Vom übellaunigen Geizhals zum fröhlichen Wohltäter: Weihnachtsgeschichte ließ im Bürgersaal niemanden unberührt |
„Sind die Armenhäuser außer Betrieb?“, fragt Ebenezer Scrooge und betrachtet die Tatsache, dass viele Notleidende eher sterben würden, als derartige Anstalten aufzusuchen, kalten Herzens. „Es wäre gut, wenn sie es täten und die überflüssige Bevölkerung dadurch verminderten.“ Kaum zu glauben, dass aus dem übellaunigen Geizhals zu guter Letzt ein fröhlich gestimmter Wohltäter wird. Claus-Peter Damitz führte diese wundersame Wandlung nun im Stadtberger Bürgersaal eindrucksvoll vor Augen. Dort schlüpfte der Schauspieler und Synchronsprecher nicht nur in die Rolle des von Gier zerfressenen Protagonisten, sondern erweckte auch alle weiteren Figuren aus Charles Dickens berühmter „Weihnachtsgeschichte“ zum Leben.Mithilfe subtiler Differenzierungen von Stimme und Habitus mimte Damitz unter anderem den als ruheloses Gespenst umher wandelnden Jacob Marley, der seinen ehemaligen Geschäftspartner Ebenezer Scrooge vor den grausamen Ketten warnt, die er sich zu Lebzeiten schmiedet. Doch erst die drei Weihnachtsgeister, die Marley ankündigt, verhelfen Scrooge zu einer neuen Bewertung seines bisherigen Lebens. Konfrontiert mit der Perspektive, eines Tages als „unbewachte und unbeweinte Leiche“ in einer dunklen Kammer zu liegen, besinnt er sich eines Besseren. Als Scrooge nach dem nächtlichen Schrecken am Weihnachtsmorgen unversehrt erwacht, fühlt er sich „leicht wie eine Feder“ und ist vor Glück fast aus dem Häuschen. Ein ähnliches Gefühl erlebten auch die Besucher des Stadtberger Bürgersaals. Damitz dabei zu beobachten, wie er vom Saulus zum Paulus mutierte und schließlich in der Rolle des Geläuterten voller Inbrunst einen wahren Freudentaumel aufführte, ließ niemanden unberührt.Ausgewählte Christmas Carols, wie etwa „Silent Night“, „Angels We Have Heard on High“ und „Oh Holy Night“, rundeten die szenische Lesung ab. Interpretiert wurden sie von Alice Oskera-Burghardt (Sopran) und Frank Selzle (Klavier), die den weihnachtlich gestimmten Zuhörern ein gefühlvolles Zusammenspiel boten. Besonders zu Herzen ging das feierliche, wenngleich melancholische Winterlied „In the Bleak Midwinter“. Text/Bilder: Daniela Ziegler