Nicht nur Augsburg hat zahlreiche Schätze aus der Römerzeit aufzuweisen, auch die in Mittelfranken liegende Stadt Weißenburg mit ca. 18 000 Einwohnern blickt stolz auf die Römerzeit zurück. Sie war das Ziel der vom Seniorenbeirat Stadtbergen und der Wanderabteilung des TSV Leitershofen organisierten Wanderung am 8. April.
Vom Zielbahnhof ging es gleich auf das etwas außerhalb der Stadt liegende Gelände des ehemaligen Römerkastells Biriciana, das von dem restaurierten Nordtor der Anlage beherrscht wird. Ganz in der Nähe verlief der Limes, der ehemalige Grenzwall des Römischen Reiches zu den Alemannen. Erst 1977 stieß man ganz in der Nähe bei einer geplanten Neubausiedlung auf eine ehemalige noch relativ gut erhaltene römische Thermenanlage. Sie zählt heute zu den bedeutendsten römischen Hinterlassenschaften in Bayern.
Nach dem Abzug der römischen Truppen folgte keine direkte Fortführung der Siedlung. Erst im Jahre 867 wurde Weißenburg erstmals urkundlich erwähnt . Sie erhielt im 14. Jahrhundert den Status einer freien Reichstadt, den sie bis 1802 behauptete. Ein ausgedehnter Rundgang durch die Stadt führte die Teilnehmer zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten der vom 2. Weltkrieg vollkommen verschonten Stadt. Besonders beeindruckend sind die zum Großteil erhaltene Stadtmauer mit 38 noch bestehenden Türmen und einem Wassergraben, das gotische Rathaus, die spätmittelalterlichen Fachwerkhäuser und barocken Bürgerhäuser, die ebenfalls gotische Stadtkirche St. Andreas und als Höhepunkt das Ellinger Tor, das schon zweimal die Briefmarken der Deutschen Bundespost zierte. Zum Ausklang besichtigte man noch das umgestaltete Römermuseum mit den größten römischen Schatzfunden in Deutschland.
Noch tiefer ins Frankenland ging die 2. Wanderfahrt am 13. Mai. Ziel war Bad Windsheim mit etwa 12 000 Einwohnern. Es hat mit Weißenburg vieles gemeinsam: Gründung in der Karolingerzeit , später ebenfalls freie Reichsstadt, frühe Einführung der Reformation mit Augsburger Bekenntnis und eine bezaubernde Altstadt. Herausragend ist das Rathaus, ein schlossartiger Baurockbau mit einem überdimensionalen Roland sowie die zahlreichen mittelalterlichen Bürgerhäuser, zum größten Teil als Fachwerkbauten. Als wohl einmalig kann man den alten Bauhof bezeichnen, der mit seiner gewaltigen Dachkonstruktion als einer der größten und kühnsten Holzbauwerke des Mittelalters gilt. Es gibt ebenfalls eine Therme, allerdings eine moderne Anlage, die von Solequellen gespeist wird.
Hauptattraktion ist das Fränkische Freilandmuseum. Großzügig auf 40 ha. Fläche sind rund 100 Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude verteilt. So kann man richtig über große offene Freiflächen von Dorf zu Dorf wandern, die nach den fränkischen Regionen zusammengestellt sind. Die meisten Bauwerke kann man auch innen besichtigen, und so war es für die Teilnehmer ein schönes Erlebnis, in einem Wirtshaus des späten Mittelalters zu speisen.
Während die Wanderungen immer bei schönem Wetter stattfanden, so war es bei den Spaziergängen leider nicht. Am 27. 4. ging es bei Dauerregen mit eingemischten Schneeflocken über die Deuringer Heide. Die etwa 20 Spaziergänger waren dennoch in guter Stimmung. Sie fanden die frische Luft als sehr wohltuend und genossen die anschließende Einkehr in der Waldgaststätte.
Beim 2. Spaziergang am 18. 5. war es dagegen sehr schwül. Die schattigen Wege im Siebentischwald waren aber sehr erholsam. Man umrundete den Stempflesee mit seinen Graugänsen und amüsierte sich an einem kleinen Teich, in dem es voller Kaulquappen nur so wimmelte. Im Freien sitzend ließ man in der nahegelegenen Gaststätte bei Kaffee und Kuchen oder einer deftigen Brotzeit den Nachmittag ausklingen.
Text/Bilder: Raimund Strauch