Das Moussong-Theater begeisterte mit dem Puppenstück „Lumpengesindel“
Dies waren doch einmal Bühnendarsteller, die durch eine etwas andere Daseinsform begeisterten: Hugo (frz. „Ühgoh“) ist eine verzauselte Spülbürste im Ruhestand, Heinrich ein sabberndes Kakaokännchen aus der Biedermeierzeit und Henriette eine arglose Mehltüte vom Küchenregal, die gerne durch exzentrische Gesangseinlagen von sich reden macht. Doch eines haben die ungleichen Freunde gemeinsam: Alle drei sind liebevoll gestaltete Puppen des Stadtberger Moussong-Theaters, die nun auch im Bürgersaal ihr schauspielerisches Unwesen trieben. Mit dem Stück „Lumpengesindel auf Reisen“ haben die Puppenspieler Kerstin und Sven Moussong auf herrlich nostalgische Art ein Bühnenmärchen präsentiert, welches nicht nur kleine Kinder zum Lachen brachte. Die Geschichte selbst offenbart sich dabei als eine originell inszenierte Herbergssuche, denn die ungewöhnlichen Darsteller haben nur eines im Sinn: Dem fröhlichen Frühjahrsputz ihrer Hausdame zu entfliehen und sich von der Gerümpelkammer aus wagemutig auf die Suche nach einem neuen Zuhause zu begeben. Doch leicht gesagt, wenn man als Küchenutensil mit diversen Handicaps ausgestattet ist… Das Moussong-Theater hat mit dem spaßigen Gerümpelmärchen „Lumpengesindel auf Reisen“ eine wunderschöne Verbindung von menschlichen Schauspielern und kunstvollen Fantasiefiguren geschaffen, wobei die Darstellungsformen nahtlos miteinander verschmolzen. Und auf der Bühne wurde es wirklich spannend: Wie soll eine g’wamperte Mehltüte bloß die heimatliche Bergwelt überwinden? Was tun, wenn die maulende Bürste wieder einmal prompt im Gullydeckel stecken bleibt? Und wer hört schon auf eine vertrülte Ausschankkugel? Doch Nachbarschaftshilfe naht in Gestalt eines pfiffigen Mäuserichs, dessen Lieblingsbeschäftigungen es sind, Käsestückchen aus Mausefallen zu befreien und vegane Feldfrüchte vom Biobauern nebenan zu mopsen. Diesem kleinen Gauner kommen die dahergelaufenen Küchengeräte gerade recht… Das Moussong-Theater hat mit der liebevoll inszenierten Geschichte einen Spagat zwischen Fantasie und Alltagswelt geschaffen und den Besuchern einen rundum fröhlichen Nachmittag geschenkt. Die Kinder durften nach der Vorstellung die Puppen genau unter die Lupe nehmen und erhielten vom Kulturamt schließlich auch noch bunte Süßigkeiten mit auf den Weg. Doch auch für die großen Gäste bot das Märchen genügend spaßige Momente, so etwa bei den aberwitzigen Dialogen: „Sie dürfen sich jetzt nicht bewegen!“ – „Kein Problem, ich bin ein Gegenstand.“ In diesem Sinne, liebe Damen: Bitte keinen aktionistischen Frühjahrsputz mehr!
Text/Bilder: Thomas Hack