Jazzware Company begibt sich auf die Spuren der Vergangenheit
Seit mehr als einem Jahrzehnt sind die sechs eleganten Herren mit den roten Fliegen nun schon fester Bestandteil der Stadtberger Kulturszene und noch immer gelingt es ihnen, mit neuen Facetten aus der beschwingten Welt von Jazz, Dixieland und Swing das Publikum zu begeistern. Blues im Wandel der Zeiten lautete das diesjährige Motto der Jazzware Company, die im Bürgersaal die schönsten Arrangements einer goldenen Ära aus dem musikalischen Koffer der Kostbarkeiten geholt hatte. Von den getragen-fröhlichen Trauermelodien New Orleans bis hin zu schwelgenden Saxofonträumereien und ungewohnten Experimentalstücken reichte das mannigfaltige Repertoire der Combo, wobei die Klanglinien der Instrumente vom harten Leben der schwarzen US-Bevölkerung erzählten oder die ausgelassene Fröhlichkeit alter Tanztempel zu neuem Leben erwachen ließen. Und bereits nach wenigen Takten und Bluesläufen begann auch Frontsänger Jazzy James zur absoluten Hochform aufzulaufen: Mit dem Charisma seiner unverkennbaren Reibeisenstimme und seltsamen Begleitutensilien wie etwa einem prähistorischen Waschbrett verlieh er dem groovenden Blues eine ganz persönliche Note, nur um kurze Zeit später durch eine rasante Ein-Mann-Akrobatik am Schlagzeug wieder für fetzige Feierlaune zu sorgen. Atmosphärisch untermalt wurde die flotte Konzertreise durch die überdimensionalen Fotoprojektionen im Hintergrund – von seltenen Plattencovern bis zu seltsamen Wassermelonenköpfen war alles dabei, was auf irgendeine Weise in der vielseitigen Welt des Blues und Jazz einstmals eine wichtige Rolle gespielt hatte. Durch die professionelle Moderation von Radiosprecher Bernhard Schulz wurde sogleich ein weiteres Schmankerl dargeboten – in spritzigen Anekdoten erfuhr man unter anderem, dass Bluesmusiker Billy Davis auch die Coca-Cola-Werbung komponierte oder Jazzlegende Duke Ellington prompt schon mal als Butler im Weißen Haus tätig war. Die Jazzware Company ist und bleibt die Jazzware Company, doch zur späteren Stunde der großen „Blues Night“ erhielt das smarte Herrensextett noch weibliche Unterstützung dazu: Souldiva Mom Bee schwebte im roten Abendkleid und mit goldener Stimme über die Showbühne und erntete regelrechte Jubelstürme für ihre schwelgenden Soloparts, die sich schleichend wie auf Katzenpfoten und kräftig wie ein Sommergewitter über die jazzigen Melodienläufe legten. Fazit: Ein spritziger Abend voller netter Einfälle und einem herrlichen Blumenstrauß an unvergessenen Grooves.
Text/Bilder: Thomas Hack