Auch für die Stadt Augsburg als größten kommunalen Waldbesitzer Deutschlands mit fast 8000 ha Waldfläche stellt sich die Frage, welche Bäume überhaupt noch Zukunft haben. Die Fichte galt doch seit Jahrhunderten als „Brotbaum“, der schnell und sicher wächst und viel Geld für wenig Aufwand abwirft. Stürme, Dürre, Borkenkäfer und nun die Corona-Krise bringen Waldbesitzer aber immer weiter in Bedrängnis. Eine große Menge an durch Sturm beschädigtes Holz hat den Markt übersättigt und den Holzpreis teilweise um mehr als die Hälfte einbrechen lassen.
Die Bayerischen Staatsforsten haben daher für private und kommunale Waldbesitzer ihre Nasslager geöffnet, um dort das Holz über Jahre hinweg zu lagern. Nur: So schnell wird der Holzpreis sich nicht erholen und durch das Auslagern verliert das Holz an Wert. Zudem wird weiteres Schadholz durch den Borkenkäfer erwartet.
Die Stadt Augsburg ist daher ebenso von dem Preisverfall betroffen und nutzt das Nasslager in der Nähe von Landsberg am Lech für rund 5000 Festmeter Rundholz, um den Preissturz zu überdauern. Teilweise bis zu drei Jahre wird Holz künstlich beregnet, damit keine Pilze eindringen und die Qualität mindern.
Gleich nach den Stürmen werden auf den von Schadholz freigeräumten Flächen hauptsächlich Laubbäume wie Traubeneiche, Wildkirsche, Wildapfel, Berg- und Spitzahorn, Sandbirke, Elsbeere oder die amerikanische Roteiche gepflanzt. Aber auch die „eingebürgerte“ und sturmresistente Douglasie wird zunehmend nachgepflanzt, denn sie ist die stabilste Baumart, die wir derzeit kennen; auch kommt dieser aus Nordamerika stammende, sturmfeste Nadelbaum mit dem Klimawandel am besten zurecht. Die Douglasie hat hervorragende Holzeigenschaften, sie eignet sich wie die Fichte sehr gut als Bauholz, ihr Holz ist resistent gegen zerstörende Pilze und Insekten.
Das erklärte Ziel ist heute, einen Wald zu gestalten, der Extremsituationen standhält. Die Mischung sei dabei besonders wichtig, denn diese Wälder sind allgemein stabiler und widerstandsfähiger als Reinbestände; sie liefern auch mehr Holz: auch die weniger bekannten Gehölze wie Libanonzeder, Schwarznuss, Baumhasel, japanische. Flügelnuss, kanadische Hemlocktanne oder Mammutbaum gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Nach coronabedingten Beschränkungen zeigt sich nun eine Entwicklung an, die den Natur- und Umweltschützern aber Sorgen bereitet.
Die Menschen planen die Ferien und ihre freie Zeit in diesen Tagen zunehmend im eigenen Land, vor allem der Anstieg der Tagesausflügler ist massiv. Das Wildparken auf den Wiesen nimmt zu, der Müll, der an Waldparkplätzen zurückgelassen wird usw.
Ein besonderes Anliegen ist für mich und für viele Tier- und Umweltschützer aber vor allem der Schutz der Wildtiere: Die Menschen dringen, zum Beispiel mit E-Bikes, immer weiter in entlegene Gebiete vor, zu denen sie vorher gar nicht gekommen wären. Dabei bleiben sie oft nicht auf den Wegen und dringen in die Rückzugsgebiete der Tiere ein.
Zunehmend kann in dieser schwierigen Zeit festgestellt werden, dass des öfteren Jagdeinrichtungen wie Hochsitze und Kanzeln zerstört werden, ebenso Parkbänke und Verkehrsschilder sowie Papierkörbe. Auch sind wiederholt schon teuer gekaufte und bereits gesetzte Forstpflanzen gestohlen werden. Dies alles hat es in diesem Ausmaß früher nicht gegeben. Ganz allgemein nimmt die Zerstörungswut nicht nur im Wald zu, von den Graffiti-Schmierereien an allen Orten ganz zu schweigen.
Abschließend darf ich noch erwähnen, dass die von mir bisher für die Volkshochschule Augsburg abgehaltenen Führungen durch den Diedorfer Exotenwald weiterhin wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden können.
Ich darf mich jedenfalls bedanken für die große Zahl der Teilnehmer an den Exotenwald-Führungen. Man kann davon ausgehen, dass diese einzigartigen Waldbilder allen für immer im Gedächtnis bleiben werden.
Das Interesse daran war jedenfalls überwältigend.
Ich möchte nicht pathetisch klingen, aber im Wald fühlte ich mich stets sicher und beschützt. Ich war Teil dieses Wunders: Natur. Der Wald, mein Freund …
Welch schöner Gedanke, dass wir Menschen es schaffen könnten, in Freundschaft und im Einklang mit Flora und Fauna unsere Welt und damit nicht zuletzt uns am Leben zu erhalten.
Eine persönliche Bitte noch von mir: Genießen Sie weiterhin unsere schönen, reichhaltig gemischten Wälder bei Wanderungen und Spaziergängen. Schützen Sie die heimische Natur- und Kulturlandschaft mit ihrer Artenvielfalt und bleiben Sie vor allem gesund.