„Ja Buaba, dös ka ma fei it so lossa!“: Kindheitsgeschichten aus der Nachkriegszeit in Stadtbergen (1945-1955)

„Ja Buaba, dös ka ma fei it so lossa!“Kindheitsgeschichten aus der Nachkriegszeit in Stadtbergen (1945-1955)


10. Vorsicht am ZiegelstadelStadtberger Kindern drohten in der Umgebung des Ziegelstadels oftmals Gefahren, hielt man sich hier doch in der Gegend von Deuringen auf. Dieser Ort gehörte zwar zur Pfarrei St. Nikolaus, schulisch waren die Deuringer selbststän- dig und besaßen eine zweiklassige Schule. Wir Kinder kannten uns nicht und beanspruchten einfach die Gebiete um den Ziegelstadel als unser Territorium.Wir wussten auch, dass man die Deuringer als “Schubladscheißer“ verspottete. Spielten wir hinter dem Ziegelstadel im Wäldchen oder suchten an den Weihern Kaulquappen und Salamander, dann kreuzten wir damit unwillkürlich das Spielareal der Deuringer. Entdeckten wir Kinder aus Deuringen im Wäldchen, zählten wir erst einmal, wie viele Gegner uns gegenüberstanden. Waren wir in der Unterzahl, mussten wir uns rasch und geräuschlos in Richtung Stadtbergen aus dem Staub machen. Waren wir in der Überzahl, dann wuchsen unser Mut und die Angriffslust. Unter ohrenbetäubendem Gebrüll des Spottverses: „Deuringer Schubladscheißer, Deuringer Schublad-scheißer ..!“verscheuchten wir unsere Feinde, bis sie sich nach Deuringen hinauf zurückgezogen hatten.Die Sache konnte aber, wenn man nicht aufpasste auch schief gehen. Wie man hörte, wurden Stadtberger Kinder von den Deuringern an Bäume gefesselt und abgewatscht. Solche Meldungen schlugen bei uns wie Blitze ein und ließen uns äußerst vorsichtig sein. Keiner wollte die Schande des Marterpfahles durch Deuringer Hand erdulden. Nein, nicht von dene “Schubladscheißer!“ Das war Ehrensache!(Weitere Geschichten von Winfried Hierdeis in den nächsten Ausgaben des Stadtberger Boten)