Wie die Menschen in ihren Häusern gefunden wurden: Über Hausnamen, Hausnummern und Straßennamen in Göggingen |
Der Archivraum des Gögginger Geschichtskreises platzte fast aus den Nähten. 50 Interessierte wollten die Geschichte der Hausnummerierung und der Straßennamen im Stadtteil hören. Wilfried Matzke, Leiter des städtischen Geodatenamtes, zeigte anschaulich die historischen Abläufe in Göggingen und Augsburg. Dort wurden –wohl erstmals weltweit – vor fast 500 Jahren die 9 Litera-Bezirke und die Hausnummerierung eingeführt. Vor 100 Jahren wurde die amtliche Straßenbenennung in der damaligen Gemeinde Göggingen beschlossen (1912). Gleichzeitig führte man die bis heute gültige Hausnummerierung entlang der Straßen ein. Aber schon vorher gab es Ordnungssysteme, damit die Menschen gefunden wurden, auch von Steuereintreibern und Rekrutierungsoffizieren. So dienten in Göggingen bereits seit dem 16. Jahrhundert die Hausnamen als Adresse. Diese Bezeichnungen wurden vom Namen oder Beruf – der Hauseigentümer abgeleitet und über Generationen verwendet. Erst mit der bayerischen Kataster-Uraufnahme führte man ein numerisches Adressierungssystem ein. Hierbei wurden im Jahr 1814 sämt-liche Anwesen von Göggingen durchnummeriert. Dabei erhielt das heutige Gebäude „Klausenberg 22“ die Nummer „Göggingen 1“. Volkstümliche Straßenbezeichnungen waren zwar im Gebrauch, aber nicht zu Adressierungszwecken. Die ortsbezogene Hausnummerierung stieß bald an ihre Grenzen. Deshalb beschloss der Gemeinderat im Jahr 1912 einstimmig 42 amtliche Straßennamen. Nur ein Teil der volkstümlichen Bezeichnungen wurde übernommen, so die „Hauptstraße“. 21 Jahre später widmete die Gemeinde, wie von ihr erwartet, eine bedeutende Straße dem „Führer“, das war der heutige Klausenberg, und die Gögginger Straße, zuvor benannt als Augsburger Straße und Gögginger Landstraße . Damals wurde auch die „Hauptstraße“ nach dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg umbenannt. Klar, dass die „Adolf-Hitler-Straße“ bald nach dem Einmarsch der US-Armee wieder zur „Augsburger Straße“ wurde. Aber erst 1947 entschloss man sich zur Rückbenennung der „Hindenburgstraße“ in „Hauptstraße“. Bei dieser Gelegenheit wurde die langgezogene „Augsburger Straße“ in „Klausenberg“ und „Gögginger Landstraße“ aufgeteilt. Die gravierendste Umbenennungsaktion erfolgte 1972 zur Eingemeindung nach Augsburg. 50 der damals 135 Straßen erhielten andere Namen, wobei interessante Bezeichnungen verloren gingen. Zum Namenspatron der „Hauptstraße“ machte man den langjährigen Bürgermeister Otto Aurnhammer. Die „Gögginger Landstraße“ wurde aufgelöst und der „Gögginger Straße“ von Augsburg zugeschlagen. In den 1990er Jahren sorgte der „Roy-Black-Weg“ für Schlagzeilen. Nach dem Tod des Schlagersängers hatten seine Fans eine Straßenbenennung in Göggingen gefordert, wo er aufwuchs. Aber mangels einer neuen Straße wurde ein Fußweg oben am Klausenberg benannt. Heute tragen 157 Straßen und Wege im Stadtteil Göggingen einen amtlichen Namen.