Meilensteine der deutschen Eisenbahngeschichte: Ein Weltrekord und ein „Bubikopf“

Schafkopfturnier der Jungen Union Bergheim 14
Die Dampfloks der Baureihe 64 trugen den Spitznamen „Bubikopf“, da sie die Zeitgenossen in den 1920er-Jahren an die knabenhaften Damenfrisuren jener Jahre erinnerten. Foto: Bahnpark Augsburg

Bahnpark Augsburg und DB-Museum Nürnberg schließen Verträge über vier historische Lokomotiven

Es sind vier historische Lokomotiven und zugleich vier außergewöhnliche Zeugen deutscher Eisenbahn- und Technikgeschichte: Der Bahnpark Augsburg konnte Mitte März 2015 die Leihverträge unterzeichnen, wonach die drei Elektrolokomotiven E 18 08, E 63 05 und 120 003 sowie die Dampflok 64 446 aus dem Bestand des Nürnberger DB-Museums in der Fuggerstadt eine sichere Heimat finden. Die Loks befanden sich bereits seit längerer Zeit in Augsburg. Nun wurden im Zuge der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen und der konzeptionellen Neuausrichtung der Sammlung im Bahnpark die langfristigen Vereinbarungen geschlossen.
Die E 18 08 wurde 1936 von der Firma AEG in Berlin gebaut und zählt für viele Eisenbahnfreunde zu den schönsten und außergewöhnlichsten elektrischen Schnellzug-Lokomotiven Deutschlands. Die damals insgesamt 55 Maschinen der Baureihe E 18 fuhren mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150 Stundenkilometern auf vielen elektrifizierten Strecken und gehörten zu den „Top-Produkten“ der damaligen deutschen Lokomotivbau-Industrie. Eine der Lokomotiven wurde auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1937 ausgestellt und für ihre innovative Technik vom internationalen Preisgericht dreimal mit dem „Grand Prix“ und einmal mit einem „Diplome d’Honneur“ ausgezeichnet.
Auch die elektrische Universal-Lokomotive mit der Betriebsnummer 120 003 gilt unter Fachleuten als herausragender Meilenstein der Technik. Mit ihr wurde ab 1979 die komplette Antriebstechnik erprobt, die später bei den ICE-Hochgeschwindigkeitszügen Verwendung fand. Die nur 84 Tonnen schweren Maschinen hatten eine Leistung von 5600 kW, was rund 7600 PS entspricht. Schließlich konnte die Baureihe 120 auch mit einem Weltrekord aufwarten: Eine Schwester-Lok der 120 003 erreichte am 17. Oktober 1984 bei Versuchsfahrten zwischen Augsburg und Donauwörth eine Geschwindigkeit von 265 km/h. Das war neuer Weltrekord für Lokomotiven mit Drehstromantrieb.
Ein Stück Augsburger Lokalkolorit vertritt die elektrische Rangierlok mit der Bezeichnung E 63 05, die im Jahr 1935 von AEG an die damalige Deutsche Reichsbahn geliefert wurde. Die kleine Lokomotive wurde zunächst in München eingesetzt, wo sie auch den Zweiten Weltkrieg mit „leichten Schäden“ überstand, wie in den Chroniken zu lesen ist. Dann verbrachte die E 63 rund 19 Jahre ihrer Dienstzeit im Augsburger Rangierbahnhof, wo sie emsig ihre Wagen sortierte und schließlich 1978 in den Museumsbestand überging.
Unter dem Spitznamen „Bubikopf“ wurden die Dampflokomotiven der Baureihe 64 in ganz Deutschland bekannt. Denn als 1928 die ersten Loks dieser Bauart ihren Dienst antraten, war eine kurzgeschnittene Damenfrisur weithin bekannt, die vom „Knabentyp“, dem Frauenbild jener Zeit beeinflusst war. Schnell wurde der „Bubikopf“ zur beliebtesten Haarmode. Die damals neuen Dampfloks der Baureihe 64 erinnerten die Zeitgenossen aufgrund ihrer kurzen und gedrungenen Bauform an die Modefrisur. Und so entstand schnell der Spitzname „Bubikopf“. Von Augsburg aus dampften die Lokomotiven über viele Jahrzehnte hinweg auf den umliegenden Bahnstrecken.
Alle vier Museums-Lokomotiven werden ab Mai 2015 im Bahnpark Augsburg zu sehen sein, der dann trotz vieler Baustellen und Sanierungsmaßnahmen bis Ende Oktober jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist.
Weitere Informationen unter  www.bahnpark-augsburg.eu