Wo sind der Pfau, der Truthahn und der Marabu?

Fotos der Brunnen (Bernhard Kammerer)
Fotos der Brunnen (Bernhard Kammerer)

Blamabel: Augsburg droht wichtiges Stück Wasserkunst zu verlieren
PM der BÜRGERAKTION PFERSEE „SCHLÖSSLE“ e.V.

Wo sind der Pfau, der Truthahn und der Marabu? – Nein, das ist keine Inventarliste des Augsburg Zoos. Sondern diese Motive zierten, mehr als hundert Jahre lang, drei prachtvolle Jugendstil-Wandbrunnen in der Spichererschule zu Pfersee. Sie waren nicht nur Schmuck, sondern hatten auch eine große Bedeutung: Erstmals konnten Kinder in Pfersee dort sauberes Trinkwasser schöpfen – in einem Stadtteil, der vor der Eingemeindung 1911 noch keine zentrale Wasserversorgung kannte.

Die Brunnen, gestaltet vom Steinmetz Schülein, trugen als krönenden Abschluss Tiermotive: Pfau, Truthahn und Marabu. Beim Abriss der Schule sollte die städtische Wohnbaugesellschaft (WBG) deren Erhalt sichern und für eine spätere Wiederaufstellung sorgen. Doch ein neuer Standort wurde nie gefunden.

„Stattdessen gingen die Jugendstil-Unikate bei der Räumung eines WBG-Lagers ›im Weg um‹“, kritisiert Dietmar Egger, Vorsitzender der Bürgeraktion Pfersee. Während Augsburg mit dem historischen Erbe nichts anzufangen weiß, erkannte Prof. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, deren Wert sofort und nahm sie nach Regensburg mit.

Für den Pferseer Geschichtskenner Bernhard Kammerer ist der Verlust ein kulturhistorischer Skandal: „Die Wandbrunnen in der 1913 erweiterten Schule bedeuteten für viele Schüler die erste Begegnung mit sauberem Trinkwasser, während im Stadtteil ansonsten Grundwasser gepumpt wurde. Die exquisite Ausführung war dabei nicht zufällig, sondern Ausdruck der immensen Wertschätzung, die dem sehnlichst erwarteten, hygienisch einwandfreien Trinkwasser beigemessen wurde. Sie sind also kulturhistorisch bedeutendes Vermächtnis, das die WBG hier als denkbar schlechteste Verwalterin eigenmächtig aus der Hand gibt und zerstört.“

Gerade in der Weltkulturerbe-Stadt Augsburg, die sich ihres historischen Wassermanagements rühmt, ist dieses Vorgehen beschämend. Dabei hätten sich längst repräsentative Orte für eine Wiederaufstellung gefunden – vom Staatstheater über die Staatsbibliothek bis hin zur auf Umweltthemen spezialisierten Uniklinik, sogar im Neubau der WBG-Zentrale.

Die Stadt Augsburg ist jetzt gefordert, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Brunnen zurückzuholen und sie an würdiger Stelle wieder öffentlich sichtbar zu machen.

Dietmar Egger

Fotos der Brunnen (Bernhard Kammerer)