Zehn Jahre Hessing Geriatrie: Aktiv älter werden

Zehn Jahre Hessing Geriatrie: Aktiv älter werden


Großen Anklang fand der Tag der offenen Tür der Geriatrischen Reha-Klinik der Hessing Stiftung Mitte Juni unter der Schirmherrschaft von Albert Schmid, MdL a.D. Die Besucher konnten die Klinik besichtigen, in einer Simulation spüren, wie sich Alter anfühlt, sich über Geh- oder Alltagshilfen schlau machen, Vorträgen über Osteoporose oder Diabetes lauschen oder am Seniorencheck teilnehmen ? für jeden war etwas dabei.Den Gehirnzellen auf die Sprünge helfen„Jeder hat das schon einmal erlebt: man steht plötzlich im Keller und weiß nicht warum. Oder man trifft einen Bekannten auf der Straße, doch der Name fällt einem erst hinterher ein“, schildert Ute Streicher, Fachärztin für Neurologie, physikalische und rehabilitative Medizin, in ihrem Vortrag den schleichenden Prozess eines nachlassenden Gedächtnisses. „Wir alle werden älter, doch sollten wir uns frühzeitig überlegen, ?wie will ich älter werden“. „Um geistig fit und beweglich zu bleiben, sei es notwendig, aus dem gewöhnlichen Denken auszubrechen und um die Ecke zu denken. Wie das Gehirn ein bisschen ? gekitzelt ? und den Gehirnzellen auf die Sprünge geholfen werden kann, zeigt das folgende Rätsel: „Stolpernde Leichenträger erwecken Scheintote“. Was könnte damit gemeint sein“ ? stimmt: Schneewittchen. „Durch Kreativität und Vorstellungskraft wird die rechte Gehirnhälfte aktiviert, die in unserer Welt der Logik und Zahlen meist unterentwickelt ist“, erklärt die Ärztin. Damit die Gedankengänge wieder flexibler werden, rät sie, eine neue Sprache zu lernen oder den Weg zum Hausarzt einmal ganz anders als sonst zurückzulegen. „Das wichtigste ist jedoch, den inneren Schweinehund zu überwinden, was am besten mit einem Zucker`l geht. Und das ist in diesem Fall der Spaß. Den Gehirnzellen muss es soviel Spaß machen, dass sie funken!“Selbst bestimmt und würdevoll lebenDie Geriatrische Reha-Klinik mit 100 Betten plus 20 Behandlungsplätzen in der Tagesklinik ist spezialisiert auf die Rehabilitationsbehandlung von älteren Menschen, das Durchschnittsalter beträgt 80 Jahre. Die Haupteinweisungsdiagnose sind hüftnahe Frakturen, aber auch Patienten mit Gelenkersatz oder Amputation, nach Operationen im Kopf-, Herz- oder Bauch-Bereich, sowie Schlaganfall, Herzinfarkt, Parkinson oder Alzheimer können die Rehabilitationsmöglichkeit in der Butzstraße nutzen. Ein umfangreiches Therapeutenteam kümmert sich um die Senioren mit ärztlichen Untersuchungen, Physiotherapie, Bädern und Massagen, Ergotherapie, Psychologie sowie sozialer Beratung. ?Es genügt nicht, lediglich eine Diagnose zu stellen, das A und O ist, darauf einzugehen, wie der Patient selbst bestimmt und würdevoll mit den Schmerzen und Bewegungseinschränkungen leben kann?, weiß Oberärztin Ute Streicher. Die meisten Patienten sind multimorbide, weisen also gleichzeitig viele verschiedene Krankheitsbilder auf. Dank der breit gefächerten Fachgebiete Neurologie, Orthopädie, Innere Medizin sowie Physikalische und Rehabilitative Medizin unter dem Trio von Albrecht Geiselbrecht, Chefarzt der Inneren Medizin, Wolfgang Tressel, Chefarzt der Orthopädie und Oberärztin Ute Streicher können die Patienten ganzheitlich behandelt werden. ?Dabei konzentrieren wir uns auf das Wesentliche und setzen realistische Ziele. Etwa den guten Transfer vom Bett in einen Stuhl und wieder zurück nach einem Schlaganfall?, berichtet Dr. Wolfgang Tressel. Denn Ziel des knapp vierwöchigen Aufenthalts in Göggingen ist es, ?die Selbstständigkeit und häusliche Versorgung alternder Menschen, die durch ein plötzliches Ereignis aus dem Leben gerissen worden sind, soweit als möglich wieder herzustellen und zu sichern?, so der Chefarzt der Orthopädie. Daniela Dusold