa dreißig sowohl sakrale als auch profane Baulichkeiten werden ihm zugeschrieben. So auch die 1682 bis 1685 erfolgende barocke Umgestaltung der Pferseer St. Michaels-Kirche. Allerdings: Der Herr Baumeister konnte sich nicht um alles kümmern. Er integrierte nur den achteckigen Barockturm auf die übriggebliebene romanische Turmbasis. Ein nicht leichtes Unterfangen. Den „Rest“ musste dann die liebe Kollegenschaft erledigen. Der Herr bischöfliche Oberbaudirektor hatte schließlich mehr zu tun. So die Errichtung eines domkapitel´schen Bräuhauses in Stadtbergen, des Gutes Mergenthau bei Kissing, des Konventgebäudes von St. Georg in Augsburg und den Umbau der Fuggerei. Auch Schloss Wellenburg gestaltete er um und in Anhausen kümmerte er sich um St. Adelheid. Man wird es so zu sehen haben: Künstlerisches Esprit ist beim Urgroßonkel des Amade´ auszumachen. Wem wundert es, wenn dieses seinem genialen Nachfahren zu Gute kam. . . Und etwas anderes lehrt uns die Mozart´sche Familiensaga: Eine geschlossene Gesellschaft ist das Leben nie. Und es sind nicht die schlechtesten, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.