Im und um das Gebäude der Geriatrischen Reha-Klinik, in der sich die Memory Klinik befindet, war am 21. September so einiges geboten: an die 500 Interessierte übten sich in Gedächtnistraining, Kreistanz oder Snoezelen – ein holländisches Kunstwort aus sniffelen (riechen) und doezelen (ruhen) –, lauschten Vorträgen oder nahmen am mediativen Gottesdienst teil. Besonderen Anklang fand die anonyme Gedächtnistestung, bei der herausgefunden werden konnte, was noch normal ist und wo sich die ersten Auffälligkeiten zeigen. |
Das Gedächtnis ist wie ein Topf, je älter man wird, desto voller ist er“, erklärt Ute Streicher, die Ärztliche Leiterin der Memory Klinik, in ihrem Vortrag am Nachmittag. Die Gedächtnisleistung, Informationen zu behalten und wiederzufinden, werde dadurch mit zunehmendem Alter immer schwieriger und vor allem auch langsamer. Auf die Frage ins Publikum, woran man diesen Prozess erkennen könne, antwortete eine Besucherin, dass sie ihrem Gedächtnis öfters durch kleine Notizen auf die Sprünge hilft. ◊Doch was tun, wenn man den Zettel nicht mehr findet?“, lautete ein berechtigter Einwand, der erst einmal für schallendes Gelächter im Gartensaal der Hessing Burg sorgte. Bei der Demenz oder der Alzheimer’schen Krankheit handelt es ich dagegen um schwerwiegende Gedächtniserkrankungen, welche die meisten Betroffenen und ihre Angehörigen stark verunsichern und davon abhalten, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. ◊Viele warten solange, bis die Patienten nicht mehr wissen, wer sie sind und wie sie sich die Schuhe zu binden haben. Entscheidungen über den Kopf hinweg sind dann unumgänglich“, warnt Ute Streicher, Fachärztin für Neurologie und Rehabilitation. Wird die Alzheimer-Krankheit, bei der langsam bestimmte Nervenzellen im Gehirn absterben, dagegen frühzeitig erkannt und behandelt, sei durchaus noch ein ◊lebenswertes Leben“ mit einem gewissen Grad an Selbstständigkeit möglich. Das Konzept, das seit Anfangt 2004 an der Memory Klinik praktiziert wird und aus den drei Teilen Diagnostik, Therapie und Schulung besteht, zielt darum in erster Linie darauf, die Erkrankung im Anfangsstadium zu erkennen, die Angst vor ihr zu verlieren und zu lernen, mit ihr zu leben. ◊Denn Demenz bedeutet Frustration pur: die Patienten fühlen sich kontrolliert, kritisiert und erschöpft, da sie ständig versuchen, die Fassade nach außen hin aufrechtzuerhalten“, weiß Ute Streicher, die seit 1997 in der geriatrischen Einrichtung tätig ist. Im gezielten Training werden darum so genannte ◊Inseln“ gesucht, womit noch vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten der Patienten gemeint sind, die im Alltag zu Erfolgserlebnissen führen. ◊Richtig wohl fühlen sie sich in unseren Gruppen, weil sie hier alles zugeben können. Sie merken, dass sie nicht alleine sind, denn alle anderen haben ja das selbe Problem“, so die Ärztin. Neben den Gruppen der leicht und mittelschwer Betroffenen wird es aller Voraussicht nach ab nächstem Jahr auch Gruppen für schwer Betroffene und Angehörige geben.