Ehemalige und Ehren-Stadträte aus Stadtbergen:
Eine Institution, deren Wurzeln 152 Jahre zurückreicht, soll mit einem Federstrich ausgelöscht werden: die Landwirtschaftsschule Stadtbergen.
Dagegen erheben wir mit allem Nachdruck unsere Stimme!
Die Landwirtschaftsschule in Stadtbergen liegt für Schüler aus dem südlichen, dem westlichen und auch nördlichen Landkreis ebenso zentral wie für ihre Besucher aus dem Landkreis Aichach-Friedberg und der Stadt Augsburg. Sie hat optimale Anbindung an das überörtliche Straßennetz wie auch an den öffentlichen Personennahverkehr. Der Augsburger Hauptbahnhof liegt einen Katzensprung entfernt, die Straßenbahnlinie 3 hält praktisch vor der Haustür.
„Der Rückgang der Bauernhöfe“ in der Region Augsburg wird ebenso als Grund für die Auflösung genannt wie die Konkurrenz durch Fach- und Berufsoberschule oder eine Technikerschule für Landbau. Die Stadtberger Schule in vorauseilendem Gehorsam auf weiteres Höfesterben und damit weiteren Trend zu Agrarfabriken sterben zu lassen, mutet eher kontraproduktiv an in einer Zeit, in der auch das bayerische Landwirtschaftsministerium verstärkt auf naturnähere und biologische Bewirtschaftung unserer Höfe setzt. Eine solche Entwicklung weist eher in Richtung Kleinteiligkeit und höheren Personalbedarf. Es wäre dringend geboten, in einer Zeit des landwirtschaftlichen Umbruchs gerade auch deshalb keine vorschnelle, allzu hastige Entscheidung zu treffen, sondern die Entwicklung zunächst abzuwarten.
So könnte an der Schule auch ein Schwerpunkt der Ausbildung zum ökologischen Landwirt gesetzt werden. Die ökologische Landwirtschaft wird erheblich an Bedeutung zunehmen und unterscheidet sich doch deutlich von der konventionellen Landwirtschaft. Den umstellungswilligen Landwirten sollte hier ein entsprechendes Ausbildungsangebot zur Verfügung gestellt werden. Dies betrifft sowohl die Erstausbildung als auch die Fort- und Weiterbildung. Die Schule in Stadtbergen könnte hier Maßstäbe setzen.
Es ist wie bei einem alten, das Ortsbild prägenden, tief verwurzelten Baum: Gefällt ist er in Windeseile, seine hohen Werte sind unwiederbringlich verloren.
Im übrigen: Könnte man sich nicht auch Gedanken darüber machen, Teile der sog. höheren oder akademischen landwirtschaftlichen Ausbildung in Schulen wie der Landwirtschaftsschule Stadtbergen zu verlagern und so die Attraktivität zu erhöhen? Natürlich erfordern derartige Schritte ein hohes Maß an Innovationsgeist und Flexibilität, die allerdings in Politik und Verwaltung vorausgesetzt werden sollten.
Stadtbergen wurde 2007 zur Stadt erhoben. Für diese historische Entscheidung spielten die überörtlich bedeutenden Einrichtungen eine äußerst wichtige Rolle. Unter diesen Einrichtungen war die Landwirtschaftsschule ausdrücklich vermerkt. Bei der Wahl über ein weiteres Gymnasium im Landkreis Augsburg wurde Stadtbergen übergangen, obwohl dieses Gymnasium ursprünglich für die Entlastung der Augsburger Gymnasien geplant war.
Stadtbergen hat auch keine Realschule. Die hochgeschraubten Erwartungen für eine Montessorischule, die gar bis zum Abitur führen sollte, scheinen zerplatzt zu sein wie Seifenblasen.
Stadtbergen darf nicht zum allerletzten Rad am Wagen der Schul- und Bildungspolitik im Raum Augsburg werden.
Die Landwirtschaftsschule ist auch eine bedeutende Einrichtung für den Landkreis Augsburg, die Stadt Augsburg und den Landkreis Aichach-Friedberg. Gerade diese Gebietskörperschaften sollten nicht tatenlos zuschauen, wenn dieser Schule das Ende bereitet wird. Wir erwarten von allen Betroffenen Einsatz, Tatkraft und konkrete Initiativen zum Erhalt der Schule.
Die Stadtberger Landwirtschaftsschule darf nicht sterben! Der Stadtberger Landwirtschaftsschule muß eine Überlebenschanche gegeben werden!
Um unsere Solidarität zu bekunden, versammeln wir uns am Freitag, den 24. Juli 2020 vormittags um 11 Uhr vor der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen.
Mit freundlichen Grüßen zeichnen
Dr. Ludwig Fink (Vorsitzender des Bunds Naturschutz in Stadtbergen)
Horst Brunner (Ehrenstadtrat Stadtbergen)
Alois Strohmayr (ehemaliger Kreis- und Stadtrat Stadtbergen)
Arthur Pertold, Dieter Häckl, Rolf Dittrich, Günter Rieger, Dr. Hans Häring (ehemalige Fraktionsvorsitzende und Stadträte Stadtbergen)
„Die Entscheidung bitte nochmals überprüfen!”
Mit klaren Worten reagierte Stadtbergens Erster Bürgermeister Paulus Metz auf das Ansinnen des Ministeriums, die Landwirtschaftsschule zu schließen. In seinem Schreiben an Staatsministerin Kaniber äußerte er unter anderem Unverständnis dafür, dass diese Schule mit bis zu 25 Teilnehmern zu gering frequentiert sein solle, während die Kurse der Hauswirtschaftsschule in Schwabmünchen mit maximal 15 Teilnehmern den Erhalt zu rechtfertigen scheinen.
Metz erinnerte auch daran, dass es bei Bewerbungen um eine Gymnasium oder eine Realschule seitens der Staatsregierung immer hieß, die Stadt habe ja mit der Landwirtschaftsschule bereits eine überregionale Schule.
Es sei zwar erfreulich, dass das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erhalten bleibe und aus der Neuausrichtung sogar gestärkt hervorgehe, die Entscheidung zur Schließung der Schule sei aber bitte nochmals zu überprüfen, so Metz, der anbot, auch gern für ein persönliches Gespräch nach München zu kommen.