(Ge)traute Paare sind auch nur Menschen Künstlerpaar präsentiert auf humorvolle Weise die Höhen und Tiefen der Ehe |
„Meinen täglichen Willen gib uns heute“, fordert eine ungehaltene Katharina Luther in einer ebenso ungehaltenen Tischrede. Gerichtet ist sie an niemand Geringeren als an den berühmten Kirchenrevolutionär Martin Luther, der es als Ehemann in der fiktiven Gedankenwelt der Buchautorin Christine Brückner zu deutlich weniger Ruhm brachte. Diese und andere herzerfrischende Anekdoten rund um die Irrungen und Wirrungen der eingetragenen Lebensgemeinschaft standen nun im Mittelpunkt einer Konzertlesung im Stadtberger Bürgersaal. Sybille und Heinrich Schiller, selbst seit vielen Jahren vermählt, sangen dort ihr „Lob der Ehe“. Der angestrebte Querschnitt durch die literarische Welt der Göttergatten und Rosenkrieger gelang. Mark Twain etwa suchte die Geheimnisse der Zweisamkeit bei Adam und Eva, die Gebrüder Grimm sahen sie bei Agilulf und Theudelind. Etwas profaner ging Kurt Kusenberg die Sache an: In seiner feucht-fröhlichen Erzählung „Ein schönes Hochzeitsfest“ nahm er statt des Liebesrausches die Trunkenheit der weinseligen Gäste aufs Korn. Doch Sybille Schiller entdeckte auch wehmütigere Aspekte des Ehelebens wie etwa in den vergänglichen Sommernachtsträumen der Adele Schreiber.Nicht immer in den höchsten Tönen, wohl aber in passenden Flügelklängen lobte Heinrich Schiller den Lebensbund: Abwechslungsreich zeichnete er ein eigenes klangvolles Bild der Ehe, welches sich quer über die Jahrhunderte erstreckte. Der getragene Hochzeitsmarsch fehlte dabei ebenso wenig wie der Evergreen „Ganz in Weiß“ von Roy Black. Das Lob – darin waren sich am Ende alle Bürgersaalbesucher einig – gebührt jedoch nicht alleine dem umstrittenen Lebensbunde, sondern vor allem den beiden versierten Interpreten. Diese boten mit viel Witz und Charme ein musikalisch-literarisches Potpourri rund um das schillernde Spielfeld der Ehe und hielten dem Publikum auf humorvolle Weise vor Augen, dass (ge)traute Paare eben auch nur Menschen sind. Text/Bild: Daniela Ziegler