„Warum wählen Landwirte eigentlich nicht die SPD“, fällt der Kreisvorsitzende Roland Mair gleich mit der Tür ins Haus. Er nimmt bei einem Gespräch mit dem Bauernverband in Augsburg Bezug auf das vielfältige Engagement der SPD-Kreistagsfraktion und der Landtagsfraktion. Herbert Woerlein, Mitglied im Agrarausschuss des Landtags, verweist auf über 50 Anträge, die er und seine Kollegen in den letzten beiden Jahren mit dem Ziel gestellt haben, die Landwirte in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. „So weit sind wir gar nicht auseinander“, stellt Kreisobmann Gerhard Ringler am Ende des knapp zweistündigen Gesprächs fest.
In der dazwischen liegenden Zeit wird schnell deutlich, dass beiden Seiten das Wohl der Landwirte eine Herzensangelegenheit ist. Zum Auftakt informiert Geschäftsführer Thomas Graupner über die Situation der Landwirtschaft in Schwaben und im Landkreis Augsburg. Die Zahl der aktiven Landwirte gehe in Bayern und in Schwaben insgesamt weiter zurück, zwischenzeitlich sei der größere Teil der landwirtschaftlichen Betriebsleiter nicht mehr im Haupterwerb, sondern im Nebenerwerb tätig. Im Landkreis Augsburg halten sich bei den 1576 Betrieben Haupt- und Nebenerwerb in etwa die Waage. Kleinere Betriebe mit weniger als 50 Hektar Anbaufläche werden immer öfter aufgegeben oder nur noch als Hobby betrieben.
Annette Luckner, Dritte Bürgermeisterin von Dinkelscherben und Kreisrätin, kennt aus ihrer Region die Sorgen landwirtschaftlicher Betriebsleiter: „Gerade junge Landwirte, die investiert haben, trifft die momentane Entwicklung auf dem Milch- oder Schweinemarkt mit voller Wucht.“ Gerhard Ringler hält in diesem Zusammenhang staatliche Intervention für richtig, wenn sich die Preise weiterhin nach unten entwickeln. Herbert Woerlein bedauert, dass sein entsprechender Antrag im Agrarausschuss des Landtags im November 2014 abgelehnt worden war.
Weitere Themen waren die Rolle der Erzeugergemeinschaften bei der Ferkelvermarktung, Fragen der Ausbildung, die Notwendigkeit von Medikamentengaben in der Tierhaltung und die in diesem Zusammenhang geführte Diskussion um Antibiotikaresistenzen, die problematische Veröffentlichung von Direktzahlungen an Landwirte, die Erbschaftssteuer bei der Hofübergabe, der immer weiter voranschreitende Flächenverbrauch, die Diskussion um die Anbindehaltung sowie die Nitratbelastung von Gewässern. Kreisbäuerin Anni Fries hatte den Politikern einige Ordner mitgebracht, um zu zeigen, welch hohen bürokratischen Aufwand ein landwirtschaftlicher Betrieb heute bewältigen muss. Gespräche zwischen Bauernverband und Kreis-SPD soll es weiterhin geben, Kreisvorsitzender Roland Mair und seine beiden Stellvertreter, Herbert Woerlein und Annette Luckner, wollen sich künftig regelmäßig mit den Vertretern des Bauernverbands im Landkreis Augsburg treffen. Auch die Besuche bei Landwirten in der Region sollen fortgesetzt werden.