Unbekannte Kabarettlieder mit Pfiff: Bürgersaal entführte in die Bühnenkunst des frühen 20. Jahrhunderts

Unbekannte Kabarettlieder mit Pfiff: Bürgersaal entführte in die Bühnenkunst des frühen 20. Jahrhunderts


Es war die schrille Zeit der Fracks und Federboas, als die ersten Kabarettlieder das Massenpublikum begeisterten. Das Ensemble um Tenor Michael Suttner und Theaterwissenschaftler Stefan Frey hat sich im Bürgersaal nun diesen pikanten Kleinoden angenommen und eine freche Musikrevue aus den unbekannteren Bühnentücken berühmter Operettenkomponisten angenommen. Viel Witz und Charme prägte diese originelle Kleinkunstgala, die mal mit skurrilen Solovorträgen, dann wieder mit pikanten Duetten aus der Schellack-Ära das Publikum verzauberte. Neben den Gesangseinlagen der Sopranistinnen Elke Kottmair und Stefanie Dietrich trieben auch die Tenöre Ricardo Frenzel-Baudisch und Michael Suttner ihr neckisches Hinterzimmer-Unwesen und überraschten zudem immer wieder mit unerwarteten Showeinlagen – wie etwa Suttner, der sich als „betrunkener“ Lebemann humorvoll durch die Zuschauerreihen sang und dabei prompt auch noch die Blumendekoration vom Neujahrsempfang in ihre Einzelteile zerlegte. Stefan Frey, der den Abend moderierte, ließ die Gäste Einblick nehmen in eine Bühnenwelt, die von Pikantem und Brisantem gleichermaßen geprägt war. Großen Applaus erhielt auch Pianist Andreas Kowalewitz für sein grandioses Spiel am Flügel, welches die Interpreten mit zeitgemäßen Klängen begleitete. Großartige Schauspielkunst, anarchistische Chansons, und frech interpretierte Kabarettlieder, die einfach rundum Spaß machten. Alles in allem präsentierte sich hier Kleinkunst vom feinsten und ein bunter Blumenstrauß an Melodien, die man sicherlich nur selten vernehmen darf. Am Ende musste sogar der anwesende Orchesterleiter der Stadtberger Symphoniker Alois Wunder zugeben: „Die meisten dieser Stücke hab ich noch niemals gehört!“  Text/Bild: Thomas Hack