Wertach Vital – Grüne Pfersee erkunden Kleinod an der Wertach
Der Pferseer Ortsverband hatte zur Fahrrad-Exkursion entlang der renaturierten Wertach zwischen Wellenburger Straße und Staustufe Inningen eingeladen. Viele interessante Einsichten vermittelte Bernhard Uffinger der das Projekt Wertach Vital beim Naturwissenschaftlichen Verein Schwaben und dem Bund Naturschutz betreut.
Ranaturierung wichtig für Natur, Hochwasserschutz und Erholung
Bei strahlendem Sonnenscheit trafen sich rund 20 Interessierte an der Localbahnbrücke. Die Pferseer Grünen-Ortsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Christine Kamm begrüßte die Radler und erklärte das Projekt Wertach Vital: Hierdurch wurde der bisher stark eingeengte Fluss wieder in einen naturnahen Gleichgewichtszustand gebracht. Durch die Verbreiterung des Flussbetts auf den letzten 14 Kilometern bis zur Lechmündung wurde die weitere Eintiefung gestoppt und dem Hochwasserschutz Rechnung getragen werden. Zudem entstand ein attraktiver Naherholungsraum für die Bürgerinnen und Bürger. „Dadurch, dass der Fluss bereits jetzt im su?dlichen Stadtgebiet renaturiert ist, hat sich dort auch ein Lebensraum für seltene und gefährdete Arten entwickelt“, so Kamm.
Fischbestand hat sich verdreifacht
Anschließend radelten die Teilnehmer am Fluss entlang zur Wellenburger Straße und von dort aus weiter Richtung Süden. Bernhard Uffinger zeigte die jetzt breiteste Stelle der Wertach und erklärte, dass dort der Fluss die doppelte Breite wie zuvor habe. Außerdem würden hier abgestorbene Bäume im Fluss jungen Fischen die Möglichkeit geben, dort aufzuwachsen. „Der Fischbestand hat sich verdreifacht“, so Uffinger. Außerdem gebe es jetzt mehr Platz für Kiesbänke und damit besseren Lebensraum für Kiesbank-Bewohner, auch für sehr seltene wie den Flußregenpfeiffer. So sah die Gruppe eine Gänsesägermutter mit Küken. Der Gänsesäger tritt in den letzten Jahren zwar wieder vermehrt auf, ist aber weiterhin auf der Roten Liste unter der Kategorie „gefährdet“ geführt.
Vielseitige Flora muss erhalten werden
Die Vielseitigkeit der Flora im Uferbereich, aber auch in angrenzenden Heideflächen hat sich laut Uffinger durch Wertach Vital vergrößert. Die Radler machten darum im Wald zwischen Inninger Sportplatz und Staustufe Halt, um Lichtungen zu erkunden, die durch ihre Halbschattenlage gefährdeten Arten wie der Türkenbundlilie oder der Orchidee Fuchsknabenkraut Raum zum Leben geben. „Leider verringert sich die Anzahl dieser Orchideenart, da bestehende Lichtungen nicht ausreichend frei gehalten werden“, stellte Uffinger fest. Die Flussschotterheiden in den Wertachauen sind zwar größer geworden aber weiterhin durch Überdüngung gefährdet. Dort leben verschiedene Enzianarten oder der himmelblaue Bläuling, eine seltene Schmetterlingsart, die im Moment auf den Heiden beobachtet werden kann.
Einziger Schatten: Hinterlassenschaften einzelner Griller
So erfreulich es ist, dass die Wertach wieder attraktiver Erholungsraum für viele Menschen geworden ist, insbesondere für Familien mit Kindern, so bedauerlich ist es, dass einzelne grillende Wertachgäste ihren Müll einfach liegenlassen. Die Radlergruppe der GRÜNEN legte selbst Hand an und sammelte neben einigen Verpackungen und Glasflaschen auch ein kaputtes Schlauchboot ein. Es sollte aber selbstverständlich sein, einen so schöner Flecken Erde so zu hinterlassen, wie man ihn vorzufinden wünscht. Auch zurückgelassene Glasscherben müssen Kindern und der Natur zuliebe unbedingt vermieden werden.
Der Burgherr grüßt die Radler
Zum Abschluss der Tour führte Uffinger die Radler zur Biberburg an der Inninger Staustufe. Der größte Nager Europas verändert Gewässer und Landlebensraum, davon profitieren viele andere Arten. Beispielsweise Libellenarten sind in Biberlebensräumen häufiger anzutreffen. Wie auf Bestellung ließ sich der Inninger Burgherr bei den Teilnehmerinnen der Exkursion sehen. Im Sonnenschein zog er seine Bahn durch den ruhigen Nebenarm der Wertach an der Staustufe. An diesem Punkt der Tour wurde dann Bilanz gezogen. „Wertach Vital ist ein vorbildliches Projekt und ein großer Erfolg für den Naturschutz in Augsburg. Wir Grüne sind überzeugt, dass das Programm konsequent fortzuführen ist, um Hochwasserschutz und Biodiversität zu verbessern“, so der Sprecher der Pferseer Grünen, Deniz Anan
Bilder: Deniz Anan / privat