Auf dem Camino Francés
Ihre ganz persönliche Pilgerweg-Erfahrung schildert unsere Inninger Leserin Regina Stuber-Schneider
Am Anfang stand die Idee – aber schaffe ich das? Bin ich fit genug? Was kommt da auf mich zu? Diese Fragen bewegten mich eine ganze Weile. Doch etwas in mir sagte: Mach es einfach! Wage es!
Und was kam auf mich zu?
712 Kilometer, bergauf und bergab. Jeden Tag Aufbruch zwischen 6:00 und 6:30 Uhr, ohne Frühstück, bei 8 Grad. Jeden Tag durchschnittlich 20–23 km, manchmal auch mehr.
Viele, viele Café con Leche mit Croissant, denn nach zwei Stunden war das Frühstück redlich verdient. Schweiß und wieder Schweiß, denn obwohl die Luft kühl war, stach die Sonne ab 10 Uhr gewaltig.
Unterschiedlichste Herbergen: Große mit 40er Schlafsälen, kleine Herbergen mit nur 18 Betten pro Saal, Herbergen mit gemeinsamem Abendessen, Herbergen, in denen man selbst kochte (zumindest Tiefgefrorenes warm machte) oder eben die örtliche „Bar“. Unverzichtbar war aber immer der abendliche Vino Tinto.
Nervige Seufz- und Explosionsschnarcher, die manche Nächte verkürzten, aber auch schöne Begegnungen mit interessanten Menschen.
Und natürlich der Camino selbst. Von Pamplona bis Santiago durchwanderten wir in fünf Wochen die Weinberge der Rioja, liefen kilometerweit an Weizenfeldern vorbei, kamen durch Pinienhaine, Heidelandschaft und herrliche Mischwälder. Am beeindruckendsten für mich war die Blütenpracht. Wo immer wir waren, unser Weg war von einer Blumenpracht gesäumt, wie wir sie hier nicht mehr kennen. Wunderschöne alte Städte wie Burgos, León oder Ponferrada – ein ausgiebiger Spaziergang dort war ein Muss.
Was bleibt?
Was bleibt, ist ein Gefühl der Freude und Dankbarkeit, etwas so Wunderbares erlebt zu haben. Jede Mohnblume, jede Margerite, jede Kornblume, jeder gelbe Ginsterbusch wird meine Erinnerung wachhalten – und natürlich meine Muschel an der Wand.