Von Forstrat a.D. Hermann Stadler
Waldbrände in Ostdeutschland, brennende Getreidefelder, Ernteverluste durch Wassermangel, Extremtemperaturen – im Sommer dieses Jahres waren die drastischen Folgen des fortschreitenden Klimawandels direkt vor unserer Haustüre spürbar. Diese Extremwetterlagen mit zunehmender Hitze, Dürre, Starkregen und heftigen Stürmen machen auch den heimischen Wäldern stark zu schaffen. Forstexperten sind sich schon lange einig, dass naturnahe Mischbestände deutlich besser mit dem Klimawandel zurechtkommen als beispielsweise reine Fichtenwälder. Mischwälder zeichnen sich dadurch aus, weniger anfällig gegen längere Trockenperioden, steigende Temperaturen, Sturm und Insektenbefall zu sein. Auch die Forstarbeit im Ganzen wird sich mit Blick auf den Klimawandel und die Herausforderungen der Zukunft verändern. Nicht nur die Hitze macht der Fichte zu schaffen, sondern auch ein Schädling, der Borkenkäfer. Als nächstes Opfer des Klimawandels machen Fachleute die Buche aus, was bereits jetzt schon an den schütteren Kronen zu erkennen ist.
Als „alten“ Forstmann beschäftigt mich immer noch ein seit Jahren bei einem Waldbegang geführtes Gespräch mit einem jüngeren Fortwissenschaftler zum Thema Forstschäden durch Wild. Er behauptete vor allen Exkursions-teilnehmern, „das Rehwild sei der größte Feind des Waldes, ein Forstschädling, ein Ungeziefer, das nicht erlegt oder geschossen werden soll, sondern ausgerottet…“ Dazu passt die Aussage eines mir befreundeten Jagdpächters, in dessen Revier bei der diesjährigen Aufnahme zum Verbissgutachten unter zigtausenden von Tannensämlingen (Naturverjüngung) zwei kleine verbissene Pfl anzen festgestellt wurden. Und schon wurde der Abschuss um 2 Stück amtlicherseits erhöht!!
Dass die Schäden im Wald durch moderne Forstmaschinen mehr als doppelt so hoch sind wie jährliche Verbiss- und Fegeschäden durch unser Schalenwild wird dabei immer verschwiegen.
Wir alle dürfen stolz sein auf unsere naturnah bewirtschafteten Mischwälder mit seinen Funktionen. Er gibt Ruhe, Kraft, Gesundheit, Nahrung und nach- wachsende Rohstoffe. Er dient auch als Wasserspeicher und zum Klimaausgleich.
Wir brauchen den Wirtschaftswald dringend zur zielgerichteten Holzernte für Bau- und Möbelindustrie, Papierherstellung und zunehmend auch für Holzhäuser. Aber bitte nicht ausschließlich auf Kosten und zu Lasten der im Wald lebenden Tiere. Gerade in der derzeitigen, auch politisch unruhigen Zeit mit Finanz-, Inflations-, Flüchtlings-, Klima- und Coronakrise, dem Krieg in der Ukraine dient der Wald auch dazu sich gedanklich zu sammeln und Ruhepausen einzulegen. Wir müssen unsere Welt für künftige Generationen lebenswert bewahren.