Unser Titelbild: Ein Plan zur Diskussion gestellt: „Verkehrsberuhigung Inningen“ |
(Sanz/Olms) Zu einer ersten Informationsveranstaltung eingeladen waren vor allem die Anlieger der durch den Stadtteil Inningen führenden Hauptstraße, der Bobinger Straße; erschienen waren aber auch Bewohner aus anderen Wohngebieten. Sie alle waren ins Pfarrheim St. Peter und Paul gekommen um die von Architekt Volker Schafitel erstellte Planung für eine Ortsumfahrung kennenzulernen.„Der Wunsch nach Verkehrsberuhigung in unserem Stadtteil rangiert ganz oben in der Wunschliste der Bürger,“ stellte Stadträtin Regina Stuber-Schneider in ihrer Begrüßung fest und bezog sich auf die Ergebnisse einer unlängst in Inningen durchgeführten Bürgerbefragung. Sie erinnerte an eine Veranstaltung zu diesem Thema, bei dem alle von den Inningern angeregte kleine Verbesserungen der Situation, wie 30er-Zone, Zebrastreifen oder Querungshilfen, seitens des Tiefbauamts abgelehnt wurden: „Selbst auf die für letztes Jahr versprochene Gummi-Insel warten wir bis heute vergebens!“Da solch kleine Maßnahmen allenfalls die Sicherheit der Fußgänger etwas erhöhen, aber an der Situation insgesamt nichts ändern würden, führe kein Weg mehr vorbei an einer großen Lösung, stellte Stuber-Schneider entschieden fest und der zu dieser Veranstaltung von ihr eingeladene Architekt. Schafitel präsentierte sie: die Ortsumfahrung im Osten des Stadtteils. Anhand verschiedener Beispiel aus der Region erläuterte Schafitel einleitend die negativen Folgen von Verkehrsschneisen auf Infrastruktur, Handel und Gewerbe, Gesundheit und Lebensqualität der Bürger, auf Immobilien- und Mietpreise und wie positiv auf all diese Bereiche sich die Verkehrsberuhigung von Ortskernen auswirkt: „Die Nachbarstädte Bobingen und Königsbrunn haben sich bereits eine solche Maßnahme gegönnt, wie sie jetzt – mit wesentlich weniger Aufwand – auch für Inningen machbar ist!“ Schafitel präsentierte seinen Entwurf einer durch Kreisverkehre angeschlossenen Verlegung der Staatsstraße 2035, mit gerade mal rund 1500 Meter Neubaustrecke. „Eine finanziell unbedeutende Investition angesichts der z. B. mit über 300 Mio. angesetzten Verbesserungsmaßnahme in Augsburgs Innenstadt – Gelder, die ja auch von den Bürgern Inningens aufgebracht werden!“ relativierte der Archtiekt, der auch an der Planung eben dieser innerstädtischen Maßnahmen mitgearbeit hat, den Aufwand für einer Inninger Ortsumfahrung.Die Gunst der Stunde nutzen Zwei Umstände erforderten es, das Projekt sofort und zügig umzusetzen, erläuterten Schafitel und Regina Stuber Schneider: erstens wird durch das aktuelle Konjunkturprogramm die Maßnahme zu 60 % durch den Bund gefördert und zweitens bedingt die wirtschaftlich höchst begrüßenswerte Entwicklung des riesigen neuen Industriegebietes im Nordosten von Inningen eine rasche Neustrukturierung der südlichen Verkehrsanbindung. „Wenn die zu zögerlich kommt, werden wir mit Durchgangsverkehr überschwemmt!“, prophezeite die Stadträtin.Vorteile auch für Göggingen Natürlich gelte es, bei einer Ortskernentwicklung die Bedürfnisse aller Betroffenen adäquat zu berücksichtigen, machte Schafitel den Anwesenden klar und antwortete damit auf die Einwände, die Bäckermeister Walter Bauer vorbrachte, der durch einen geringeren Durchfahrtsverkehr Umsatzeinbußen befürchtet. „Was einen attraktiven Ortskern ausmacht, sind doch Gastronomie und Geschäfte, eben auch eine Bäckerei. Und genauso wichtig sind die Belange der hier stark vertretenen Landwirtschaft, die in einer beruhigteren Umgebung sicher besser mit ihren Fahrzeugen zurechtkommt, als dies jetzt der Fall ist“, ergänzte er mit Blick auf die im Publikum anwesenden Bauern. Generell bringe die angestrebte Verkehrsberuhigung nicht nur einigen, sondern allen Inningern Vorteile, und nicht nur der Stadtteil Inningen, sondern auch Göggingen werde davon profitieren, wenn der von Süden kommende, künftig stark zunehmende Liefer- und Pendlerverkehr in die neuen Industriegebiete und zum Stadion nicht mehr ausschließlich über die Strecke Inningen-Göggingen fließen müsse.Interessengemeinschaft gegründet „Mir geht es heute darum, festzustellen, dass die Bürgerinnen und Bürger unseres Stadtteils die Verkehrsberuhigung tatsächlich wollen – nur dann kann ich mich im Stadtrat und bei der Verwaltung dafür einsetzten“, rief Regina Stuber-Schneider die Anwesenden im vollbesetzten Pauluszimmer dazu auf, Stellung zu beziehen, was über die Hälfte der Anwesenden auch durch Beitritt zu einer Interessengemeinschaft „Verkehrsberuhigung Inningen“ sogleich taten. Mit der Ankündigung, am Freitag, dem 13. März, 19 Uhr, das Projekt im Petrussaal der gesamten Bevölkerung zur Diskussion zu stellen, schloss Stuber-Schneider die Versammlung.Die Ostumgehung jetzt! (Kommentar von Gunnar Olms)„Was haben Deutschland und Augsburg gemeinsam?“ – „Der Süden finanziert den Norden“„Und was unterscheidet die beiden?“ – „In Augsburg wird der Süden kaum wahrgenommen.“Die Situation in Inningen macht wieder deutlich, dass die zuletzt eingemeindeten Stadtteile von der Stadt tatsächlich nicht immer in dem Maße wahrgenommen werden, wie sich das die Bürger hier im Süden wünschen. Da wurde etwa in Bergheim das Fehlen eines öffentlichen Spielplatzes schon mal mit der Bemerkung quittiert, hier lebe man doch wie im Paradies und da gebe es ganz andere Stadtteile wo die Stadt etwas tun müsse. Richtig, selber schuld, die Bergheimer, warum pflegen Sie zum Beispiel in Eigeninitiative ihr öffentliches Grün, bemalen kunstvoll ihre Häuser usw.?Und wenn in Inningen selbst kleinste Maßnahmen für eine Verkehrsberuhigung, wie etwa eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder Querungshilfe abgelehnt oder aber zugesagt und nicht verwirklicht werden, dann überrascht das doch nicht und sollte von den Bürgern auch widerspruchslos hingenommen werden, denn schließlich sind ja die Stadtteile Göggingen, Inningen und Haunstetten nur dazu da, dem Verkehr aus Süden so problemlos wie möglich den Weg in die Innenstadt oder auf die B17 zu ebnen, oder?Die südlichen Stadtteile, denen eine kürzlich erfolgte Untersuchung die höchste Kaufkraft bescheinigt, sind aber auch dazu da, mit ihrem entsprechend hohen Steueraufkommen – über die Einkommensteuerumlage – die städtischen Kassen zu füllen. Zudem entstehen hier die Zukunftsträger der Augsburger Wirtschaft, der Science-Park, das Industriegebiet (EADS!) und auch das Fußballstadion. In der Umgebung von Umwelt- und Hochtechnologiezentren werden in Zukunft auch anspruchsvolle Wohngebiete gefragt sein, und mit der jetzt vorgeschlagenen Ostumgehung für eine Verkehrsberuhigung zu sorgen, wäre ein wichtiger Schritt dazu.Der Süden finanziert die Stadt … Zeit, dass er selbst was davon hat!